Der Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) hat sich für eine FFP2-Maskenpflicht an Orten mit einem gesteigerten Infektionsgeschehen ausgesprochen und damit auf einen Beschluss der bayerischen Landesregierung vom Dienstag reagiert.
"FFP2-Masken sind schon eine stark infektionsschützende Maßnahme. Da haben wir Luft nach oben."
Strobl spricht sich allerdings für eine etwas andere Priorisierung als in Bayern aus, gab er der Deutschen Presse-Agentur gegenüber bekannt. Nachdem das bayerische Kabinett das Tragen einer FFP2-Maske im Nahverkehr und im Einzelhandel ab Montag verpflichtend einführen will, sieht Strobl in erster Linie Pflegeheime und Krankenhäuser in Baden-Württemberg in der Pflicht: "Zunächst sollten in Pflegeheimen und medizinischen Einrichtungen nur noch FFP2-Masken getragen werden." Die Pflicht solle auch Besucher und Patienten umfassen. Da reiche eine herkömmliche Mund-Nase-Bedeckung aus Stoff nicht mehr aus, sagte Strobl weiter.
Außerdem seien FFP2-Masken auch an Orten mit einem gesteigerten Infektionsgeschehen sinnvoll. Nämlich dort, wo viele Menschen nah zusammen kämen. "Zum Beispiel in Flugzeugen würde ich zwingend eine FFP2-Maske vorschreiben. Dort wird der Mindestabstand ja nicht eingehalten." Auch im Öffentlichen Nahverkehr hält er FFP2-Masken für eine gute Idee: "Wenn ich daran denke, wie eng sich die Menschen in manchen S-Bahnen zusammendrängeln müssen, wäre hier auch eine FFP2-Maske hilfreich." Strobl ist sich auch sicher, dass derzeit im Handel genügend dieser besseren Masken zur Verfügung stünden: "Das ist inzwischen gewährleistet."
Aktuelle Corona-Verordnung sieht verschärfte Maskenpflicht bereits vor
In der seit 11. Januar geltenden Corona-Verordnung von Baden-Württemberg ist neben einem negativen Antigentest bereits das Tragen einer FFP2-Maske in Krankenhäusern und "stationären Einrichtungen für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf" für Besucher und externe Personen verpflichtend. Die Krankenhäuser im Land, so beispielsweise auch die Oberschwabenklinik im Kreis Ravensburg sowie der Klinikverbund Südwest klären bereits über die neuen Verschärfungen bezüglich der Maskenpflicht auf.
Virologen befürworten Einsatz von FFP2-Masken überwiegend
In der Debatte um eine verschärfte Maskenpflicht sprachen sich bereits mehrere Virologen und Experten für ein vermehrtes Tragen von FFP2-Masken aus.
So hält Virologe Alexander Kekulé eine FFP2-Pflicht im öffentlichen Nahverkehr und Einzelhandel grundsätzlich für sinnvoll. Kämen viele Menschen eng zusammen, sinke das Risiko einer Infektion mit einer FFP2-Maske deutlich. "Aber auch in so manchem kleinen Bäckerladen ist es sicher sinnvoll, gerade weil dort teilweise nicht richtig gelüftet werden kann", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Risikogruppen sollten in geschlossenen Räumen seiner Meinung nach sowieso immer FFP2-Masken tragen. Probleme sehe er eher in der Akzeptanz der Bürger für so eine verschärfte Maskenpflicht. Aufgabe der Politik sei es, alle Menschen mitzunehmen. Viele hielten sich nur nicht an die Regeln, weil sie sie nicht verstünden.
Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg sieht den großen Vorteil von FFP2-Masken darin, dass ein besserer Eigenschutz und eine geringere Abhängigkeit von anderen Menschen bestehe. Außerdem sei der bessere Sitz der FFP2-Masken positiv zu bewerten.
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Kritik von Aerosolforscher: Kein hundertprozentiger Schutz
Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, hat allerdings auch vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken gewarnt. Diese böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden, sagte Asbach der Deutschen Presse-Agentur. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern - damit gingen immer noch sechs Prozent durch. "Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt." Wichtig sei ein Mix. Zudem biete eine FFP2-Maske auch nur dann den versprochenen Schutz, wenn sie eng anliege. Ein besonderes Problem hätten zudem Bartträger. Es gebe in der Industrie sehr teure Alternativen mit Rundum-Visieren, sichereren Hepafiltern und Luftpumpen. Das sei aber nicht für den Alltagsgebrauch gedacht.
"Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, sich zu rasieren."
Sorge wegen zu hoher Kosten für FFP2-Masken
Sozialverbände und Virologen sehen eine Verpflichtung zum Tragen von FFP2-Masken aber auch kritisch, da viele Menschen sich diese Masken gar nicht leisten könnten. Es müsste daher zwingend ein kostenloser Zugang zu solchen medizinischen Masken für Bedürftige gewährleistet sein, so Virologe Chanasit für Tropenmedizin in Hamburg. Dieses Problem erkannten auch die bayerische Caritas und Diakonie und forderten deswegen nach dem Vorstoß des bayerischen Kabinetts schnelle und unbürokratische Lösungen für die Beschaffung solcher Masken für Menschen mit geringem Einkommen.
Schutzwirkung zwar besser, Masken aber empfindlicher
FFP ist die Abkürzung für "filtering face piece", dies bedeutet soviel wie partikelfiltrierende Halbmaske. Es gibt sie in den Varianten FFP1, FFP2 und FFP3. Je höher die Zahl, desto stärker ist die Schutzwirkung der Maske. Da aber auch FFP2-Masken keinen hundertprozentigen Schutz bieten, müssen weiterhin die allgemeinen Abstandsregeln beachtet werden. Laut des Aerosolforschers Asbach mache es allerdings kaum einen Unterschied, welche Klassifizierung die Schutzmaske genau trägt. So seien FFP2, N95 und KN95 als ähnliche Standards anzusehen.
Ein weiteres Problem ist, dass die FFP2-Masken grundsätzlich Einmalmasken sind und deswegen noch häufiger gewechselt werden müssten. Laut Virologe Kekulé könnte es aufgrund der Empfindlichkeit der Masken je nach Wetterverhältnissen sogar zu einer solchen Durchlässigkeit kommen, dass die Maske sogar noch während des Anstehens in einer Schlange vor einem Laden noch einmal ausgewechselt werden müsste. Ein großes Problem seien auch viele Fälschungen in diesem Bereich. Asbach rät daher: "Man sollte nicht so sehr auf den Preis achten, sondern auf eine vertrauenswürdige Quelle."