Der Künstler Robert Schad steht vor seiner Skulptur "der Schrei", einem abstrakten Kunstwerk aus rostbraunem Stahl (Foto: SWR, Alfred Knödler)

200 Menschen starben im Internierungslager

Skulptur erinnert an ehemaliges NS-Lager "Lindele" in Biberach

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In Biberach ist am Sonntagmittag eine Skulptur zur Erinnerung an das NS-Lager "Lindele" feierlich eingeweiht worden. Auch eine Delegation aus dem britischen Guernsey war gekommen.

Die Skulptur "Der Schrei" des Ravensburger Stahlbildhauers und Oberschwäbischen-Kunstpreis-Trägers Robert Schad erinnert an das NS-Lager "Lindele". Die Ausmaße der Skulptur sind enorm. Neun Meter breit, über fünf Meter hoch und 5,5 Tonnen schwer ist das Stahlkunstwerk. Die rostbraunen Stahllinien erinnern an einen Zaun, zeigten aber noch mehr, so der Künstler. "In der Mitte der Skulptur ist die Silhouette eines Kopfes zu sehen, der den Mund zu einem Schrei aufmacht", erklärt Robert Schad im SWR. Denn in dem Lager sei viel geschrien worden, das Leid der inhaftierten Menschen sei groß gewesen.

Musiker mit verschiedenen Instrumenten spielen beim Festakt zum Lager Lindele Stücke von Komponisten, die von den Nazis als entartet bezeichnet wurden. (Foto: SWR, Martin Hattenberger)
Musikerinnen und Musiker spielten bei dem Festakt Stücke von Komponisten, die von den Nazis als entartet zensiert und verfolgt wurden.

Festakt mit Musik "entarteter" Komponisten

Zu dem feierlichen Festakt war auch eine Delgation aus Guernsey gekommen. Von der britischen Insel im Ärmelkanal wurden 1942 knapp 1.000 Menschen nach Biberach deportiert, meist ältere Menschen und Frauen mit Kindern. Musikerinnen und Musiker untermalten den Festakt mit Stücken von als "entartet" diffamierten Stücken. Zum Auftakt etwa das bekannte Lied "Moorsoldaten". Der Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags, Daniel Born (SPD), sagte später in seiner Rede, noch nie so eine ergreifende Version des Liedes gehört zu haben.

Als "wichtige Stunde für die Stadt und Stadtgeschichte" bezeichnete Biberachs Oberbürgermeister Norbert Zeidler (CDU) die Einweihung der Skulptur. Die Befreiung des Lagers vor 78 Jahren habe eines der dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte beendet.

Der Biberacher OB Norbert Zeidler und Jonathan Le Tocq aus Guernsey unterschreiben einen Freundschaftsvertrag. (Foto: SWR, Martin Hattenberger)
Der Biberacher OB Norbert Zeidler und Jonathan Le Tocq aus Guernsey unterschreiben einen Freundschaftsvertrag.

Freundschaftsvertrag unterschrieben

Und dennoch sehen Zeidler und auch sein Kollege aus Guernsey, Bailiff Richard McMahon, die durch das Lager entstandene, inzwischen sehr freundschaftliche Verbindung zwischen Biberach und dem englischen Guernsey als großen Gewinn und als Zeichen, dass man aus der Geschichte lernen und eine gemeinsame Zukunft gestalten kann. Um diese Beziehung zu unterstreichen, unterschrieben Zeidler und ein Vertreter von Guernsey einen Freundschaftsvertrag.

Polizeihochschule steht auf ehemaligem Lagergelände

Am 23. April 1945 befreiten französische Soldaten die Menschen aus dem Lager. Es befand sich in einer ehemaligen Kaserne auf dem Gelände der heutigen Polizeihochschule in Biberach. Während des Zweiten Weltkrieges waren dort zunächst Kriegsgefangene der Wehrmacht untergebracht.

Ab 1942 kamen unter Leitung des württembergischen Innenministeriums ehemalige KZ-Insassen und Deportierte ins Lager "Lindele". Knapp 200 Menschen fanden in dem Lager den Tod.

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