Ausstellung zeigt Fotografien von 1900 bis 1940

Die Macht der Bilder: So entstand der Mythos "Zeppelin" am Bodensee

Stand

Von Autor/in Karin Wehrheim

Historische Fotografien der Luftschiffe vom Bodensee sind im Zeppelin Museum Friedrichshafen zu sehen. Die Ausstellung "Bild und Macht" soll zeigen, wie die Aufnahmen für Propaganda genutzt wurden.

Wie zeigen Bilder Macht? Wie können sie uns beeinflussen oder täuschen? Diesen sehr aktuellen Fragen geht das Zeppelin Museum Friedrichshafen anhand historischer Zeppelin-Fotografien nach. 125 Jahre nach dem Erstaufstieg des Luftschiffes "LZ 1" im Juli 1900 vor Friedrichshafen hat das Museum aus seinem Archiv rund 500 Schwarzweiß-Fotografien zusammengestellt. Die neue Ausstellung heißt "Bild und Macht. Zeppelin-Fotografie im Fokus". Sie ist fast ein Jahr lang zu sehen.

"Bild und Macht": Zeppelin-Fotografien von 1900 bis 1940

Die Zeppelin-Fotografien stammen aus den Jahren 1900 bis 1940, also aus der Zeit des deutschen Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der NS-Diktatur. So ist beispielsweise ein Luftschiff in Königsberg im Winter 1915/16 zu sehen, eines über der Siegessäule in Berlin in den 1930er-Jahren, eines in New York. "Der Zeppelin war in allen drei Machtsystemen Staatssymbol", sagt Museumdirektorin Claudia Emmert. "Insofern wurde er natürlich immer mit Architekturen oder mit Symbolen verbunden, in allen drei Zeiten. Ansonsten ging es natürlich darum, auch die Mächtigkeit des Luftschiffs zu zeigen. Vor allem nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wollte man zeigen: 'Wir sind wieder wer'."

So sieht die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen aus:

Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Etwa 500 der insgesamt 11.000 Zeppelin-Fotografien des Zeppelin Museumsarchivs sind in der Ausstellung zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
Historische Fotografien der Zeppeline vom Bodensee in der Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen.
Möglicherweise ein Fake: Das bekannte Foto von Kindern, die dem "LZ 1" im Juli 1900 beim Erstaufstieg vor Friedrichshafen zuzusehen scheinen. Das Bild wurde erst in den 1970er-Jahren verbreitet. Ein Negativ gibt es nicht. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Dieses Foto eines unbekannten Fotografen von 1909 zeigt, wie das fertige Gerippe von "LZ 6" in die schwimmende Montagehalle vor Friedrichshafen-Manzell transportiert wurde. Bild in Detailansicht öffnen
Historische Fotografien der Zeppeline vom Bodensee in der Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen.
Ein Luftschiff im Winter 1915/16 am Landeplatz in Königsberg. Das Kaiserreich demonstrierte mit solchen Bilder seine Macht. Bild in Detailansicht öffnen
Historische Fotografien der Zeppeline vom Bodensee in der Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen.
Die Luftschiffe "LZ 129 Hindenburg" und "LZ 127 Graf Zeppelin" im März 1936 über dem Brandenburger Tor in Berlin. Auch die Nationalsozialisten demonstrierten mit solchen Fotos ihre Macht. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Diese Fotografie zeigt, wie das Luftschiff "Deutschland" in Düsseldorf auf der Halle aufsitzt. Die Passagiere müssen über eine Leiter herabsteigen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Eindeutig eine Fälschung ist diese Fotomontage vom Zeppelin "LZ 127" auf Weltfahrt 1929. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Manche Zeppelin-Fotografien sind raumhoch reproduziert, andere auf blauen Metallbögen im Raum gespannt. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Lotte Eckener, die Tochter von Luftschiffbauer Hugo Eckener, hatte Zugang zur Zeppelin-Montagehalle. 1935 fotografierte sie das Gerippe und die Heckspitze des "LZ 129" bei geöffnetem Hallentor. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Im brasilianischen Recife machte das Luftschiff öfter Halt. Der Ankermast ist bis heute dort zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
In einem separaten Raum ist die Katastrophe von Lakehurst zu sehen. Das Luftschiff "Hindenburg" ging 1937 in Flammen auf. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Für Sehbeeinträchtigte gibt es ausgewählte Fotografien zum Ertasten, die Erläuterung dazu in Braille-Schrift. Hier die Katastrophe von Lakehurst. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Fragen und Antworten mitten in der Ausstellung sollen dazu anregen, sich mit der Rolle von Archiven oder dem eigenen Verständnis von Familiengeschichte zu beschäftigen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Auch das ist in der Ausstellung zu erfahren: Eine Zeppelin-Fahrt nach Südamerika kostete 1.400 Reichsmark. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
"Erstelle mir ein Bild von einem Zeppelin NT, der bei Frontex im Mittelmeer eingesetzt wird, um Pushbacks von Migranten zu überwachen!" - So lautete der Auftrag an das KI-Programm ChatGPT. Bild in Detailansicht öffnen
Die Ausstellung "Bild und Macht" im Zeppelin Museum Friedrichshafen zeigt Zeppelin-Fotografie von 1900 bis 1940.
Auch mit Künstlicher Intelligenz erstellt: Ein Foto von einem barrierefreien Zeppelin. Bild in Detailansicht öffnen

Zeppelin wird zum Symbol für Macht und Überlegenheit

Der Zeppelin wurde durch diese Fotografien zum Symbol für die Eroberung des Himmels, für technische und militärische Überlegenheit. Der Zeppelin-Konzern beschäftigte schon bald eine eigene Foto-Abteilung. Im Archiv des Zeppelin Museums lagern heute etwa 11.000 Glasplatten und Fotonegative. Es ist das weltweit größte Archiv von Zeppelin-Fotografien, sagt Museumschefin Emmert.

Zeppelin-Fotografien wurden auch immer schon bearbeitet oder manipuliert. So geht die Archivarin des Zeppelin Museums, Barbara Waibel, davon aus, dass das berühmte Foto von drei Kindern, die dem Erstaufstieg des "LZ 1" am Bodensee zusehen, ein Fake ist. Ganz offensichtlich eine Fotomontage ist eine Aufnahme von einem Zeppelin auf Weltfahrt: Er fährt über der Weltkugel vorbei.

Manchmal liegt das Luftschiff ungewöhnlich schräg in der Luft, soll natürlich Dynamik und Tempo signalisieren. So hätte ein Luftschiff aber nie in die Kurve fliegen können. Oder wenn man genau guckt, dann sieht man Linien, wo die Schere vielleicht am Werk war.

Was ist Fake und was nicht?

Die neue Ausstellung bietet nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Zeppelin-Fotografie, sie fordert auch dazu auf, über die heutige Bildkultur und die Macht visueller Medien nachzudenken. Deshalb werden die historischen Aufnahmen durch Videoinstallationen und Objekte zeitgenössischer Kunstschaffender ergänzt. Außerdem können die Besucherinnen und Besucher an interaktiven Stationen KI-generierte Postkarten mit Zeppelinen gestalten und lernen, Fake-Bilder und Fake-Nachrichten zu erkennen. Dafür steht der SWR Fake-Finder bereit.

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