Die katholische Kirche St. Felix und Regula in Schwarzenbach bei Wangen im Allgäu (Kreis Ravensburg) ist profaniert. Am Sonntagvormittag haben Weihbischof Matthäus Karrer von der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der örtliche Pfarrer Matthias Hammele mit den Gläubigen den letzten Gottesdienst in der Kirche gefeiert. Das Gebäude wird abgerissen.
Pfarrer Matthias Hammele war vom Schlussgottesdienst beeindruckt:
Begleitet von der Musikkapelle Schwarzenbach und Fahnenabordnungen der Vereine zogen der Weihbischof, Pfarrer und eine große Schar von Ministrantinnen und Ministranten in die Kirche ein.

In der Kirche stehen Baugerüste. Sie stützen das einsturzgefährdete Dach. Vor fünf Jahren wurde festgestellt, dass das Gebäude aus den späten 1950er-Jahren instabil sei, so die Diözese.
Warum muss die Kirche in Schwarzenbach abgerissen werden?
In die Dachkonstruktion waren dieselben Holzbinder eingebaut worden, die im Jahr 2006 zum Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall (Landkreis Berchtesgadener Land) geführt hatten. 15 Menschen starben bei dem Unglück. In Schwarzenbach, einem Teilort der Gemeinde Neuravensburg, wurde das Kirchengebäude nicht nur deswegen geschlossen. Auch Fundament und Wände sind laut Diözese nicht stabil.
Der Abbruch der Kirche ist in der Kirchengemeinde durchaus umstritten. Viele hatten sich für eine Sanierung stark gemacht. Doch die Diözese entschied sich am Ende für den Neubau. Auch weil die Folgekosten für Heizung und Unterhalt zu teuer geworden wären.

Es bleiben viele Erinnerungen
Im Schlussgottesdienst erinnerte Pastoralreferentin und Diözesenmitarbeiterin Cäcilia Riedißer an Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und viele andere Anlässe, die die Menschen in dieser Kirche erlebt und die das Haus "mit Leben erfüllt" hätten. "Dieses Bauwerk war steinernes Zeugnis unseres Glaubens", so Riedißer in ihrer Predigt. Sie zeigte Verständnis dafür, dass bei manchem Wehmut, Trauer oder Enttäuschung aufkomme, denn "ein Stück Heimat geht verloren".
Beim letzten Gottesdienst in der Kirche in Schwarzenbach wurden bei vielen Erinnerungen wach:
Neue Kirche soll zum "Kristallisationspunkt" werden
Am selben Ort der mehr als 60 Jahre alten Kirche wird nun ein neues Kirchenhaus gebaut. Es wird kleiner ausfallen, multifunktional und nachhaltig, betonte Weihbischof Matthäus Karrer gegenüber dem SWR. Aber er meinte: "Die Kirche bleibt im Dorf!" In seiner Ansprache während der Messfeier brachte er den Wunsch zum Ausdruck, dass die neue Kirche ein Kristallisationspunkt des Kirchenlebens und der Versöhnung werde.
Am Ende des feierlichen Gottesdienstes wurde die Profanierung vollzogen. Cäcilia Riedißer verlas das Profanierungsdekret. Danach trugen Ministranten, Laienhelferinnen und -helfer die Glocken, Osterkerze und Lektionar (Buch mit Lesungen und Psalmen) aus der Kirche. Weihbischof und Pfarrer entnahmen aus dem Altar die Reliquien der Heiligen Clarus und Rufus.

Pfarrer Matthias Hammele holte schließlich aus dem Tabernakel das Allerheiligste, das ist ein Ziborium mit den Hostien. Zu guter Letzt wurde das Ewige Licht gelöscht.
Pfarrer Matthias Hammele sagte dem SWR, er habe den letzten Gottesdienst, aber insbesondere das Ritual der Profanierung, als sehr emotional empfunden. Ähnlich sahen das Kirchenbesucherinnen und Kirchenbesucher. Ein junger Mann meinte nach dem Schlusssegen, er sei etwas traurig, freue sich aber auch auf das Neue.
Wir Kinder sagen Tschüss zu unserer alten Kirche.
Zum Schluss ein Imbiss in der Kirche
Das Ende ihrer 1959 eingeweihten Kirche feierten die Schwarzenbacher und Gäste aus der Region im Anschluss an den Gottesdienst mit einem Imbiss in der Kirche.

Am Montag wird damit begonnen, den Innenraum des Gebäudes auszuräumen. Noch im März sollen die Abrissarbeiten beginnen. Der Start für den Neubau ist im Herbst vorgesehen.
Ein ökologisch nachhaltiges Kirchenhaus soll entstehen
Die Kosten für die neue Kirche belaufen sich nach Angaben der Diözese auf voraussichtlich 4,2 Millionen Euro. Altar, Ambo, Taufstein, Tabernakel, eine Marienstatue sowie die Figuren der Kirchenpatrone St. Felix und Regula aus der alten Kirche werden auch im neuen Gotteshaus ihren Platz finden. Die Altarreliquien werden bis zur Weihe der neuen Kirche im Diözesanarchiv in Rottenburg aufbewahrt.
Das neue Kirchengebäude entsteht nach Plänen eines Vorarlberger Architekturbüros. Sie soll Platz für bis zu 200 Kirchenbesucher bieten. In dem Gebäude wird es Platz geben für pastorale Angebote, Sakristei und Sanitärräume sowie für eine Empore für die Kirchenmusik. Die Diözese spricht von einem "ästhetischen und nachhaltigen Kirchenraum". Der bisherige Kirchturm bleibt bestehen, er wird weiter direkt neben der Kirche stehen.