Die Grünen-Landesvorsitzende Lena Schwelling hält den Dauerstreit über die Homöopathie für völlig übertrieben und will den Menschen die Wahlfreiheit erhalten. Sie sei wie Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) der Meinung, dass Naturheilkunde und Homöopathie für viele Menschen im Land ein wichtiges Thema sei. "Es gibt in diesem Land eine Arzt- und Therapie-Wahlfreiheit. Und wenn die Menschen sich dafür entscheiden wollen, dann finde ich, muss man ihnen das auch zugestehen." Auch die Weiterbildung für Homöopathie für Ärzte solle bleiben.
Im Gespräch mit SWR4-Moderator Jörg Dinkel erklärt Landespolitikredakteurin Annika Jahn am 22.8. den Streit, die Hintergründe und die Folgen:
Homöopathie soll im Leistungskatalog bleiben
Die 30-jährige Schwelling sprach sich dagegen aus, Homöopathie aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen, wie es etwa die FDP fordert. Sie könne nicht verstehen, dass dabei mit den Kosten argumentiert werde. "Wir reden über etwa 0,003 Prozent der Gesamtkosten der gesetzlichen Krankenkassen, die in homöopathische Medikamente und Behandlungen fließen."

Das sei doch nicht der Rede wert. "Würde man das als ein homöopathisches Medikament sehen, wäre das auch an der Nachweisgrenze, so wenig Geld ist das. Das ist so verdünnt und so wenig in diesem Gesamthaushalt, dass es nicht lohnt, darüber zu streiten."
"Es wundert mich sehr, was für einen Kreuzzug manche gegen das Thema Homöopathie fahren."
Was würde sich durch die Streichung der Weiterbildung ändern?
Konkret bedeutet die Streichung der Zusatzbezeichnung "Homöopathie", dass die 386 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg, die eine Weiterbildung in Homöopathie gemacht haben, dies zwar auch weiterhin angeben dürfen, etwa auf ihrem Praxisschild oder im Internet. Und es dürfe jeder Mediziner auch künftig homöopathisch diagnostizieren und therapieren. Aber es werde für Patientinnen und Patienten künftig schwieriger herauszufinden, welcher Arzt homöopathisch arbeite, weil Ärztekammern keine Weiterbildungen mehr anbieten und Medizinerinnen und Mediziner die Zusatzbezeichnung nicht mehr neu erlangen können.
Nach Kritik von Lucha Streit um Homöopathie - BW-Ärztekammer hält an Aus für Weiterbildung fest
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg will die Zusatzbezeichnung Homöopathie streichen - trotz scharfer Kritik von Gesundheitsminister Lucha. Der hat allerdings das letzte Wort.
Auch Zentralverein homöopathischer Ärzte für Weiterbildung
Auch der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte sieht die Pläne des Landesärzteverbands kritisch. "Ärztinnen und Ärzte, die die Zusatzbezeichnung Homöopathie erworben haben, sind in aller Regel Fachärztinnen und Ärzte", erklärte ein Sprecher dem SWR. So wie alle Mediziner es erlernt haben, könnten sie Diagnosen stellen und Verläufe beurteilen. "Homöopathisch tätige Ärztinnen und Ärzte haben eine weitere Therapieoption erlernt, die zumeist komplementär zur konventionellen Medizin eingesetzt wird oder die konventionelle Medizin erweitern kann."
Durch Weiterbildung bleibe ein Kontrollmechanismus
Für Schwelling sei klar: "Die Weiterbildung in Homöopathie ist eine Zusatzausbildung und ersetzt nicht das Medizinstudium. Selbstverständlich verschreiben homöopathische Ärzte auch Antibiotika, wenn es angezeigt ist." Die Parteichefin ergänzte: "Ein wichtiger Punkt, warum die Homöopathie im Kanon bleiben sollte, ist, dass man dann die etablierten Kontrollmechanismen beispielsweise bei der Weiterbildung hat."