Ein Kind erhält eine Corona-Schutzimpfung (Foto: SWR, Roland Altenburger)

Rund 300.000 Impfdosen für das Land

Corona-Impfstoff-Lieferungen für Kinder ab fünf Jahren kommen in BW an

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Der erste Corona-Impfstoff für Kinder soll diese Woche in Baden-Württemberg ankommen. Laut einer RKI-Umfrage wollen etwa 40 Prozent aller Eltern ihre Kinder impfen lassen.

Die Kinderimpfungen mit einem Corona-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige laufen in dieser Woche in Baden-Württemberg und ganz Deutschland an. Nach Angaben des baden-württembergischen Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) erhält das Land ab dieser Woche bis Jahresende rund 300.000 Dosen des Impfstoffs für Kinder. Eine weitere Lieferung soll im Januar folgen. Den Beginn der Impfungen erwartet das Ministerium ab Mittwoch. Es könne durchaus zwei Tage dauern, bis der Impfstoff in den Praxen angekommen sei, teilte eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage mit.

Für Kinder dieser Altersklasse wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen BioNTech/Pfizer-Impfstoff verwendet. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut Ständiger Impfkommission (STIKO) zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden. Für jüngere Kinder gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.

Das Landesgesundheitsministerium sieht für die Impfungen zunächst vor allem die Kinderarztpraxen am Zug. Diese kennen ihre Patientinnen und Patienten am besten und wüssten, welche Kinder prioritär geimpft werden sollten, hieß es. Neben den Praxen soll es auch Impfaktionen der Stadt- und Landkreise sowie in Kliniken geben. Konzepte für spezielle Angebote für Kinder und deren Eltern gibt es den Angaben zufolge etwa im Rems-Murr-Kreis und in Tübingen.

Wie viele Eltern lassen ihre Kinder impfen?

Die Nachfrage nach Corona-Impfungen für Kinder ist für das Ministerium demnach schwer abzuschätzen. Laut Statistischem Landesamt gibt es in Baden-Württemberg rund 612.000 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. "Inwieweit sich der Bedarf an Impfstoff mit dieser Zahl deckt, wird abzuwarten sein", teilte das Ministerium mit. Nach aktuellen Untersuchungen des Robert Koch-Instituts wollten etwa 40 Prozent aller Eltern ihre Kinder zwischen fünf und elf Jahren impfen lassen.

Der Präsident des Berufsvebandes der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Thomas Fischbach, geht von einer hohen Impfbereitschaft bei der anstehenden Impfkampagne für Fünf- bis Elfjährige aus. "Das war auch schon bei der Impfung der Jugendlichen so. Dort impfen wir erst seit September, haben aber schon eine Quote von 50 Prozent erreicht", sagte Fischbach der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Die Praxen seien zudem gut vorbereitet. Ein Problem sieht Fischbach aktuell noch bei der Lieferung des Impfstoffs. Das habe leider schon bei den über Zwölfjährigen nicht funktioniert. "Wir bekommen dort oftmals gerade einmal die Hälfte des bestellten Impfstoffs."

Laut Fischbach werden sich außerdem voraussichtlich nicht alle Praxen an den Kinderimpfungen beteiligen. Daher sei es grundsätzlich richtig, dass Kinder auch in Impfzentren geimpft werden können. "Wir favorisieren allerdings die Impfung in den Praxen, wo die Ärzte ihre Patienten auch kennen."

Erleichterung beim Landeselternbeirat

Auch der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Michael Mittelstaedt, begrüßt die Corona-Impfstoff-Lieferungen für die Fünf- bis Elfjährigen nach Baden-Württemberg. Die Lieferung sei für die Familien, die Angst hatten, dass sich ihre Kinder mit Corona anstecken, erleichternd, sagte Mittelstaedt am Montag in Stuttgart. Der Landeselternbeirat hofft außerdem, dass die Menge an Impfstoff fürs Erste ausreichend ist.

Bundesweit rund zwei Millionen Dosen des Impfstoffes für Kinder

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Sonntag werden bundesweit mehr als 2,2 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffs an die pharmazeutischen Großhandlungen verteilt. Zusätzlich gebe es noch Länderkontingente, die zur Verfügung gestellt werden. Arztpraxen bestellen die Impfstoffe über die Apotheken.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung, die sich auf das Ministerium berief, haben die Praxen für diese Woche rund 800.000 Dosen angefordert. Diese würden ab heute bis spätestens Mittwoch komplett ausgeliefert.

