Die Gewerkschaft ver.di hat im Tarifstreit bei der Deutschen Post zu bundesweiten Streiks aufgerufen. Davon betroffen ist auch Baden-Württemberg. Am Freitag legen viele Zustellerinnen und Zusteller im Land die Arbeit nieder. Tamara Land aus der SWR-Wirtschaftsredaktion beantwortet die wichtigsten Fragen.
- Ist der Streik überall spürbar?
- Was geschieht mit wichtigen Sendungen?
- Betrifft der Streik auch Amazon-Lieferungen?
Bleiben die Briefkästen auf Grund des Post-Streiks in BW überall leer?
Die Gewerkschaft ver.di hat bundesweit zum Streik aufgerufen, das heißt, überall kann der Briefkasten leer bleiben. Vielleicht haben manche Kundinnen und Kunden aber auch Glück. Nicht alle Beschäftigten folgen dem Aufruf. In Baden-Württemberg arbeiten 25.000 Beschäftigte bei der Post, darunter auch Beamte, die nicht streiken dürfen.
Die Verantwortlichen rechnen damit, dass sich bis Freitagabend etwa 4.000 Mitarbeitende am Warnstreik beteiligen, das heißt, es kann durchaus sein, dass Briefe und Pakete trotzdem zugestellt werden. Das hängt davon ab, ob der für den Zustellbezirk zuständige Briefträger mitstreikt oder nicht.
Was ist, wenn ein besonders wichtiger Brief wegen des Streiks nicht ankommt?
Das ist ärgerlich, aber damit muss man leider rechnen. Kundinnen und Kunden können sich ohnehin nicht darauf verlassen, dass Briefe direkt am Folgetag zugestellt werden. Gesetzlich ist die Post dazu verpflichtet, 80 Prozent der Briefe am Folgetag zuzustellen, 95% müssen spätestens nach zwei Werktagen ankommen. Man kann aber immer das Pech haben, dass ein Brief liegen bleibt, das muss der Versender einkalkulieren. Die Post hat auch ohne Streik in den letzten Monaten große Probleme gehabt, ihre Zustell-Quoten zu erfüllen. Verantwortlich dafür ist großer Personalmangel, unter dem die Post derzeit leidet. Dazu sind über den Winter noch zahlreiche Mitarbeiter wegen Krankheit ausgefallen, das hat zu Qualitätsproblemen geführt.
Vergangenes Jahr gingen bei der Bundesnetzagentur 43.500 Beschwerden über die Post und ihre Mitbewerber ein, fast drei Mal so viele wie 2021. Bei sehr wichtiger Post, die fristgerecht ankommen muss, liege es somit bei der Absenderin oder beim Absender, den Brief früh genug einzuwerfen.
Brief- und Paketzustellung betroffen Post-Streik am Samstag fortgeführt
Rund 25.000 Beschäftigte der Deutschen Post in Baden-Württemberg waren auch am Samstag zu Warnstreiks aufgerufen. Betroffen waren zahlreiche Brief- und Paketzentren im Land.
Betrifft der Streik bei der Post auch Lieferungen von Amazon und Co.?
Der Streik betrifft mit Sicherheit auch Amazon-Bestellungen. Diese werden zum Teil auch über DHL ausgeliefert und können somit am Freitag auch in Logistikzentren der Post liegen bleiben. Teilweise setzt Amazon aber auch eigene Fahrer ein und möglicherweise kann darüber ein Teil der Ausfälle kompensiert werden.
Andere Versandhändler seien sicherlich noch weniger stark betroffen: Der Online-Händler Otto zum Beispiel versendet seine Pakete fast ausschließlich über Hermes, da der Paketdienst zur selben Unternehmensgruppe gehört. Zalando arbeitet ebenfalls viel mit Hermes zusammen. Da dürfte heute also nicht mit Verzögerungen zu rechnen sein.