ARCHIV - Gäste einer Trauerfeier für ein erschossenes Mitglied der Rockervereinigung "United Tribuns" gehen 13.04.2016 in Heidenheim (Baden-Württemberg) auf den Friedhof.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Sdmg (Archivbild))

Durchsuchungen auch in Baden-Württemberg

Bundesinnenministerin Faeser verbietet Rockergruppe "United Tribuns"

Stand

Die Behörden werfen der Gruppierung "United Tribuns" eine "Vielzahl teilweise schwerster Straftaten" vor. Seit Mittwochmorgen gibt es Razzien in neun Bundesländern.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die rockerähnliche Gruppierung "United Tribuns" wegen krimineller Machenschaften verboten. Sie sei unter anderem für Sexualstraftaten, Menschenhandel und versuchte Tötungsverbrechen verantwortlich, erklärte Faeser am Mittwoch in Berlin. Diese stehen nach Angaben der Behörden meist im Zusammenhang mit gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb der Rockerszene, zum Beispiel mit Rivalitäten zu den "Hells Angels".

Viele Beamte in Baden-Württemberg beteiligt

Die Polizei durchsuchte am Mittwochmorgen Privatwohnungen und Vereinsräume der Gruppe in neun Bundesländern. Nach Auskunft des Landesinnenministeriums in Stuttgart waren in Baden-Württemberg rund 100 Beamte in fünf Objekten von Vorstandsmitgliedern der "United Tribuns" im Einsatz. Durchsucht wurden Privatwohnungen und Vereinsräume in den Regionen um Konstanz, Reutlingen und Pforzheim sowie im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm. Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, das Verbot sei ein weiterer bedeutsamer Schlag gegen die organisierte Rockerkriminalität.

Knapp 100 Mitglieder der "United Tribuns" bundesweit betroffen

Der Gesamtverein sowie die 13 Chapter der "United Tribuns" als Teilorganisationen wurden aufgelöst, das Vereinsvermögen beschlagnahmt. Von dem Verbot seien nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts knapp 100 Mitglieder in Deutschland betroffen, erklärte das Bundesinnenministerium.

"Rockerkriminalität ist von großer Brutalität geprägt."

Zahlreiche beschlagnahmte Waffen und eine Lederjacke der rockerähnlichen Gruppierung "United Tribuns" (Archivfoto). (Foto: dpa Bildfunk, Christoph Schmidt)
Zahlreiche beschlagnahmte Waffen und eine Lederjacke der rockerähnlichen Gruppierung "United Tribuns" (Archivfoto).

Konflikte in diesem Milieu gefährdeten immer wieder völlig unbeteiligte Menschen. "Vereinsverbote sind ein scharfes Schwert, von dem wir in genau diesen Fällen Gebrauch machen," betonte Faeser. "Wir müssen als Rechtsstaat sehr deutlich zeigen, dass wir Gruppierungen, von denen so schwere Straftaten ausgehen, nicht dulden." Das Vereinsverbot sei in Abstimmung mit den Innenministerien von Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen ergangen.

Gruppe wurde in Baden-Württemberg gegründet

Die "United Tribuns" wurden laut Bundesinnenministerium 2004 von einem ehemaligen Boxer in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) gegründet, der infolge des Bosnienkriegs aus Bosnien-Herzegowina als Flüchtling nach Deutschland kam. Zusammen mit weiteren Personen aus dem Türsteher-, Rocker- und Rotlichtmilieu habe er zwei Bordelle eröffnet. Die "United Tribuns" seien neben der rockerähnlichen Gruppierung "Black Jackets" zu einer der mächtigsten und mitgliederstärksten Gruppierungen in Deutschland aufgestiegen, hieß es. Ihr gehören Deutsche und Ausländer an, die überwiegend aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien stammen. Der Gründer soll sich nicht mehr in Deutschland aufhalten.

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SWR