STIKO-Empfehlung für Kinder mit Risiko für schweren Verlauf

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte vergangene Woche eine Empfehlung für die Impfung von Kindern von fünf bis elf Jahren ausgesprochen. Hierbei handelt es sich noch nicht um eine finale Entscheidung, es läuft wie üblich nun noch ein Abstimmungsverfahren mit Fachgesellschaften und Ländern.

Demnach sollen vor allem Kinder geimpft werden, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben. Außerdem können Eltern nach individueller Aufklärung auch ihre gesunden Kinder impfen lassen. Bei Kindern ohne Vorerkrankung gebe es diesbezüglich nur ein geringes Risiko, während die Gefahr seltener Nebenwirkungen der Impfung aufgrund der eingeschränkten Datenlage derzeit nicht eingeschätzt werden könne, hieß es zur Begründung von der STIKO. Die Empfehlung gilt dann für Kinder ab fünf Jahren. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hatte die STIKO-Empfehlung vergangene Woche begrüßt.

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STIKO-Chef Thomas Mertens hatte sich noch Anfang Dezember gegen eine Impfung für Kinder positioniert. In einem Podcast der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hatte der Ulmer Virologe gesagt, er würde sein eigenes sieben Jahre altes Kind aufgrund fehlender Daten derzeit nicht gegen das Coronavirus impfen lassen. Mittlerweile hat Mertens jedoch eingeräumt, mit seiner persönlichen Aussage zur Ablehnung einer Kinderimpfung gegen Corona einen Fehler gemacht zu haben.

Priorisierung von Kindern mit Vorerkrankungen wird in BW umgesetzt

Der Landesverband der Kinder- und Jugendärzte geht davon aus, dass in Baden-Württemberg alle vorerkrankten Kinder zwischen fünf und elf Jahren noch vor Weihnachten geimpft werden können. In der Gruppe der vorerkrankten Kinder sei die Nachfrage nach Corona-Impfungen bislang aber noch eher gering, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende, Ralph Gaukler. Gefragter sei der Impfstoff bei Eltern mit gesunden Kindern. Priorisiert werden aber Kinder mit Vorerkrankungen, so Gaukler. Für gesunde Kinder sei eine Impfung derzeit auch nicht so akut. Wichtiger sei es mit Blick auf den Verlauf der Pandemie, etwa älteren Menschen eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen.

Sozialminister Lucha sieht großen Schritt in der Pandemiebewältigung

Für Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) ist der Impfstart für Kinder im Land ein wichtiger "Baustein, um die Pandemie zurückzudrängen". Dass erst am Mittwoch mit den Impfungen begonnen werden kann, begründet Lucha mit dem logistischen Aufwand, den der Impfstart mit sich bringe. "Das Kinderimpfen ist (...) etwas aufwändiger, die Kinder- und Jugendärzte, die das mehrheitlich auch machen, wollen sich in ihren Praxen vorbereiten", so der Minister im Interview mit dem SWR. Der Impfstart am Mittwoch sei zudem "keine Verzögerung, sondern sogar vorgezogen". Eigentlich sei der Start erst in der nächsten Woche geplant gewesen. Man habe aber "Druck gemacht, damit wir den Impfstoff früher erhalten", so Lucha. "Baden-Württemberg kann jetzt mit 300.000 Impfdosen für zirka (...) 600.000 Berechtigte beginnen".

Für den Sozialminister ist der Start der Impfkampagne von großer Bedeutung: "Nur mit Impfen schaffen wir dauerhaft die Pandemie, die so viel Leid bringt, die auch so vielen Menschen das Leben kostet."

Sollten Kinder geimpft werden, um die Pandemie zu bekämpfen? In erster Linie gehe es um sie selbst, sagt der Kinder-Infektiologe Philipp Henneke von der Uniklinik Freiburg:

Kinder-Impfaktion in Baiersbronn mit Vakzin für Erwachsene

Die Bereitschaft vieler Eltern, Kinder impfen zu lassen, zeigte sich am Sonntag in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt). Dort wurden am Sonntag bei einer Impfaktion etwa 250 Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren geimpft - allerdings mit dem Impfstoff für Erwachsene in einer geringeren Dosierung. Der Andrang sei groß gewesen, berichten die Baiersbronner Ärztinnen und Ärzte. Für die Aktion seien Familien aus ganz Deutschland angereist. Auch anderorts gab es in Baden-Württemberg am Wochenende große Impfaktionen mit tausenden Impfwilligen, jedoch nicht speziell für Kinder.

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