Das Rotauge ist ein regionaler Speisefisch aus dem Bodensee, der aber lange im Schatten des bekannten Felchens stand. Doch in großen Teilen des Bodensees darf der Felchen aktuell nicht gefangen werden. Fischer und Gastronomen am Bodensee müssen deshalb umdenken und setzen vermehrt auf das Rotauge. Während der "Internationalen Rotaugen-Wochen", vom 29. März bis zum 13. April, machen Betriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz Werbung für das Rotauge und bieten es vermehrt an.
Nach Felchenfangverbot: Fischer brauchen neuen "Brotfisch"
"Früher war der Felchen unser fangstärkster Fisch", sagt Berufsfischer Bernd Kaulitzki aus Wasserburg (Kreis Lindau). Doch der Fisch findet im Bodensee inzwischen keine optimalen Lebensbedingungen mehr vor und findet unter anderem zu wenig Nahrung. Der Bestand ist drastisch zurückgegangen. "Wir haben seit Jahren kaum mehr Felchen gefangen. Jetzt gibt es noch das Fangverbot. Das heißt, ich musste mir etwas Neues überlegen", sagt Kaulitzki. Sein neuer "Brotfisch" ist deshalb das Rotauge. 70 Prozent des Fangertrags macht der Fisch bei ihm inzwischen aus.
Das Rotauge ist für mich der wichtigste Fisch und mittlerweile das Rückgrat meines Betriebs.
Rotauge war als Speisefisch lange eher unbeliebt
Das Rotauge ist eine Karpfenart. Die Iris des Fischs schimmert rötlich - daher der Name Rotauge. Der Fisch fühlt sich im Bodensee richtig wohl und frisst die invasive Quagga-Muschel, das macht ihm das Überleben leichter. Doch der Ruf des Rotauges als Speisefisch war lange nicht besonders gut. "Im Vergleich zu anderen Fischen hat das Rotauge zwar nicht mehr, aber längere Gräten", erklärt Kaulitzki. Er muss den Fisch deshalb aufwendiger bearbeiten. Die Gräten werden von einer Maschine oder per Hand alle zwei Millimeter geschnitten oder der Fisch wird eingelegt, damit sich die Gräten zersetzen. Dann merke man sie nicht mehr.

Zubereitet wird das Rotauge dann zum Beispiel im Gasthof "Zur Kapelle" in Nonnenhorn (Kreis Lindau). "Wir haben inzwischen eine richtige Rotaugen-Fangemeinde. Es gibt Gäste, die gezielt zu uns kommen, um mal wieder Rotauge zu essen", sagt Inhaber Hans-Jörg Witzigmann. Es sei etwas mühsam gewesen, Touristen und Einheimische von dem Fisch zu überzeugen. Die "Rotaugen-Wochen" in den vergangenen Jahren hätten dabei geholfen, den Fisch bekannter zu machen, sagt Witzigmann. "Dadurch ist vielen erst bewusst geworden, dass es im Bodensee noch andere Fische gibt - außer dem Felchen."
Rund 30 Betriebe bei "Rotaugen-Wochen" dabei
Rund 30 Fischerei- und Gastronomiebetriebe rund um den Bodensee beteiligen sich in diesem Jahr an den "Rotaugen-Wochen". Die Aktion solle neben dem Rotauge auch die Marke "Wildfang Bodensee" bekannter machen, heißt es vom Verein Bodenseefisch. Die Marke kennzeichne regional im Bodensee gefangenen Fisch.