Michael Teipel ist kurz nach dem Tod des Papstes nach Rom gereist. Vor Ort erlebt er Trauer, Begegnungen – und eine Kirche im Umbruch. Teipel ist Leitender Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Konstanz Altstadt und Dekan in Konstanz. In der Ewigen Stadt beobachtet der Priester eine besondere Stimmung, wie er dem SWR erzählt: "Die Trauer ist spürbar – aber die Stadt lebt weiter."
Die Stimmung in Rom nach dem Papsttod
Zwischen Petersdom, Lateranbasilika und der Kirche Santa Maria Maggiore bewegt sich Teipel in diesen Tagen in Rom. Rom schwanke zwischen Andacht und Alltag, berichtet Teipel. Auf der einen Seite Gläubige, die still beten. Auf der anderen Seite Alltag, Touristen, Geschäftigkeit.
Teipel erlebt diese Kontraste intensiv: "Die Fahnen hängen auf halbmast, überall sind Bilder des Papstes." Besonders im Petersdom merke man die besondere Atmosphäre, so Teipel. Gleichzeitig sei Rom aber eine Großstadt, die sehr touristisch sei und nur bedingt auf solch ein Ereignis eingehe.

Die Nachricht in der Liturgie: Spontane Reaktion auf den Tod des Papstes
Zurückblickend erinnert sich Teipel an den Moment, als er vom Tod des Papstes erfuhrt: Er war am Ostermontag in Konstanz mitten im Gottesdienst. Während der Lesung kam die Nachricht des Todes. "Ich war erschrocken. Man wusste, es geht zu Ende – aber das kam trotzdem überraschend." Teipel entschied sich, das Evangelium wie geplant zu verkünden. In der Predigt sprach er dann spontan über den Tod des Papstes – und hielt ein Totengedenken. "Es war mir wichtig, den Moment gemeinsam mit der Gemeinde zu würdigen."
Gespräche in Rom: Das Vermächtnis von Franziskus und die Zukunft der Kirche
Kurz darauf reiste Teipel nach Rom. Seine Reise nach Italien war lange geplant. In Rom trifft Teipel Bekannte und Freunde aus kirchlichen Kreisen. Gespräche über den Papst prägen die Tage, erzählt er. "Franziskus hat neue Räume geöffnet. Nicht jeder mochte das, aber es war notwendig." Besonders das Jahr der Barmherzigkeit 2016 nennt er als prägenden Moment. Neben der Trauer sei auch Zuversicht spürbar – und die Frage: Wie geht es jetzt weiter mit der Kirche?
Hoffnung und Verantwortung: Erwartungen von Teipel an den nächsten Papst
Mit der Beisetzung des Papstes am Samstag endet eine Ära, so Teipel. Teipel wünscht sich als neues Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche eine Persönlichkeit mit Weitblick: "Ein Papst, der verbindet, der Mut macht, der gehört wird." Glaube, Menschlichkeit, klare Worte – das sei heute nötiger denn je. "Franziskus war unbequem, aber echt. Das wünsche ich mir wieder", so Teipel im SWR.
Bei der Beisetzung des Papstes am Samstag in Rom wird Michael Teipel nicht mehr dabei sein – und trägt das mit Gelassenheit. "Ich muss nicht dort stehen, um verbunden zu sein", sagt er. Am Donnerstag kehrt Michael Teipel nach Konstanz zurück. Am Sonntag begleitet er die Erstkommunion in seiner Gemeinde.