Lärm zwischen Friedrichshafen und Lindau

Mehr Güterverkehr am Bodensee - Problem für den Tourismus?

Stand

Auf der Südbahn zwischen Friedrichshafen und Lindau fahren seit März deutlich mehr Güterzüge. Bei Hoteliers in den Gemeinden entlang der Strecke sorgt das für Unmut.

Der erste gegen 5:30 Uhr, drei weitere noch vor 8 Uhr und über Mittag nochmal drei - wer an der Bahnlinie Friedrichshafen-Lindau wohnt oder Urlaub macht, hat es längst bemerkt: Es rollen jetzt viele Güterzüge, deutlich mehr als sonst. Manche sind extrem lang, manche fahren auch mitten in der Nacht, wenn der Personenverkehr ruht.

Mehr Güterverkehr - Problem für den Tourismus am Bodensee?

Wird der verstärkte Güterverkehr auf der Südbahn zwischen Friedrichshafen und Lindau zum Problem für die Tourismusgemeinden entlang der Strecke? Ja, sagen einige Hoteliers, die ihre Häuser direkt an der Strecke haben. Hans-Jörg Witzigmann, Inhaber der "Kapelle" in Nonnenhorn (Kreis Lindau), berichtet, dass die gestiegene Zahl der Güterzüge in seinem Hotel ein Thema sei. Es gebe bisher zwar keine gehäuften Beschwerden, aber "leiser wird's auf jeden Fall nicht", so Witzigmann. Er habe schon vor einiger Zeit in den Schallschutz in seinem Hotel investiert, gegen Erschütterungen durch die Güterzüge lasse sich aber nichts machen.

Hotelier aus Kressbronn für Ruhezeiten wie beim Flugverkehr

Im Teddybärenhotel von Peter Marschall in Kressbronn (Bodenseekreis) hat die gestiegene Zahl der Güterzüge schon für echten Ärger gesorgt. Gäste hätten angekündigt, im kommenden Jahr kein Zimmer mehr bei ihm buchen zu wollen, auch wenn sie sonst zufrieden gewesen seien, so Marschall.

Ein Hotel mit Teddybären auf der Fassade. Die Gäste fühlen sich gestört durch die Güterzüge zwischen Lindau und Friedrichshafen.
Das Teddybärenhotel gleich gegenüber dem Kressbronner Bahnhof hat schon negative Rückmeldungen wegen des Zuglärms bekommen.

Urlauber wünschten sich Ruhe und Erholung. Der Hotelier sieht es vor allem als Problem, dass die Züge vermehrt nachts fahren. Er wünsche sich eine Regelung wie beim Flugverkehr - mit einem Lärmschutz zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens zum Beispiel.

Bis zu zehn Güterzüge täglich mitten durch die Seegemeinden

Bis zu zehn Güterzüge täglich rollen seit März mitten durch die Seegemeinden zwischen Friedrichshafen und Lindau, bestätigt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf SWR-Anfrage. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren verkehrten laut Bahn auf der Strecke nur vereinzelt Güterzüge. Die Zahl der Personenzüge stieg in diesem Zeitraum nur leicht, von 70 auf 75 am Tag. Mehr als zehn Güterzüge täglich sind nach Bahnangaben nicht geplant.

Die Deutsche Bahn spricht gegenüber dem SWR von einer stark schwankenden nächtlichen Auslastung. Private Güterbahnunternehmen könnten Strecken sozusagen "mieten", dies passiere nicht nach einem festen Fahrplan. Woher die Güterzüge kommen und was sie transportieren, kann der Bahnsprecher nicht sagen. Es gibt in Deutschland etwa 400 Eisenbahnunternehmen, die Gütertransporte anbieten und dafür Bahntrassen buchen. Sie legen auch die gewünschte Uhrzeit fest, auch zu Tagesrandzeiten oder mitten in der Nacht.

Bahn: Güterverkehr soll Personenverkehr wenig stören

Dass Güterzüge nachts oder in den frühen Morgenstunden fahren sei aber durchaus gewollt. So sorgten sie auf der eingleisigen Strecke am Bodensee für möglichst wenig Behinderungen beim Personenverkehr. Vergangenen Montag hatte ein Güterzug den Personenverkehr auf der von Schulkindern und Pendlern stark genutzten Bahnlinie ausgebremst. Ein solcher Teilausfall soll laut Bahn ein Einzelfall bleiben.

Die deutliche Zunahme des Güterverkehrs sei darauf zurückzuführen, dass die Trasse durch die Ende 2021 abgeschlossene Elektrifizierung attraktiver für den Gütertransport geworden sei, so der Bahnsprecher. So rolle jetzt auch wieder ein Kiestransport zwischen Lindau und Kressbronn.

Hoteliers haben ohnehin schlechte Erfahrungen mit Bahn

Auf die Bahn sind die Hoteliers aus Kressbronn und Nonnenhorn übrigens schlecht zu sprechen. Die Sorgen und Nöte der Anlieger würden nicht gehört, klagen sie. Seit vielen Jahren schon gebe es immer wieder Unmut, zum Beispiel über Bahnübergänge in den Seegemeinden oder wegen lauter, nächtlicher Bauarbeiten. Auch bei diesen Themen fühlten sich die Hoteliers nicht ernst genug genommen.

Eine Nachfrage des SWR bei den Tourist-Informationen in den Seegemeinden entlang der Strecke hat ergeben, dass es dort bisher keine Flut von Beschwerden gibt. Die Saison habe aber auch gerade erst richtig begonnen, hieß es von der Tourist-Information in Wasserburg (Kreis Lindau). Ob es in der Hauptsaison mehr Beschwerden von Gästen geben werde, lasse sich schwer abschätzen.

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