Drei Viertel der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner in Baden-Württemberg haben mittlerweile eine Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung) erhalten, bei den Beschäftigten liegt die Booster-Quote bei rund 50 Prozent. Das geht aus der zweiten Erhebung der Impfdaten in Pflegeeinrichtigungen hervor, die Sozialministerium und Landesgesundheitsamt veröffentlicht haben.
"Über den Anstieg freuen wir uns natürlich, allerdings ist da noch Luft nach oben."
Mitte Januar hatte Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) ein Schreiben an alle Pflegeeinrichtungen im Land aufgesetzt, in dem er dazu aufrief, die Angebote zur Boosterimpfung wahrzunehmen. Denn in der ersten Erhebung der Impfdaten in Baden-Württemberg im Dezember hatte sich gezeigt, dass damals nur etwas mehr als zwei Drittel der Heimbewohnerinnen und -bewohner eine Booster-Impfung hatten - beim Personal lag die Booster-Quote im Dezember sogar bei nur 37 Prozent.
Booster-Quote in Pflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz war deutlich höher
Menschen in Pflegeeinrichtungen gehören zur besonders vulnerablen Gruppe. Sie sind meist sehr alt und haben viele Vorerkrankungen. Jeder Corona-Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung stellt eine große Gefahr für ihr Leben und eine Belastung der Intensivstationen im Land dar. Deshalb hatte die geringe Booster-Quote vom Dezember für große Aufregung gesorgt - im Nachbarland Rheinland-Pfalz lag die Booster-Quote unter Heimbewohnerinnen und -bewohnern damals ungleich höher. Nach SWR-Informationen waren in Rheinland-Pfalz Mitte Dezember 85 Prozent der Heimbewohnerinnen und -bewohner geboostert. Sozialminister Lucha musste sich deshalb am 17. Januar im Sozialausschuss des Landtags den kritischen Fragen der Opposition stellen.
Jeder dritte Heimbewohner ohne Auffrischungsimpfung BW-Gesundheitsminister rechnet mit weiteren Corona-Toten in Pflegeheimen
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Lucha hat erneut eine allgemeine Corona-Impfpflicht angemahnt. Sonst würden sich weitere Todesfälle in Pflegeheimen nicht verhindern lassen.
Klarer Anstieg - aber beim Pflegepersonal gibt es Handlungsbedarf
Die Erhebung der Impfdaten vom Januar zeigt nun einen deutlichen Anstieg: Von allen 96.991 betreuten Personen in voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen waren Mitte Januar 89.504 (92,3%) vollständig geimpft, so das Sozialministerium. Für 73.722 Betreute (76,0%) lag zusätzlich eine Auffrischungsimpfung vor. Bei den Beschäftigten lagen die Quote etwas niedriger, von den 99.706 Beschäftigten der voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen waren 85.106 Beschäftigte (85,4%) vollständig geimpft und 49.747 (49,9%) hatten eine Auffrischimpfung.
Im Vergleich zur ersten Erhebung im Dezember stieg die Booster-Quote beim Personal damit um knapp 13 Prozent, bei den Bewohnerinnen und Bewohnern um knapp acht Prozent. Insgesamt liegen dem Landesgesundheitsamt Daten von fast 90 Prozent der Pflegeeinrichtungen im Land vor.
Trotzdem: Rund 15 Prozent der Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen im Land sind noch nicht zwei Mal geimpft. Und von denjenigen ist nur knapp die Hälfte geboostert. Ab 16. März gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht.
Beschäftigte müssen ab 16. März geimpft sein Kliniken im Kreis Konstanz bereiten sich auf Impfpflicht vor
Die Corona-Impfpflicht, die ab Mitte März für Beschäftigte im Gesundheitswesen gilt, stellt die Kliniken im Landkreis Konstanz vor Herausforderungen. Die Vorbereitungen laufen.
Sozialminister Lucha versucht es derweil noch einmal mit einem Appell:
"Spätestens jetzt ist es also an der Zeit, dass sich alle Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen mit dem Thema Impfen ernsthaft auseinandersetzen. Meine Bitte: Lassen Sie sich alle impfen - und schützen Sie damit die Seniorinnen und Senioren, für deren Wohl Sie arbeiten."
Fälle wie zuletzt in Rastatt, wo bei einem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim 13 Bewohnerinnen und Bewohner starben, sollen sich nicht wiederholen. Nach Angaben des Landratsamts Rastatt war niemand von den Verstorbenen geboostert. Lucha will deshalb allen Impfwilligen in Pflegeeinrichtungen weitere Angebote machen. Die Heimaufsichtsbehörden und die "Taskforce Impfen" des Sozialministeriums seien bei der Organisation behilflich und ausreichend Impfstoff stünde ebenfalls zur Verfügung.