Weihbischof Matthäus Karrer, Ursula Renner (Gemeindereferentin), Veronika Rais-Wehrstein (Präsidium des Diözesanrats) (Foto: SWR)

Diözese Rottenburg-Stuttgart

Katholische Kirche im Bistum erlaubt nun auch Frauen die Taufe

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In der Diözese Rottenburg-Stuttgart dürfen künftig auch Mitarbeitende ohne ein Weiheamt taufen. In der Praxis bedeutet dies, dass auch Frauen das Sakrament spenden können.

"Wir sehen dies als wichtiges Signal und Ermutigung, dass Wandel und Veränderung in der Kirche möglich sind", so Ursula Renner zu dieser Entscheidung. Renner ist Vertreterin der Berufsverbände der Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. "Die Nähe zu den Menschen ist das, was zählt", betont Renner mit Blick auf die Neuregelung.

Forderung nach Tauf-Erlaubnis für Frauen

Das vom Diözesanrat Rottenburg-Stuttgart organisierte Frauenforum hatte im Frühjahr 2021 den Anstoß gegeben, dass auch Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten die Erlaubnis zum Taufen erhalten. "Dabei wurde die Forderung, dass Frauen die Tauf-Erlaubnis erhalten sollen, formuliert", erklärte Weihbischof Matthäus Karrer am Donnerstag im Haus der Gemeinde St. Elisabeth in Stuttgart. Der Weihbischof hat die Arbeitsgruppe geleitet, die die Umsetzung der neuen Regelung geplant hat.

Grundlage für die Neuregelung ist ein Dekret von Bischof Gebhard Fürst, das zum 1. November in Kraft tritt. Die Motivation des Bischofs sei es gewesen, "um der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche willen alles zu tun, was in seiner Macht steht, diese Geschlechtergerechtigkeit zu fördern", sagte Weihbischof Karrer. Bislang dürfen nur geweihte Männer - Priester oder Diakone - die Taufe vollziehen. Der Ortsbischof hat laut Kirchenrecht die Möglichkeit, diesen Kreis zu erweitern.

Konkrete Reformen vor Ort bereits heute möglich

Veronika Rais-Wehrstein sieht die Diözese Rottenburg-Stuttgart mit der Entscheidung auf einem guten Weg. Sie ist Mitglied im Präsidium des Diözesanrats - dem höchsten Laiengremium der Diözese. Die Taufspendung durch Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten zeige, dass konkrete Reformen vor Ort bereits jetzt möglich seien. "Wir reden nicht nur über Reformen, wir gehen sie auch an", so Rais-Wehrstein.

Hoffnung auf weitere Veränderungen

Die Menschen heute könnten die Geschlechterungerechtigkeit in der katholischen Kirche nicht mehr nachvollziehen und verstehen", kritisiert Ursula Renner. Wenn nun Frauen und Männer mit unterschiedlichen Lebenshintergründen die Taufe spenden dürften würde die Kirche ein Stück authentischer. "Und gleichzeitig ist es nur ein erster Schritt, verbunden mit der Hoffnung, dass weitere Schritte im Bereich der Sakramentenspendung folgen werden", so die Gemeindereferentin.

Konkrete Entscheidungen werden vor Ort getroffen

Ob und wie die jetzt geschaffene Möglichkeit genutzt wird, sollen die einzelnen Seelsorgeeinheiten der Diözese jeweils selbst entscheiden. Ab November beraten sich die Kirchengemeinde- und Pastoralräte bis Ostern und treffen dann eine bindende pastorale Grundsatzentscheidung. In den hauptamtlichen Teams der Seelsorgeeinheiten, den sogenannten Pastoralteams, werden dann die Personen bestimmt, die in Zukunft taufen sollen. 2023 kann pro Seelsorgeeinheit jeweils eine Person die Qualifikation absolvieren, die im Mai beginnt. Im Frühherbst 2023 können die Personen dann erstmals Taufen vornehmen.

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