Abstand halten, wenn möglich zu Hause bleiben: Insbesondere Risikogruppen, Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen sollen sich nach Empfehlungen der Landesregierung von Menschenmassen fernhalten oder gar selbst in Quarantäne gehen. Doch wie einkaufen, wie die wichtigsten Erledigungen machen? Die Mitglieder der Facebook-Gruppe "Stuttgart Hilft" wollen genau an dieser Stelle helfen.
"Solidarität statt Egoismus" - das ist das Motto der Nachbarschaftshilfe Stuttgart, gegründet von Paula Isbrecht. Die 23-Jährige wollte schnell und unbürokratisch denen zu helfen, die zur Risikogruppe gehören.
"Mittlerweile haben wir um die 300 Menschen, die helfen. Es werden täglich mehr", sagte Ilsbrecht dem SWR. Vermittelt werden Menschen aus der Nachbarschaft, die Botengänge oder Einkäufe erledigen können - oder mal mit dem Hund Gassi gehen.
Ähnliche Gruppen wurden auch in anderen Städten Baden-Württembergs gegründet, beispielsweise in Ludwigsburg, Heilbronn oder Freudenstadt. Auch auf anderen Socialmedia-Kanälen wird zu Solidarität aufgerufen, beispielsweise auf Instagram unter Hashtags wie #nachbarschaftschallenge oder #coronahilfe.
Einkaufshilfe anderer Anbieter: "Esslingen hält zusammen"
Auch das Freiwilligenzentrum Caleidoskop der Caritas Stuttgart oder Städte wie beispielsweise Esslingen vermitteln Einkaufshilfen. Dort bietet das Amt für Soziales, Integration und Sport auch Gesprächsangebote per Telefon gegen die Einsamkeit an, unter der Nummer 0711/3512-2694.
Crowdfunding für Kleinstunternehmen: #VielfaltInMeinerStadt
Die Geschäftsschließungen seit Mittwoch in Baden-Württemberg treffen insbesondere kleine Unternehmen und Selbstständige sehr hart. Zwar plant die Bundesregierung Hilfspakete und Kredite für Solo-Selbstständige - doch das werde nicht reichen, meint Franziska Dietrich, Sportstudiobesitzerin aus Stuttgart: "Gerade kleine Unternehmen, bei denen nicht so viel hinten runterfällt am Ende des Monats, da helfen Kredite gar nicht. Das verschiebt das Problem nur nach hinten raus", sagte sie dem SWR.
Nach der Corona-Krise? "Dann stehen wir in einer Stadt, die nicht mehr viel zu bieten hat."
Insbesondere in Stuttgart, wo auch die Gewerbemieten sehr hoch sind, sei die Gefahr groß, dass viele kleine Unternehmen, beispielsweise das Lieblingscafe um die Ecke oder der kleine Buchladen die Krise nicht überleben. "Dann stehen wir in einer Stadt, die nicht mehr viel zu bieten hat", sagte Dietrich.
Deswegen gründete sie die Crowdfunding-Kampagne "#Vielfaltinmeiner Stadt: Stuttgarter Kleingewerbe erhalten". Mit Spenden sollen Kleinstunternehmer und Selbstständige in Stuttgart unbürokratisch und zeitnah finanziell unterstützt werden.
Stuttgarter Nothilfe für Künstler
Da in den nächsten Wochen auch Konzerte, Ausstellungen und Aufführungen abgesagt werden, geraten auch viele Künstler und Darsteller in Existenznot. Eine private Initiative sammelt Spenden und zahlt ihnen Soforthilfen aus. Gesammelt wird über den gemeinnützigen Verein "Kulturimpuls Grundeinkommen e.V.".
Aufruf der Sindelfinger Klinikmitarbeiter

Auch die Mitarbeiter des Klinikverbunds Südwest in Sindelfingen (Kreis Böblingen) haben am Mittwoch zur Solidarität mit Risikogruppen, aber auch mit Ärzten und Pflegekräften aufgerufen. Die Kliniken seien bereits gefüllt mit zahlreichen Influenzapatienten, daneben bereitet man sich auf eine Welle von schwer- und schwersterkrankten COVID-19-Patienten vor.
Allein in den Häusern des Klinikverbundes Südwest liegen zehn Infizierte, vier davon in intensivmedizinischer Behandlung. Alle, die helfen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, so der Appell der Mitarbeiter, helfen den Krankenhäusern und den Risikogruppen. "Helft uns alle, damit wir allen helfen können. Passt auf Euch auf und bleibt bitte zu Hause!", so die Bitte.
Eine Pizza als Dankeschön
Einfach mal Danke sagen! Nicht nur in den sozialen Medien wird den Ärzten und Pflegern ein großes Dankeschön für ihre Arbeit ausgesprochen. Eine Pizzeria in Baden-Baden macht dies in Form von vielen Pizzen.
Einen besonderen Einkaufsdienst übernehmen beispielsweise in Freiburg auch die Malteser. Wegen der Corona-Krise ist es vielen alten und kranken Menschen nicht möglich, zum Einkaufen zu gehen. Daher organisieren die Freiwilligen einen speziellen Einkaufsservice. Es gehe in "dieser schwierigen Zeit" darum, Risikogruppen und Senioren zu unterstützen, sagte Malteser-Geschäftsführerin Sabine Würth.
Hotline für Bedürftige
Einen Einkaufsservice für Menschen aus Risikogruppen gibt es beispielsweise auch in Schwäbisch Hall (Hohenlohekreis). Die Stadtverwaltung hat Mitarbeiter dafür abgestellt, Bedürftigen in der Bewältigung ihres Alltags zu helfen. "Wir haben eine Hotline eingerichtet, die bis 12 Uhr für den Tag ein Angebot eröffnet für Menschen, die nicht akut Corona infiziert sind, aber gleichzeitig zur gefährdeten Gruppe, als auch zu den Hilfsbedürftigen gehören", so Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim. "Man kann bei uns bestellen, Einkäufe ordern, man kann Arzneimittel-Fragestellungen klären. Also alle Dinge des täglichen Bedarfs kann man über diese Hotline abwickeln."