Die Bürgli-Glocke ist fast 1.000 Jahre alt und damit die älteste Kirchenglocke in ganz Baden-Württemberg. Das ergab nun die Expertise des international anerkannten Karlsruher Glockenexperten Kurt Kramer in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt. Die Glocke wurde 1998 zufällig entdeckt, als bei Gailingen ein Loch für die Verankerung einer Sitzbank ausgehoben wurde. Ihr Alter sei damals anders eingeschätzt, ihre Bedeutung nicht erkannt worden, so Kramer. Die Glocke ist aus Bronze, 125 Millimeter breit, 157 Millimeter hoch. Gegossen wurde sie Kramers Expertise zufolge um das Jahr 1050. Bauform, Verzierungen und die Kupfer-Zinn-Legierung sprächen dafür.
SWR-Reporterin Tina Löschner hat mit Kurt Kramer über die Bürgli-Glocke gesprochen:
Bedeutende Entdeckung
Kurt Kramer war als Sachverständiger für die 6.000 Glocken des Erzbistums Freiburg zuständig und hat viele bedeutende Kirchenglocken gesehen, erforscht und erfasst. Die Bürgli-Glocke sei dennoch etwas ganz Besonderes für ihn gewesen, sagt er.
Glocke lag 25 Jahre in der Asservatenkammer
Kramer war im Zuge von Recherchen für eine Abhandlung über Glocken im Erzbistum Freiburg in einem Fundbericht auf das Exemplar aus Gailingen gestoßen. Die Glocke selbst lag seit fast 25 Jahren in der Asservatenkammer des Denkmalamtes, wohin sie nach ihrem Fund 1998 gebracht worden war. Ihren Namen bekam die Glocke, weil sie in der Nähe der Ruine des Bürglischlosses bei Gailingen gefunden wurde.
Wohl im Kloster Reichenau gefertigt
An der neuen Datierung waren Archäologen und Restaurierungsspezialisten beteiligt, unter anderem wurde eine Materialanalyse gemacht. Er gehe davon aus, dass die Glocke im Kloster Reichenau gefertigt wurde und im 11. Jahrhundert in einer Kapelle am Dorfrand von Gailingen geläutet habe, sagte Kramer dem SWR.
Bürgli-Glocke wird 2024 auf der Reichenau gezeigt
Ausgestellt wird die Bürgli-Glocke voraussichtlich 2024 auf der Insel Reichenau. Dann feiert das Kloster Reichenau seine Gründung vor 1.300 Jahren.