Konstanzer Studie

Mehr als 30 deutsche Hochschulen melden antisemitische Vorfälle

Stand

Die Uni Konstanz hat untersucht, wie verbreitet Antisemitismus an Hochschulen ist. Ein Sechstel der Studierenden neigt demnach zu dieser Einstellung oder zeigt sie sogar deutlich.

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 hat es einer Studie zufolge an zahlreichen Hochschulen in Deutschland antisemitische Vorfälle gegeben. 37 Prozent der befragten Hochschulleitungen berichteten Konstanzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von solchen Vorkommnissen. Diese hatten im Dezember gefragt, ob es seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 zu antisemitischen Vorfällen an der jeweiligen Bildungseinrichtung gekommen sei. Die Studie entstand im Auftrag des Bundesbildungsministeriums, am Mittwoch wurden die Ergebnisse bekannt gegeben.

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Antisemitismus oft in Form von Graffitis und Aufklebern

Antworten kamen von 94 der 271 Mitgliedshochschulen der Hochschulrektorenkonferenz. Universitäten waren mit 49 Prozent häufiger betroffen als Fachhochschulen (33 Prozent). Demnach handelte es sich bei 33 Prozent der berichteten antisemitischen Vorfälle um Graffitis, Aufkleber oder Plakate. Bei 10 Prozent ging es um antisemitische Parolen auf Demonstrationen. Vereinzelt habe es verbale oder körperliche Angriffe gegeben, berichteten die Hochschulleitungen: Verbale Angriffe auf jüdische Studierende machten den Angaben zufolge 7 Prozent der Vorfälle aus, bei 1 Prozent handelte es sich um körperliche Angriffe.

Studie: Antisemitismus unter Studierenden weniger verbreitet

Die Forschenden hatten bereits ein Jahr zuvor Studentinnen und Studenten zu dem Thema befragt. Zum Vergleich wurden für die Studie 1.885 Studierende von Anfang Dezember bis Anfang Januar mit einem Online-Tool befragt. Außerdem nahmen rund 2.000 Personen aus der Bevölkerung an der Studie teil. Dabei zeigten den Angaben zufolge sechs Prozent der Studierenden antisemitische Einstellungen, bei 11 Prozent gebe es zumindest eine Tendenz dazu. Diese seien damit "weiterhin ausgeprägt vorhanden, aber weniger stark verbreitet als in der Gesamtbevölkerung", hieß es. In der Gesamtbevölkerung liegen die Anteile demnach deutlich höher (20 Prozent antisemitisch, 19 Prozent tendenziell antisemitisch). 

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Israels Militäreinsatz deutlich kritischer bewertet

Unverändert sind rund 70 Prozent der Befragten der Ansicht, der Überfall der Hamas sei ein verabscheuungswürdiger Terrorakt gewesen. Deutlich kritischer wird inzwischen aber der israelische Militäreinsatz in Reaktion auf den Angriff gesehen. 65 Prozent stimmen jetzt der Aussage zu, dieser führe "vor allem zu unermesslichem Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung" (2024: 58 Prozent). Gestiegen ist laut Studie auch der Anteil derer, die einen über die militärische Zusammenarbeit hinausgehenden, breiteren Boykott Israels zumindest tendenziell unterstützen.

Özdemir: Keine Toleranz

Insgesamt sei an den Hochschulen "weiterhin hohe Wachsamkeit angezeigt - insbesondere gegenüber israelbezogenem Antisemitismus", heißt es in der Studie. Der geschäftsführende Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte, Antisemitismus und Israelfeindlichkeit dürften an den Bildungseinrichtungen nicht toleriert werden. "Jüdische Studierende und Lehrende müssen sich jederzeit an allen unseren Hochschulen sicher fühlen", forderte Özdemir.

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