Der Skandal um den ranghöchsten Polizisten von Baden-Württemberg weitet sich aus: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Inspekteur der Polizei nun auch wegen des Verdachts, pornografische Inhalte verbreitet zu haben. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag.
50-Jähriger soll junge Kollegin sexuell genötigt haben
Der 50-Jährige steht derzeit vor Gericht, weil er eine jüngere Kommissarin im November 2021 sexuell genötigt haben soll. Bereits zuvor soll er Polizistinnen sogenannte "Dick Pics", also Penis-Bilder, geschickt haben. Zunächst hatte die "Stuttgarter Zeitung" darüber berichtet.
Vorwürfe sexueller Nötigung gegen Inspekteur #MeToo-Fall bei BW-Polizei: Einzelfall oder strukturelles Problem?
Sexuell übergriffiges Verhalten durch Vorgesetzte habe viel mit Macht und Abhängigkeiten innerhalb der Polizei zu tun. Das erklärt Polizeiforscher Rafael Behr im SWR-Interview zur BW-Polizei-Affäre.
'Demnach ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine weitere Person wegen des "Verdachts der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes" - dabei gehe es um ein heimlich aufgenommenes Gespräch. Nähere Angaben könne man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen, teilte der Sprecher mit.
Bereits vor zwei Wochen hatte die Nebenklage während der Verhandlung gegen den Inspekteur der Polizei wegen sexueller Nötigung einen Auszug aus einem Chat verlesen. Laut der Nebenklage hatte der Inspekteur bereits 2019 einer Polizeibeamtin mit Vorname J., die sich im Auswahlverfahren für den höheren Dienst befand, mehrfach Bilder und Videos geschickt, auf denen er nackt, urinierend oder mit erigiertem Glied zu sehen war. Der damalige Partner der Polizistin entdeckte die Nacktfotos und konfrontierte den Inspekteur damit, wie der Nebenklage-Anwalt aus den Akten vortrug:
Der Prozess gegen den Inspekteur der Polizei wegen sexueller Nötigung am Landgericht wurde am Dienstag mit der Vernehmung des Ex-Liebhabers des mutmaßlichen Opfers fortgesetzt - der Mann wurde jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt.