In Konstanz ging es um 6 Uhr los. Trompeten schmetterten Fanfaren vom höchsten Punkt der Altstadt - dem Münsterturm. Durch die Straßen zogen Närrinnen und Narren in ihren traditionellen Kostümen - den Häs. Mit dabei alles was Lärm macht: Glocken, Musikinstrumente und Rätschen. Das Ziel: Die Bürgerinnen und Bürger zu wecken.
Schwäbisch-alemannische Fastnacht Narren in Konstanz feiern den "Schmotzigen Dunschtig"
Die heiße Phase der schwäbisch-alemannischen Fastnacht startet. Auch in der Fastnachtshochburg Konstanz sind Narren seit 6 Uhr unterwegs - mit lauten Fanfaran-Klängen.
Krieg in Europa - kann man trotzdem feiern? Das sagen Narren in Konstanz
Die meisten Narren wollen sich das Feiern nicht verderben lassen. Das legt zumindest eine Umfrage des SWR am Donnerstagvormittag in Konstanz nahe. So äußerte ein Mann: "Wenn man nach dem geht, dürfen wir nie Fastnacht feiern. Also der Mensch ist einfach dumm genug, dass man immer ein Problem hat. Und jeder muss eigentlich seine eigenen Probleme jetzt irgendwie lösen." Ein anderer sagte, es sei irgendwo immer Krieg auf der Welt: "Klar ist das jetzt näher dran wie ein Bürgerkrieg in Afrika. Aber wir wollen auch mal wieder feiern. Das lassen wir uns jetzt nicht nehmen." Eine dritte Person ist überzeugt: "Das sollte man komplett trennen. Man hat jetzt so lang keine Feste gehabt. Man darf nicht immer negativ sehen. Dasselbe hatte man 1991 (Anm. d. Redaktion: Beginn des Irakkriegs) auch. Gebracht hat es ja nichts, erst mal auf irgendetwas verzichtet."
"In diesen schweren Zeiten hilft auch Humor ein bisschen, das erträglich zu gestalten."
Andreas Knecht, der die badisch-pfälzische Fastnacht am Sonntag im SWR Fernsehen moderieren wird, äußerte sich in einer ersten Reaktion am Donnerstag nachdenklich: "Da fehlen mir auch ein bisschen die Worte. Da bin ich jetzt auch ein bisschen seelisch aus der Bahn geworfen."
Trotzdem glaube er, dass die Fastnacht möglich sein solle: "Auch in diesen schweren Zeiten - mit Pandemie, mit relativ nahem Kriegsgeschehen - hilft auch Humor ein bisschen, das erträglich zu gestalten."
So berichtete das SWR-Fernsehen Baden-Württemberg am Donnerstag:
Schwäbisch-Alemannische Narrenzünfte: Freude über Möglichkeit zu feiern
Der Sprecher der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte Volker Gegg geht davon aus, dass in den Zünften über eine mögliche Absage von Veranstaltungen diskutiert werde - wie auch wegen des ersten Golfkriegs im Jahr 1991.
Doch er gehe nicht davon aus, dass tatsächlich noch etwas abgesagt werde. Er sagte: "Wenn wir wegen jedem Krieg abgesagt hätten, hätten wir in den letzten 50 Jahren wahrscheinlich nie eine Fastnacht gehabt." Nach dem Corona-Jahr 2021 freue er sich, dass "überhaupt etwas gemacht werden" könne.
Narrenwecken in Stetten am kalten Markt
Auch in Stetten am kalten Markt (Kreis Sigmaringen) ist es am Morgen mit dem traditionellen Narrenwecken losgegangen. Mit dabei die "Stettener Böcke", leicht zu erkennen an den Masken mit den gebogenen Hörnern.
Live-Blog zur Fastnacht in der Region Was ging am Schmotzigen an Fastnacht in Stetten am kalten Markt?
Mit dem Schmotzigen hat die schwäbisch-alemannische Fastnacht begonnen. Die Bockzunft Stetten a.k. Markt (Kreis Sigmaringen) stellte trotz Corona einen kleinen Narrenfahrplan auf.
Breisgauer Narrenzunft ist ihrer Zeit voraus
Zum Auftakt der Narren-Hochzeit gehört der Sturm der Rathäuser am Donnerstag. Doch gemäß dem diesjährigen Motto der Breisgauer Narrenzunft "Ist die Welt auch auf den Kopf gestellt, der Narr stets seinen Humor behält" haben die Breisgauer Narren den Termin einfach vorverlegt. Das ganze gibt es als Video zu sehen.
Zunftmeisterin: In Gedanken bei den Flüchtlingen in der Ukraine
In Weingarten (Kreis Ravensburg) stürmten die Narren nicht das Rathaus, sondern holten coronabedingt den Rathausschlüssel im nahe gelegenen "Schlössle". Die Zunftmeisterin der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten, Susanne Frankenhauser, sagte mit Blick auf den Krieg in der Ukraine:
"Unsere Gedanken sind jetzt natürlich bei den Menschen dort, die eventuell fliehen müssen. Aber wir brauchen trotzdem einen Anker für unsere Gesellschaft - und die Fasnet ist so etwas." Bettina Haider, ebenfalls von der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten ergänzte: "Wir können den Menschen nicht helfen, indem wir damit auf etwas verzichten, was wir uns ein Stück weit hart erarbeitet haben." Auch deshalb habe man sich nach der Absage während des ersten Golfkriegs eigentlich entschieden, "so was nie mehr zu tun".
Gebet für Frieden statt Faschingsgottesdienst mit Reimpredigt in Stuttgart
In Stuttgart hätte eigentlich am Sonntag ein Faschingsgottesdienst mit Narrenpredigt stattfinden sollen. Pfarrer Michael Heil vom Katholischen Pfarramt Sankt Georg hat angesichts der Lage in der Ukraine aber entschieden, die Reimpredigt nicht zu halten. Stattdessen wolle er um den Frieden beten.
In vielen Orten gibt es kleine Veranstaltungen Südbadische Narren starten in die Fastnacht
Trotz Krieg und Corona: In vielen Orten in Südbaden sind Narren in die heiße Phase der Fastnacht gestartet. Große Veranstaltungen gibt es nicht. Kleine Gruppen sind aber fast überall anzutreffen.
Stadt Rottweil verweist auf verkaufte Karten für Narrensprünge
In Rottweil beobachte man die Lage "mit großer Sorge", sagte Stadtsprecher Tobias Hermann am Donnerstag. Ein Aus für die Narrensprünge müsse "auf breiter Basis" mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden - und im Einvernehmen mit der Narrenzunft erfolgen.
"Die Menschen in Rottweil haben sich darauf eingestellt, dass nach der Absage der Fasnet im letzten Jahr nun wieder ein Stück weit Normalität ermöglicht wird", sagte Hermann. Die Karten für die beiden Sprünge seien nahezu ausverkauft. Eine Rückabwicklung in so kurzer Zeit sei daher schwer vorstellbar.