Ein erster Fall von Affenpocken ist am Montag in Baden-Württemberg bekannt geworden. Nach Informationen des Gesundheitsministeriums in Stuttgart handelt es sich bei dem Patienten um einen Reiserückkehrer aus Spanien. Der Patient, der aus dem Ortenaukreis stammt, wird demnach am Uniklinikum Freiburg stationär versorgt. Er weist Fieber, Husten und typische Hautveränderungen auf. Sein Zustand ist aber stabil und er befindet sich in Isolation.
Die Diagnose wurde aufgrund der Symptome und einer PCR-Analyse gestellt - eine sogenannte Genom-Sequenzierung läuft derzeit im Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Das Gesundheitsamt des Ortenaukreises untersucht außerdem einen weiteren Verdachtsfall und führt Kontaktverfolgungen im Umfeld der Betroffenen durch. Gegebenenfalls will die Behörde Quarantäneanordnungen aussprechen.
Wie gefährlich ist das Virus? Eine Einschätzung aus der SWR-Wissenschaftsredaktion:
Geringes Infektionsrisiko für Bevölkerung in BW
Das allgemeine Infektionsrisiko für die Bevölkerung in Baden-Württemberg schätzt das Landesgesundheitsamt derzeit als gering ein. Man verfolge die Situation im Land weiter sehr aufmerksam, teilte Minister Manfred Lucha (Grüne) mit. Die Gesundheitsämter in Baden-Württemberg wurden bereits informiert und sind entsprechend sensibilisiert. Denn, so Lucha, man dürfe das Affenpockenvirus nicht unterschätzen.
Mehrere nachgewiesene Infektionen mit Affenpocken bundesweit
Das Bundesgesundheitsministerium rechnet mit weiteren Affenpocken-Nachweisen. "Aufgrund der vielfältigen Kontakte der derzeit Infizierten ist in Europa und auch in Deutschland mit weiteren Erkrankungen zu rechnen", heißt es in einem Bericht für den Gesundheitsausschuss des Bundestages. Bis Sonntag waren demnach bundesweit vier Fälle erfasst, einer in München und drei in Berlin. Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter. Weltweit sind inzwischen weit über 100 Fälle nachgewiesen, wegen der langen Inkubationszeit von bis zu drei Wochen gehen Expertinnen und Experten von einer Vielzahl weiterer Meldungen in nächster Zeit aus.
Weshalb STIKO-Chef Thomas Mertens die Affenpocken nicht als Pandemie einstuft:
Bei Impfung viele Fragen offen STIKO-Chef Mertens: Affenpocken nicht so gefährlich wie Coronavirus
Die Schlagzeilen zur Ausbreitung der Affenpocken in Deutschland klingen beunruhigend, das Gesundheitsministerium rechnet mit weiteren Fällen. Das sagt der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens dazu.
Lauterbach kündigt Empfehlungen zu Quarantäne und Isolation an
Nach dem Auftreten erster Fälle von Affenpocken in Deutschland werden nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Eindämmungsmaßnahmen vorbereitet. Für Deutschland würden aktuell Empfehlungen zu Isolation und Quarantäne erarbeitet, sagte der Minister am Rande der Weltgesundheitsversammlung in Genf am Montag. Er gehe davon aus, dass sie bereits an diesem Dienstag vorgelegt werden könnten. Zudem werde über Impfempfehlungen für besonders gefährdete Personen nachgedacht. Er habe schon Kontakt mit einem Hersteller aufgenommen, der Impfstoffe spezifisch für Affenpocken herstellt, so Lauterbach.
Eindämmungsmaßnahmen in Großbritannien
Anfang Mai war ein Affenpocken-Fall in Großbritannien nachgewiesen worden - Expertinnen und Experten zufolge kursierte der Erreger da aber wohl bereits in vielen Ländern. Die britische Gesundheitsbehörde UKHSA setzte am Montag als empfohlene Quarantänezeit für enge Kontaktpersonen von Infizierten drei Wochen fest. Als Kontaktperson mit hohem Risiko für eine Ansteckung gilt demnach, wer im Haushalt mit einer erkrankten Person lebt, mit einer solchen Geschlechtsverkehr gehabt oder deren Bettwäsche ohne Schutzkleidung gewechselt hat. Diese Gruppe soll demnach auch eine schützende Pockenimpfung erhalten.