Am 22. Oktober 1940 war der letzte Tag des traditionellen jüdischen Laubhüttenfestes Sukkot. Frühmorgens klingelten Gestapo und Polizisten an den Wohnungen von 112 Juden in Konstanz. In ein paar Stunden sollten sie ihre Sachen packen sowie Wolldecken und Verpflegung für drei Tage mitbringen, hieß es. Am Bahnhof Petershausen standen alte ausrangierte Personenzüge zur Zwangsverschickung bereit. Insgesamt wurden innerhalb weniger Tage 6.500 Juden aus ganz Baden und der Saarpfalz ins Internierungslager Gurs deportiert. Darunter waren 560 Kinder und Jugendliche. Die meisten kehrten nie wieder zurück.
Die Bildergalerie zeigt die Deportation anhand von Archivbildern aus Kippenheim (Ortenaukreis) und Lörrach.

Katastrophale Zustände im Lager
Viele der Menschen, die in Gurs untergebracht waren, starben wegen der katastrophalen hygienischen Zustände und fehlender medizinischer Versorgung an Entkräftung, Hunger und Krankheit. Wer die Zeit in Gurs überlebte, wurde ab dem August des Jahres 1942 über das Sammellager Drancy bei Paris in die Vernichtungslager im Osten, vor allem nach Auschwitz-Birkenau gebracht und dort ermordet. Weniger als die Hälfte der deportierten Konstanzer Juden überlebte den Holocaust.

Für jedes Opfer eine Kerze
Für jedes der 112 Konstanzer Opfer wird heute Abend eine Kerze angezündet und der Name verlesen. Schülerinnen und Schülern werden Zeitzeugenberichte verlesen und das Gedenken musikalisch begleiten, teilt die "Stolperstein"-Initiative mit. Der Gemeinderat will mit einer Schweigeminute an die Verschleppung der jüdischen Mitbürger erinnern.
