GEW: Vorbereitungen für Fernunterricht laufen

Politiker und Verbände fordern: Schulen trotz Pandemie-Lage offen halten

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Was ist im Kampf gegen das Virus zulässig? Mitten in der vierten Corona-Welle kommen erneut Debatten über die Schließung von Schulen auf - auch frühere Ferien sind im Gespräch.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) appelliert in der aktuellen Corona-Lage an die Politik, mögliche Schulschließungen als letztes in Erwägung zu ziehen. "Dass Massenveranstaltungen stattfinden und Schulen geschlossen werden, das geht nicht", sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Maike Finnern der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wenn wir sehen, dass die Einschränkungen über Absagen oder eine Reduzierung von Massenveranstaltungen nicht reichen, dann kann es in einzelnen Bereichen sein, dass man darüber nachdenken muss, Schulen für ein, zwei Wochen in den Distanzunterricht zu schicken."

So berichtete SWR Aktuell BW am 26. November über den Corona-Stress an Schulen. Viele Schulleitungen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen:

GEW: Schulen bereiten sich auf Fernunterricht vor

Aus dem GEW-Landesverband Baden-Württemberg klingt die Diskussion bereits fortgeschrittener: Niemand wünsche es sich, doch an vielen Schulen würden bereits Vorbereitungen für einen Wechsel in den Fernunterricht laufen, so die Verantwortlichen am Dienstag via Twitter. Gleichzeitig übte der Verband erneut Kritik am Kultusministerium angesichts des Umgangs mit den Bildungseinrichtungen in der vierten Corona-Welle. Als Reaktion auf die aktuelle Lage hatte die Landesregierung in der vergangenen Woche die Corona-Verordnung für die Schulen im Land angepasst, seit dieser Woche ist sie gültig.

Die Schulen trotz der Pandemie offen zu halten, diesen Willen hatte auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in den vergangenen Wochen immer wieder betont. Schulen und den Präsenzunterricht werde man so lange offen halten "wie nur irgendwie vertretbar und möglich", hatte der Grünen-Politiker am Montag erneut bekräftigt.

Auch der Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg, der Tübinger Landrat Joachim Walter (CDU), fordert, die Schulen trotz der Coronavirus-Pandemie offen zu halten. Durch die letzten Schulschließungen seien bereits Lernrückstände entstanden, die sich kaum vollständig aufholen lassen, so Walter. Auch die psychischen Folgen des Lockdowns seien bei Heranwachsenden enorm. Erkrankte Schülerinnen und Schüler trügen nicht zur Überlastung des Gesundheitssystems bei. Die Erkrankung verlaufe in aller Regel mild, so seine Einschätzung.

Kretschmann und Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) haben am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Verschärfungen in Baden-Württemberg angekündigt. Für den Schulunterricht soll es zunächst keine strengeren Regeln geben.

Habeck für frühere Weihnachtsferien

Der Chef der Grünen im Bund, Robert Habeck, brachte am Dienstag erneuert das Thema vorgezogene Weihnachtsferien auf den Tisch. "Ich halte es für richtig, wenn die Weihnachtsferien in den Ländern, wo die Inzidenzen sehr hoch sind, vorgezogen werden", sagte Habeck im ZDF-"Morgenmagazin". Das könnten die Länder unterschiedlich handhaben. "Baden-Württemberg, und das halte ich für eine sehr kluge Idee, wird die letzte Woche vor den Schulferien zum Impfen der Kinder nutzen, jedenfalls das Angebot bereitstellen", so Habeck weiter.

Grünen-Fraktion für große "Impfrallye" an Schulen vor Weihnachten

Angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen auch bei Kindern und Jugendlichen hatten die Grünen im Landtag vor Weihnachten flächendeckende Impfangebote für Schüler aller Altersgruppen gefordert - Grundschüler eingeschlossen. Demnach solle es an den letzten Schultagen vor den Feiertagen eine landesweite "Impfrallye" geben, hatten Fraktionschef Andreas Schwarz und der Sprecher für Bildung, Thomas Poreski, am vergangenen Freitag gesagt. "Wir müssen die Kinder und ihre Familie sicher und gesund über die Feiertage bringen. Das bedeutet: noch vor der Bescherung Kinder mit der ersten Impfdosis und Jugendliche mit der zweiten Dosis zu versorgen", teilten sie mit.

Dabei schwebt den Grünen eine großangelegte Aktion vom 20. bis 23 Dezember vor. Impfbussen und mobilen Impfteams soll ermöglicht werden, ihre Infrastruktur in und an der Schule aufzubauen, etwa auf Schulparkplätzen und Schulhöfen, aber auch in Aulen, Musiksälen oder Sporthallen. Für den nötigen Aufbau der Infrastruktur könnten ältere Schülerinnen und Schüler hinzugezogen werden.

Lucha schließt Impfaktion für jüngere Schulkinder aus

Ob eine landesweite größere Impfaktion an den Schulen möglich ist, werde derzeit geprüft, sagte Ministerpräsident Kretschmann am Dienstag bei der Regierungspressekonferenz. Er schränkte aber ein: "Man muss immer zwischen einer Idee und ihrer Umsetzbarkeit unterscheiden." Gesundheitsminister Lucha erteilte einer Impfrallye bei jüngeren Schulkindern aber bereits eine Absage. Es könne zunächst nur um die älteren Schüler und Schülerinnen an den weiterführenden Schulen gehen. Bei den unter Zwölfjährigen müssten ausführliche Aufklärungsgespräche mit den Eltern geführt werden, so Lucha. Außerdem werde Impfstoff für die Jüngeren frühestens am 20. Dezember geliefert. Lucha verwies darauf, dass Schulen bereits jetzt mobile Impfteams für spezielle Impftage anfordern könnten. Nun werde beraten, ob diese Angebote für ältere Schülerinnen und Schüler gebündelt werden könnten oder ob es sogenannte Impfrallyes an Modellschulen geben könnte.

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