Landwirtinnen und Landwirte, die Photovoltaik-Anlagen über ihren Feldern errichten wollen, haben in Baden-Württemberg bisher nicht von der Möglichkeit eines vereinfachten Genehmigungsverfahrens profitiert. Agri-Photovoltaik könne zwar grundsätzlich als privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich eingestuft werden, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums in Stuttgart. Bisher sei aber keine einzige Anlage im Land über dieses vereinfachte Verfahren genehmigt worden. Der Grund: Die Voraussetzungen für diese Einstufung seien nur schwer zu erfüllen.
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Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt: Wir hängen von Energie aus dem Ausland ab. Die Erneuerbaren können unseren Energiebedarf noch nicht decken. Hilft Photovoltaik auf dem Feld?
Nur drei Betriebe mit Agri-Photovoltaik in BW
Die "relativ junge Technologie" Agri-Photovoltaik sei bei solchen älteren Gesetzen nicht mit einbezogen worden. Um die Ziele beim Klimaschutz zu erreichen, will Baden-Württemberg den Ausbau von Photovoltaik auf Dächern und Flächen eigentlich vorantreiben - auch auf landwirtschaftlich genutzten Feldern. Bisher gibt es im Land nach Angaben des Umweltministeriums aber nur auf drei Betrieben Agri-Photovoltaik.
Bei einem Forschungsprojekt des Landes mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme soll zudem bei fünf Versuchsanlagen bis zum Jahr 2024 beobachtet werden, wie die Stromerzeugung funktioniert und wie sich die Anlagen auf den Obstbau auswirken. Die jeweiligen Standorte der Pilotanlagen: Kressbronn (Bodenseekreis), Ravensburg, nahe Weinsberg (Kreis Heilbronn), Karlsruhe und Oberkirch (Ortenaukreis). Durch das Forschungsprojekt sollen dem Umweltministerium zufolge auch Hemmnisse beim Bau ermittelt und beseitigt werden.
Über Obstbäumen sei ein Einsatz von Solarmodulen vor allem interessant, weil diese die Früchte vor Unwettern mit Hagel und Starkregen schützen könnten, sagt eine Sprecherin des Umweltministeriums. Schwieriger sei die Errichtung von Solarmodulen im Ackerbau, weil diese viel höher angebracht werden müssen, um zum Beispiel Erntemaschinen die Durchfahrt zu ermöglichen.
Fraunhofer: Potenzial von Agri-Photovoltaik "sehr hoch"
Das Potenzial dieser Anlagen sei "sehr hoch", sagt Oliver Hörnle, der sich beim Fraunhofer ISE mit Agri-Photovoltaik beschäftigt. "Theoretisch könnte man in Deutschland bilanziell den Strombedarf des Landes decken, wenn man auf vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche hoch aufgeständerte Agri-PV-Anlagen installieren würde", so Hörnle.