Jürgen Hohl ist weit über die Region hinaus bekannt. Der leidenschaftliche Sammler ist auch textiler Restaurator, Museumsmacher und wird gerne auch der Barock- und Fasnets-Kenner von Oberschwaben genannt. Der 79-Jährige hat in seinem Leben viele Ausbildungen gemacht, so ist er unter anderem gelernter Hutmacher und Dekorateur. Hunderte Trachten-Hauben hat er restauriert und für über 20 Musikkapellen Trachten für ihre Auftritte entworfen. Insgesamt gehen 120 Narrenfiguren auf seine Entwürfe zurück.
Diskriminierung wegen Homosexualität
Doch Jürgen Hohls Leben verlief nicht immer ganz einfach. In der Kindheit hatte er es schwer mit dem Vater. Später gab es viele Probleme wegen seiner homosexuellen Orientierung. Gesellschaftlich war gleichgeschlechtliche Liebe damals noch geächtet. SWR-Reporter Dirk Polzin hat mit dem Heimatexperten über die Höhen und Tiefen seines Lebens gesprochen.
Schon früh habe er mit dem Sammeln begonnen und Indianerkostüme selbstgeschneidert, erzählt der 79-Jährige. Er habe die Liebe zu Gott entdeckt und das Vertrauen in die Heilig Blut Reliquie in Weingarten gefunden. Und nicht zuletzt begeisterte er sich für das närrischen Treiben an der Fasnet und deren historische Figuren.
Jürgen Hohl kämpfte als Heranwachsender gegen seine Homosexualität an. Mit 25 Jahren heiratet er eine Frau - sie kannte Hohls Neigung und toleriert sie. Doch in seiner Heimatstadt Weingarten (Kreis Ravensburg) wurde er nicht akzeptiert wie er ist, vor allem nicht mehr, nachdem seine Ehe scheiterte. Dabei hatte der heimatverbundene Hohl schon viel in Sachen Brauchtum für die Stadt geleistet.
Die Ausgrenzungen überstiegen schließlich für Jürgen Hohl das Maß dessen, was er ertragen konnte und wollte. 1981 zog er weg von Weingarten. Aber nicht in die Großstadt, sondern in den Bad Wurzacher Teilort Eggmannsried. Dort gründete er sein erstes Museum mit oberschwäbischen Trachten, Ordenskleidern und Weihnachtskrippen - und erfuhr überregionale Beachtung damit.
Eine Wende kam kurz vor dem Jahr 2000. Der damalige Weingartener Oberbürgermeister Gerd Gerber und der Zunftmeister der Plätzler-Zunft Klaus Müller holten Hohl zurück in seine Heimatstadt. Auch bei der Fastnacht hatte Hohl danach wieder einen festen Platz. Mittlerweile betreibt er das Trachtenmuseum in Kürnbach sowie in Weingarten das Fastnachtsmuseum und das Museum für Klosterkultur.