Nach der Bundesregierung plant nun auch die baden-württembergische Landesregierung kostenlose Schnelltests auf das Coronavirus für Menschen ohne Symptome. Dies teilte ein Regierungssprecher am Mittwoch in Stuttgart nach einem Spitzengespräch von Mitgliedern der Landesregierung mit Hilfsorganisationen und den Kommunalverbänden im Staatsministerium mit. Als mögliche Gründe für einen Test nannte er etwa den geplanten Besuch bei den Großeltern, die Ausübung eines Berufs mit vielen Kontakten oder die Pflege von Angehörigen zu Hause.
Schnelltests der neueren Generation
Dafür wird die Landesregierung mehr als vier Millionen Corona-Schnelltests aus ihrer Reserve zur Verfügung stellen, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach dem Spitzengespräch. Die Tests sollen an Städte und Gemeinden abgegeben werden, die wiederum sollen sie an Ärzte und Apotheken verteilen. Noch mehr Schnelltests würden aus den Beständen des Bundes erwartet. Es sollen auch weitere sieben Millionen Schnelltests der neuen Generation vom Land gekauft werden, bei denen das Teststäbchen nur noch wenige Zentimeter in die Nase gesteckt werden muss. Die Tübinger Notärztin Lisa Federle zeigte sich erleichtert über diese Möglichkeit. "Wenn wir diese Tests nicht anschaffen, dann macht das kein Lehrer und kein Schüler zweimal die Woche mit", sagte sie dem SWR.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte, bei schrittweisen Öffnungen etwa von Kitas und Schulen brauche man eine veränderte Teststrategie, die "anlasslos, niederschwellig, kostenlos" und asymptomatisch sein müsse. Darauf habe sich die Landesregierung jetzt verständigt. Die Ministerin setzt außerdem darauf, dass Städte und Gemeinden auch selbst Schnelltests organisieren. Im Landkreis Böblingen sind bereits spezielle Schnelltest-Zentren entstanden. In Mannheim sollen sich nach Angaben der Stadt Beschäftigte von Kitas und Schulen in ihren jeweiligen Einrichtungen testen lassen können. Auch die Stadt Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) plant das.
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Mannheim mit Sonderweg: Die Beschäftigten der Mannheimer Schulen und Kitas bekommen die Möglichkeit, zweimal wöchentlich einen Corona-Schnelltest direkt in ihrer Einrichtung zu machen. mehr...
Verband: Nicht jede Apotheke wird Schnelltests anbieten können
Die Apotheken in Baden-Württemberg können Corona-Schnelltests aber wohl nicht flächendeckend anbieten. Oft scheitere es an personellen Kapazitäten oder der Erfüllung räumlicher Vorgaben, sagte ein Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg der "Heilbronner Stimme" und dem "Mannheimer Morgen" (Mittwoch). Die Tests würden nicht im Kundenbereich der Apotheke, sondern in separaten Bereichen durchgeführt. Eine Sprecherin der Landesapothekerkammer in Baden-Württemberg erklärte, ein flächendeckendes Angebot von Schnelltests durch Apotheken werde in Baden-Württemberg nicht möglich sein, denn jeder Apothekenleiter dürfe eigenverantwortlich entscheiden, ob er die personellen und sächlichen Ressourcen bereitstellen könne.
Eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württemberg sieht bei Schnelltest-Angeboten in Arztpraxen hingegen keine Probleme. Die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte würden Schnelltests in ihren Praxen möglich machen, sagte sie.
Gemeindetag: Ausweitung der Schnelltests wichtiger Schritt
Zuspruch zu den neuen Schnelltest-Plänen der Landesregierung kam am Mittwochnachmittag von Gemeindetagspräsident Steffen Jäger: "Der heutige Austausch mit der Landesregierung zur Teststrategie des Landes und zum zukünftigen Einsatz von Schnell- und Selbsttests war wichtig und dringend erforderlich." Das Ziel des Landes, seine Schnellteststrategie auszuweiten, könnte ein wichtiger Schritt bei der Pandemiebekämpfung sein, so Jäger weiter. "Die Bereitschaft der Städte und Gemeinden, die bisher etablierten Teststrukturen durch die Kassenärztliche Vereinigung, Apothekerschaft und Blaulichtorganisationen gezielt zu unterstützen, sei landesweit spürbar", heißt es in einer Mitteilung des Gemeindetags. Dafür sei es jedoch zwingend erforderlich, kurzfristig zwischen Land und kommunalen Landesverbänden die Rahmenbedingungen für ergänzende Teststrukturen festzulegen.
Oberbürgermeister für Schnelltests vor Innenstädten
Unterdessen haben sich die Oberbürgermeister von Tübingen, Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) und Schorndorf (Rems-Murr-Kreis), Boris Palmer (Grüne), Richard Arnold (CDU) und Matthias Klopfer (SPD), in einem Brief für Schnellteststationen an allen Zugängen zu Innenstädten ausgesprochen. Mit einem negativen Test könne man sich frei in den Innenstädten bewegen, schlagen sie vor.
Kabinett berät am Dienstag
Das genaue Konzept für die Corona-Schnelltests in Baden-Württemberg soll am Dienstag im Kabinett beraten werden. Bisher ist noch nicht bekannt, wann die Tests starten sollen. Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrkräften hatte die Landesregierung zuvor zwei anlasslose Schnelltests pro Woche zugesagt. Aktuell sind Schnelltests vor Besuchen in Alten- und Pflegeheimen erforderlich.