Panoramablick auf Florenz (Foto: IMAGO, IMAGO/YAY Images)

Erasmusprogramm für Auszubildende

Azubis aus Oberschwaben wieder in Europa unterwegs

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Mit dem Förderprogramm Erasmus+ können nicht nur Studierende ins Ausland, sondern auch Auszubildende. In diesem Jahr wollen Azubis aus Oberschwaben wieder Europa entdecken.

Die Corona-Pandemie hat auch das europäische Förderprogramm Erasmus+ getroffen. Zwei Jahrgänge hätten nicht ins Ausland gekonnt, sagt Andreas Steck. Er ist Lehrer an der kaufmännischen Humpis-Schule in Ravensburg und Berater für das Förderprogramm Erasmus+ in der Region. "Wir scharren alle mit den Hufen", so Steck, der zudem auch im Nutzerbeirat für das Förderprogramm in der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NABIBB) sitzt.

Das Erasmusprogramm bietet Auszubildenden die Möglichkeit, ein Praktikum im Ausland zu machen - entweder während oder im Anschluss an ihre Lehre. In diesem Jahr sollen Auszubildende wieder die Gelegenheit haben. Die Humpis-Schule in Ravensburg möchte den Auszubildenden gerne wieder im Herbst dreiwöchige Auslandspraktika anbieten.

Von Bad Waldsee für sechs Monate nach Florenz

Sophia Bauer hat die Chance bereits genutzt und erlebt derzeit die ersten Tage in ihrem Auslandspraktikum. Die 20-Jährige hat im Januar ihre Ausbildung zur Industriekauffrau mit Zusatzqualifikation Fremdsprachen beim Wohnmobilhersteller Hymer in Bad Waldsee (Landkreis Ravensburg) abgeschlossen. Nun ist sie im Anschluss für sechs Monate zu einem Unternehmen der Wohnmobilbranche in der Nähe von Florenz gegangen. Sie habe vom ersten Eindruck her ein wahnsinnig nettes Team, in dem sie arbeiten dürfe, erzählt sie. Die Firma liegt etwas außerhalb der Stadt. Sie selbst wohnt mitten in Florenz und ist von der Stadt und der Architektur beeindruckt.

"Ich habe mich bewusst für ein Land entschieden, wo ich die Sprache nicht konnte, damit ich nochmal eine neue Sprache lernen kann."

Mit dem Auslandspraktikum möchte Sophia Bauer auch die Zeit bis zu einem Studium nutzen. Sie hat sich besonders darauf gefreut, Italienisch zu lernen und in die Abläufe einer anderen Firma hineinzuschauen.

Auslandspraktikum macht Auszubildende selbstbewusster und selbstständiger

Julia Fix und Nikolas Götz von der Firma Verbindungselemente Engel in Weingarten waren in ihrer Ausbildungszeit, noch vor der Corona-Pandemie, ebenfalls im Rahmen des Erasmus+ Programms für drei Wochen in England und Irland. Beide schwärmen von ihrem Auslandsaufenthalt. Man nehme viel für sich selber mit, sagt Julia Fix.

"Ich glaube, man wird auf jeden Fall selbstständiger und selbstbewusster."

Ausbildungsleiterin, Auszubildende und Lehrer sind vom Erasmusprogramm überzeugt. (Foto: SWR, Langwald, Thorben)
Ausbildungsleiterin Ute Denzler, die ehemaligen Auszubildenden Julia Fix und Nikolas Götz und Lehrer Andreas Steck schätzen das Erasmusprogramm.

Aus Sicht der Firma Engel sind die Vorteile klar. Ein Auslandsaufenthalt sei nicht nur ein Bonus bei der Suche nach Auszubildenden, das Unternehmen profitiere auch von den gereiften jungen Leuten, sagt Ausbildungsleiterin Ute Denzler.

Zahl der Auszubildenden im Ausland soll steigen

Vor allem in kaufmännischen Berufen werde die Gelegenheit für ein Auslandspraktikum genutzt, heißt es von der NABIBB. Aber auch Auszubildende aus ganz unterschiedlichen Berufszweigen, auch aus kleinen und mittleren Unternehmen, gehen in andere Länder. Es sei eine Frage des Betriebes und des Engagements der Berufsschule, sagt Andreas Steck von der Humpis-Schule in Ravensburg.

Gut fünf Prozent eines Abschlussjahrgangs in Baden-Württemberg haben einen Auslandsaufenthalt absolviert, das zeigen Vor-Corona-Zahlen aus dem Jahr 2017. Deutschlandweit ist die Zahl auf einem ähnlichen Niveau. Allgemeines Ziel ist es, dass diese Quote weiter steigt.

"Die Akeptanz ist leider noch zu gering, aber sie wächst."

Die Humpis-Schule in Ravensburg ist hier bereits weiter. Rund zwölf Prozent der Absolventinnen und Absolventen hätten in Zeiten vor der Pandemie während der Ausbildung ein Auslandspraktikum gemacht, so Andreas Steck.

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