EnBW-Vorstandschef Georg Stamatelopoulos war bei der Hauptversammlung am Donnerstag zufrieden. Er hat eine Studie vorgestellt mit dem Titel "Systemkostenreduzierter Pfad zur Klimaneutralität im Stromsektor 2040". Der Konzernchef ist sich sicher: "Damit kann Deutschland das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 auf weitaus kostengünstigere Weise erreichen, wenn wir an den richtigen Hebeln ansetzen."
Bis zu 700 Milliarden Euro könnten in den nächsten 20 Jahren eingespart werden, beim Umbau des Energiesystems. Erneuerbare Energien, Gaskraftwerke und Netze müssten weiterhin in hohen Tempo ausgebaut werden – so sieht es zumindest die Studie.
Umstrittene Milliardeninvestionen in BW Wie die EnBW den Bau neuer Gaskraftwerke plant - auch im Rheinhafen Karlsruhe
Im Karlsruher Rheinhafen könnte in den nächsten Jahren ein neues Gaskraftwerk entstehen. Das Projekt RDK 9 ist Teil eines großen Plans der EnBW. In Karlsruhe streiten Klimaschützer und Gemeinderat.
Kritik an Bau von Gaskraftwerken
Die EnBW sieht neue Gaskraftwerke als Teil der Energiewende, denn sie sollen dem Unternehmen zufolge als Backup einspringen, wenn Windräder oder Solaranlagen gerade nicht liefern. Ziel sei es, diese Kraftwerke so früh wie möglich klimaneutral mit Wasserstoff zu betreiben.
Aber fallen Gaskraftwerke wirklich unter "grüne Energiepolitik"? Harry Block, langjähriger Kritiker der EnBW, sieht das anders. In Karlsruhe, am Sitz der EnBW, soll genau so ein Gaskraftwerk neu gebaut werden, um Kohle zu ersetzen. Für Block ein Rückschritt in die "Steinzeit der Energieversorgung", man brauche nicht mehr Strom, den "haben wir genug ... Wir brauchen Wärme."
"Das ist die Steinzeit der Energieversorgung. Da wird ein neues 880 Megawatt Kraftwerk stehen, Strom geführt, was auch ein ziemlicher Quatsch ist, weil Karlsruhe Fernwärme und keinen Strom braucht. Strom haben wir genug, das haben wir im Überfluss in Deutschland. Wir brauchen Wärme!"
Hauptversammlung des Karlsruher Energieversorgers EnBW plant Rekordinvestitionen - 40 Milliarden Euro für Energie
Bis 2030 will die EnBW mehr als 40 Milliarden Euro in Netze und Erzeugung stecken. Das hat der Konzern bei seiner Hauptversammlung bekannt gegeben.
Sind Flusswärmekraftwerke die Lösung?
Ortswechsel nach Mannheim: Hier eröffnete der Mannheimer Energieversorger MVV vor zwei Jahren ein hochmodernes, klimafreundliches Flusswärmekraftwerk - eines, wie es auch in Karlsruhe Sinn machen würde, meint Harry Block. "Der Rhein hat so viel Wärme, dass Wärmetauscher diese Wärme auf 100 Grad bringen. Und dann geht es ins Netz. Fertig. Aus. Basta", so Block.
MVV Energie nimmt Anlage offiziell in Betrieb Riesige Flusswärmepumpe in Mannheim versorgt Haushalte
Auf dem Gelände des Großkraftwerks Mannheim ist eine Flußwärmepumpe offiziell in Betrieb gegangen. Die Anlage zieht Wärme aus dem Rhein und kann damit 3.500 Haushalte versorgen.
Das Verfahren: Dem viel zu warmen Fluss wird Wärme entzogen und dann für das Fernwärmenetz aufbereitet. CO2-neutral, ohne dass Gas verbrannt werden muss.
Energie-Experten kritisieren EnBW-Pläne
Auch Energie-Experten wundern sich über die Studie, beauftragt von Süddeutschlands größtem Energieversorger EnBW. "Es fällt eben auf, dass die Studie sehr stark für mehr Gaskraftwerke wirbt, ohne die Annahmen offenzulegen, wie das gerechnet sein soll? Wenn wir jetzt 20 Gigawatt Gaskraftwerke bauen, die dann durch neue Technologien verdrängt werden, dann stehen die rum, werden nicht genutzt und das muss bezahlt werden", sagt der Energieberater Tim Meyer.
Bremst EnBW die Energiewende aus?
Im Südbadischen schauen ein paar Bürgermeister neidisch auf Mannheim, das sich von der EnBW gelöst hat. Sie hatten das vor sechs Jahren versucht, weil ein anderer Versorger ein besseres Angebot gemacht hatte. Doch das Tochterunternehmen der EnBW will sie nicht aus den Verträgen lassen. Für EnBW-Kritiker Harry Block ist die Situation klar: die EnBW bringe den grünen Strom nicht voran, sondern bremse die Energiewende aus.