Am Wochenende müssen sich Clubs und Diskotheken auf strenge Hygienekontrollen einstellen. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hat wegen der drohenden vierten Corona-Welle Schwerpunktkontrollen angekündigt. Demnach werden verstärkt Beamte am 2. und 3. Oktober unterwegs sein, um die Corona-Auflagen in der Partyszene zu kontrollieren.
"Wir starten jetzt in den Herbst, in dem sich die Menschen vor allem innen aufhalten. Wir ermöglichen in den aktuellen Corona-Verordnungen viele Freiheiten - gerade deswegen ist es wichtig, dass sich alle an die Regeln halten, um unseren bisherigen Erfolg bei der Bekämpfung der Pandemie nicht zu gefährden", erklärte Lucha. Wer sich an die Regeln halte, habe nichts zu befürchten.
Ministerium schätzt Infektionsrisiko in Clubs als hoch ein
"Wir wollen aber nicht verschweigen, dass ein Verstoß gegen die Corona-Verordnung bußgeldbewehrt ist und gegebenenfalls sogar eine Strafanzeige nach sich ziehen kann", so Lucha weiter. Das Infektionsrisiko in Clubs werde besonders hoch eingeschätzt. Eine Öffnung sei daher nur unter strengen Auflagen und dem Vorliegen eines von der Dehoga Baden-Württemberg gemeinsam mit der Clubszene erarbeiteten Hygienekonzepts möglich.
Das "Club Kollektiv Stuttgart", ein Zusammenschluss von Clubs und Veranstaltern aus Stadt und Region, begrüßt die Kontrollen. Sie würden "das Vertrauen in die Maßnahmen erhöhen und die Betriebe bestätigen, die sich seit Tag 1 der Corona Maßnahmen an alle Auflagen halten", sagte die Vorsitzende Hannah Japes dem SWR.
Club-Kollektiv berichtet von positiven Rückmeldungen
Allerdings dürften sich die Kontrollen nicht nur auf Clubs und Diskotheken beschränken, kritisierte Japes. In der Zeit, in der sie geschlossen waren, hätten andere Betriebe ohne eine entsprechende Konzession diese Funktion übernommen. Damit müsse Schluss sei, fordert sie. Nur mit der Öffnung von Clubs könnten Partys im Privaten, die weniger gut zu kontrollieren seien, reduziert werden.
Bisher berichtet Japes von positiven Rückmeldungen der Betreiber. Die meisten Besucherinnen und Besucher seien geimpft oder genesen, nur eine handvoll erscheine mit aktuellem PCR-Test. "Zudem sind alle unsere Betriebe hinsichtlich ihrer Lüftungskapazität gecheckt", so Japes.
Gerade die Belüftung ist laut Verordnung wichtig für den Betrieb. Clubs und Diskotheken müssen mit ihrer Lüftungsanlage eine Frischluftzufuhr von mindestens 40 Kubikmetern pro Stunde und Person gewährleisten können. Nur dann dürfen sie bei voller Kapazität öffnen, und nur dann ist Tanzen ohne Maske erlaubt. Bei weniger starken Lüftungsanlagen dürfen höchstens 70 Prozent der sonst zulässigen Gästezahl in den Club - und nur, wenn die Besucher geimpft oder genesen sind. Clubs ohne Lüftungsanlagen müssen als Ersatz Luftreiniger einsetzen.
Maskenpflicht auf Tanzfläche wurde abgeschafft
Ursprünglich war in den Clubs zudem eine Maskenpflicht auf der Tanzfläche vorgesehen. Clubbesitzer reagierten jedoch verhalten. Viele signalisierten, unter diesen Umständen geschlossen zu bleiben. Das Sozialministerium lenkte letztlich ein und passte das Hygienekonzept an. Mittlerweile kann in ganz Baden-Württemberg maskenlos auf der Tanzfläche gefeiert werden. Zuvor war das Konzept in einigen Clubs in einem Modellprojekt getestet worden.
Nach Treffen der Verantwortlichen Einigung erzielt: Feiern ohne Maske in Clubs erlaubt - unter Bedingungen
Die neue Corona-Verordnung regelt seit dieser Woche das öffentliche Leben in Baden-Württemberg neu. Jetzt konnte auch in einem der heiklen Punkte ein Kompromiss gefunden werden.
Mit der Schwerpunktaktion am Wochenende will die Landesregierung auch sicherstellen, dass die derzeit geltende 3G-Regel umgesetzt wird. Aktuell dürfen neben Geimpften und Genesenen auch Ungeimpfte in Clubs und Diskotheken. Sie müssen allerdings einen negativen PCR-Test vorlegen, der höchstens 48 Stunden alt sein darf. Erst in der Warn- und Alarmstufe herrscht für sie Tanzverbot. Dann gilt die 2G-Regel: Nur noch Geimpfte und Genesene erhalten Zutritt. "Die Schwerpunktaktion in den Clubs soll niemanden verunsichern, sondern vielmehr sensibilisieren und ermahnen, in dieser Phase der Pandemie nicht unvorsichtig zu werden", sagte Gesundheitsminister Lucha.