Eberhard Wirth und seine Frau Margrit, beide über achtzig Jahre alt, leben seit Jahrzehnten in einem Blockhaus mitten im Wald bei Überlingen. Sie haben sich mit dem einfachen Leben im Wald einen Lebenstraum erfüllt. Hier haben sie lange eine Art Wildtier-Pflegestation betrieben, ohne Strom-, Gas-, und Wasseranschluss. SWR-Reporterin Caroline Geyer findet das einfach besonders und hat das Ehepaar im Wald besucht.
Um das Wohnhaus der Wirths herum gibt es mehrere kleine Teiche sowie ein weiteres Blockhaus für Gäste, drei Wirtschaftsgebäude und einen Gemüsegarten. Aus einer Quelle läuft das Wasser mit Eigendruck bis ins Haus. Geheizt wird mit selbst gespaltenem Holz, als eine Art Kühlschrank dient ein sieben Meter langer Stollen in einem Hügel. Und auch die Wäsche muss mit der Hand gewaschen werden. Seit zehn Jahren ist das Waldhaus an die öffentliche Kläranlage angeschlossen.
Traum vom Leben im Wald erfüllt
Die heute 81-jährige Margrit Wirth war es, die unbedingt auf die ehemalige Fuchsfarm mitten in den Wald ziehen wollte. Es war ein Kindheitstraum von ihr. Als das Ehepaar es schließlich wagte, stand das Haus schon fünf Jahre leer. Alles sei verwahrlost gewesen, doch bereut hätten sie ihren Entschluss aber nie, erzählt Eberhard Wirth.
Eberhard Wirth wollte ursprünglich Künstler werden. Dann machte er aber doch eine Lehre als Werkzeugmacher, wurde Ingenieur für physikalische Technik und unterrichtete schließlich an der Gewerblichen Schule in Überlingen. Für viele sei ihr Lebensstil ohne Komfort befremdlich, erzählt Eberhard Wirth, für ihn und seine Frau sei dies jedoch der wahre Luxus.
Verletzte Wildtiere gepflegt
33 Jahre lang haben Eberhard und Margit Wirth verletzte oder verwaiste Wildtiere aufgepäppelt, die Förster oder Tierärzte zu ihnen brachten: Eulen, Vögel, Rehe, Füchse, Marder, Eichhörnchen und viele mehr - rund 3.000 Wildtiere haben sie aufgepäppelt. Und über jedes haben die Wirths Buch geführt. Auch in der Nachbarschaftshilfe haben sie sich engagiert. Jetzt, mit über 80 Jahren, müssen die beiden etwas kürzertreten. Wildtiere soll man ihnen nicht mehr bringen. Den Alltag im Wald ohne moderne Hilfsmittel zu bewältigen, ist bereits mit viel Aufwand verbunden.
"Wir leben in der Zukunft"
Rückwärtsgewandt findet Eberhard Wirth ihre Lebensweise keineswegs: "Ich denke, so wie wir leben ist es normal. Das, was die anderen machen, ist nicht mehr normal. Ich lebe in der Zukunft. Wir müssen uns dran gewöhnen, dass sich das Klima wandelt, dass die Ressourcen zurückgehen. Jeder muss sein Leben selber bestimmen, aber nicht auf Kosten von anderen."