Ferkel werden in einem Schweinemastbetrieb von der Muttersau beschnuppert. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Bilanz für Baden-Württemberg

Ferkelzüchter in der Krise: Immer mehr Betriebe schließen

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Die Schweinebauern stecken tief in der Krise: Rund 100 Ferkelzuchtbetriebe müssen in BW jährlich dichtmachen. Insgesamt steht die Landwirtschaft vor Herausforderungen.

Der Landesbauernverband sorgt sich um die Zukunft der Schweinezucht in Baden-Württemberg. Jährlich gingen etwa 100 Ferkelzuchtbetriebe verloren, derzeit gebe es noch 700, sagte eine Verbandssprecherin. "Im Land können wir so den Ferkelbedarf für die Mast schon lange nicht mehr decken." Der Ferkelpreis liege derzeit bei rund 62 Euro, nötig für die Betriebe wären aber 80 bis 110 Euro. Die gestiegenen Strom- und Gaspreise seien hier noch gar nicht eingepreist.

Bauernverband: Gewinne der Landwirtschaft reichen nicht aus

Insgesamt seien die Kosten für Landwirtschaftsbetriebe gestiegen, so Landesbauernpräsident Joachim Rukwied am Montag in Stuttgart, auch für Futter oder Dünger. Mit Blick auf das Ende Juni abgelaufene Wirtschaftsjahr 2021/2022 sieht er Licht und Schatten. Zwar hätten die Betriebe in Baden-Württemberg 23 Prozent mehr Gewinn gemacht als im Vorjahr. Dieses Niveau reiche jedoch nicht aus, "um einen Betrieb sicher in die Zukunft zu führen". Mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 43.000 Euro Brutto pro Familienarbeitskraft bleibe das Land bundesweit Schlusslicht. Deutschlandweit liegt der Schnitt bei knapp 57.000 Euro.

Sorgen macht sich die Landwirtschaft um den Absatz bei den Bio-Lebensmitteln. Hier griffen die Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell mehr zu Bio-Gemüse und Bio-Obst beim Discounter als in Fachgeschäften - und auch Fleisch mit dem Tierwohllabel bleibe in der Ladentheke liegen. Besser sehe es bei der Milch- und Rindfleischerzeugung aus, dabei habe der gestiegene Milchpreis geholfen.

Schweinebetriebe in BW decken weniger als Hälfte des Bedarfs

Bei Schweinefleisch liegt der Selbstversorgungsgrad in Baden-Württemberg laut Landesbauernverband bei 45 Prozent, deutschlandweit bei 130 Prozent. In den vergangenen Jahren habe es einen Strukturbruch gegeben, heißt es vom Landesbauernverband, die Anzahl der Betriebe mit Ferkelzucht habe 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 9,6 Prozent abgenommen. Rukwied rief die Politik zum Handeln auf. Für Schweinehalter brauche es dringend Zukunftsperspektiven.

Aufnahmen zeigen gequälte Schweine

Vor wenigen Monaten erst sorgten Bilder aus einem Schweinestall in Ilshofen (Kreis Schwäbisch Hall) für Entsetzen. Videoaufnahmen des Vereins SOKO Tierschutz zeigen, wie Schweine, die nicht mehr selbstständig gehen können, zum Transport getrieben oder mit Seilen geschleift werden.

Auch verdeckte Aufnahmen aus einem Schlachthof in Backnang (Rems-Murr-Kreis) hatten im vergangenen August für Unruhe in der bereits skandalgeplagten Fleischindustrie gesorgt und die Politik auf den Plan gerufen.

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