Dem "Klettermax" aus Singen (Kreis Konstanz) ist kein Baum zu hoch. Mithilfe einer speziellen Seiltechnik lichtet er in luftiger Höhe Baumkronen von innen aus. In den Baumwipfeln fühlt sich Max Kasper wohl. Der 33-jährige Baumpfleger ist gerne draußen, mag es Hirn und Muskeln einzusetzen. Er wuchs gemeinsam mit drei Geschwistern in Schienen auf der Höri auf. Im Alter von sechs Jahren habe er beschlossen, Gärtner zu werden.
"Ich war Unkrautjäten vor dem Büro meiner Mutter, habe ins Fenster reingeschaut und dann nach oben geschaut. Ich dachte, 'Mensch, da scheint die Sonne, jetzt muss die Arme bei dem tollen Wetter vor dem Computer sitzen. Da ist man quasi eingesperrt.' Da war für mich klar, ich brauche einen grünen Beruf."
SWR-Reporterin Caroline Geyer hat sich mit dem 33-jährigen Max Kasper in Singen getroffen.
Als Kind sei er eher schmächtig gewesen. In den Lehrjahren als Baumkletterer habe er erst gemerkt, wie anstrengend der Beruf ist. Die Muskeln müssten sich an die Bewegungen gewöhnen. Rückenschmerzen und Muskelkater seien die ersten drei Jahre keine Ausnahme, sondern die Regel gewesen.
Max Kasper liebt den Beruf und machte sich bald selbstständig. Er arbeitete viel und lange, abends brauchte er eine Stirnlampe, um weiterzuarbeiten. Das ging nur eine Weile lang gut. Nach vier Jahren war er völlig überarbeitet, sein Körper macht nicht mehr mit. Drei Monate brauchte er, um sich zu erholen. Auch heute arbeitet er noch viel. Nun achte er aber besser auf sich, sagt Max Kasper. Ein Ausgleich ist für ihn wandern in den Bergen.
"Laufen bedeutet sich selber zu finden, sich mit sich selber zu beschäftigen, das hat schon fast was Meditatives."
Auch seinen anderen Interessen geht der Baumkletterer jetzt nach: Er tanzt gerne Salsa, selbst nach einem langen Arbeitstag. Und er reist gerne. Eine heikle Situation in seinem Beruf habe ihm gezeigt, wie wertvoll das Leben ist und wie schnell es vorbei sein kann. Als er einmal den Stamm einer Birke hochkletterte, fühlten sich die Schwingungen schon anders an als sonst. Dann stellte er fest, dass sie komplett morsch war. "Dann überlegt man sich, das hätte jetzt auch das Ende sein können."
Auch wenn es den Singener Baumkletterer immer wieder in die Ferne zieht, in seine Heimat, den Hegau, kommt er immer wieder gerne zurück. "So sicher und schön wie hier hat man es, glaube ich, fast nirgendwo auf der Welt. Das ist ein Paradies hier."