Die historischen Rollen von Frauen und Männern unterscheiden sich enorm von den heutigen. Das Ravensburger Museum Humpis zeigt, welche Rollen die Ravensburger Frauen ausfüllten - vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Einführung des Frauenwahlrechts Anfang des 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen nicht nur "bedeutende" Frauen. Auch das Leben von ledigen Frauen, Witwen, Almosenempfängerinnen, Handwerkerinnen, bürgerlichen Frauen, Angestellten und Arbeiterinnen wird beleuchtet.
SWR-Reporterin Thea Thomiczek hat sich die Ausstellung angeschaut:
Barbara Böhmin - eine Ravensburger Erfolgsgeschichte
In der Ausstellung wird beispielsweise das Schicksal der Ravensburger Schuhmachergattin Barbara Böhmin beleuchtet. Im Jahr 1789 starb ihr Mann, mit 26 Jahren war sie Witwe. Trotzdem führte sie den Handwerksbetrieb selbständig weiter, das damalige Ravensburger Witwenrecht erlaubte das. Sie brachte es eigenständig zur Schuhfabrikantin, indem sie eine Produktion in der Schweiz aufbaute. Die Ausstellung zeigt, dass solche Frauenkarrieren nicht der Norm entsprachen, nur unter Ausnutzung von rechtlichen Handlungsspielräumen habe Barbara Böhmin als Frau diesen Weg einschlagen können.


Rollenbilder des 19. Jahrhunderts: der Natur abgeschaut
Auf den Schautafeln wird dargestellt, dass sich im 19. Jahrhundert im Rahmen der Aufklärung und der Staatenbildung eine Festlegung auf vermeintlich naturgegebene Eigenschaften entwickelte. Für Geschlechterrollen bedeutete das, dass Frauen etwa eher passives Verhalten oder Sinnlichkeit zugeschrieben wurde, Männer galten hingegen als aktiv und rational.
Zuweisung von Rollen, Rechten und Räumen
Die Rolle der bürgerlichen Frauen reduzierte sich zunehmend auf Haushalt und Familie. Das spiegelt sich in Bildern, Kleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen wider. Auch schriftliche Überlieferungen und Dokumente wie Gerichtsprotokolle oder Nachlassinventare, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind, belegen das historische Rollenverständnis in Ravensburg.

Selbstwahrnehmung der heutigen Frauen
Eine Fotoserie, die in Zusammenarbeit mit der Ravensburger Fotografin Claudia Casagranda entstanden ist, thematisiert heutige und historische Ravensburgerinnen. Zu sehen sind aktuelle Portraits von Ravensburgerinnen, wie zum Beispiel der Bundestagsabgeordneten Agnieszka Brugger. Kombiniert werden sie mit historischen Gemälden und Fotografien aus der Sammlung des Museums und des Stadtarchivs.