Georgische Erntehelfer (Foto: SWR)

Prozess am Arbeitsgericht Ravensburg

Entscheidung vertagt: Streit um Löhne zwischen georgischen Erntehelfern und Landwirt vom Bodensee

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Der Streit um Lohnzahlungen an georgische Erntehelfer, die im Frühsommer auf einem Erdbeerhof bei Friedrichshafen gearbeitet haben, geht weiter. Am Arbeitsgericht Ravensburg fiel am Freitag keine Entscheidung.

Die Erntehelfer werfen dem Bauern vor, er habe ihnen Lohn vorenthalten. Das Arbeitsgericht will am 10. Juni ein Urteil verkünden oder einen neuen Verhandlungstag ansetzen. Die Vorsitzende Richterin hat am Freitag nochmals, wie vergangenen Sommer schon, einen Vergleich vorgeschlagen. Der Erdbeerbauer sollte jedem der 18 Kläger 750 Euro nachzahlen. Müsse das Gericht ein Urteil fällen, könnte der Landwirt der Verlierer sein und jedem Helfer bis zu 1.000 Euro zahlen müssen.

Landwirt beklagt Schaden von rund 70.000 Euro

Doch der Erdbeerbauer lehnte einen Vergleich erneut ab. Die Georgier seien wiederholt nicht zur Arbeit erschienen, ständig betrunken gewesen, hätten Diebstähle begangen und seien vorzeitig abgereist. Deshalb seien vergangenes Jahr viele Erdbeeren nicht geerntet worden und ein Schaden von rund 70.000 Euro entstanden, so der Landwirt. Die Erntehelfer widersprechen den Vorwürfen.

Die 18 Kläger aus Georgien behaupten, sie seien wiederholt zum vereinbarten Dienstbeginn erschienen, dann aber wieder weggeschickt worden. Für jene Arbeitstage habe der Landwirt die Löhne einbehalten. Die Rede ist von mehr als 1.400 Euro pro Person. Wenn das so stimme, wäre es rechtswidrig, so das Arbeitsgericht Ravensburg.

Grüne Erdbeerpflanzen sind auf einem Feld unter einer Plastikplane zu sehen. Im Hintergrund pflücken Erntehelfer die Früchte. (Foto: SWR, Philipp Raillon)
Die Erntehelfer haben auf einem Feld bei Friedrichshafen gearbeitet.

Streit beginnt im vergangenen Jahr wegen Unterbringung

Losgetreten hatten den Streit mehrere Videoclips eines Saisonarbeiters, die im vergangenen Jahr in den sozialen Medien in Georgien verbreitet wurden. In den Videos waren die Unterkünfte der Georgier zu sehen. Die Arbeiter berichteten von verdreckten und verschmutzten Wohncontainern. Außerdem sei es zu eng und die Unterbringung nicht corona-konform gewesen.

Das Landratsamt des Bodenseekreises überprüfte daraufhin die Unterkünfte und stellte Verstöße fest. Der Landwirt musste nachbessern. Auch die georgische Botschaft schaltete sich in den Fall ein und forderte Aufklärung.

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SWR