Das baden-württembergische Sozialministerium hat gegenüber dem SWR bestätigt, dass ab 1. September die ersten Drittimpfungen verabreicht werden können. Das Land sei darauf gut vorbereitet.
Für eine dritte Impfung berechtigt sind die Personen, die bei der Erst- und Zweitimpfung zur Prioritätengruppe eins gehört haben. Das sind alle, die älter sind als 80 Jahre, Pflegebedürftige, die im eigenen Haushalt leben, und Menschen mit einer Immunschwäche. Ein Sprecher des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums sagte dem SWR, mit der dritten Impfung wolle man einen Gesundheitsschutz für den besonders gefährdeten Personenkreis sicherstellen, also Menschen, die ein hohes Risiko hätten, einen schweren oder tödlichen Covid-19-Krankeitsverlauf zu erleiden.
Mehrere Anlaufstellen für Drittimpfung möglich
Bis zur Schließung der Kreisimpfzentren Ende September können sie sich dort impfen lassen oder bei ihren Hausärztinnen und Hausärzten. Zu den Hochbetagten in den Pflegeheimen sollen mobile Impfteams kommen, wie schon bei der Erst- und Zweitimpfung. Wer nicht mobil oder besonders pflegebedürftig ist, kann die Drittimpfung gegen das Coronavirus auch zu Hause erhalten. Auch Hausärztinnen und Hausärzte können die Impfung bei Hausbesuchen durchführen.
Die Auffrischungsimpfungen erfolgen mit einem der mRNA-Impfstoffe, das bedeutet von Pfizer/Biontech oder Moderna.
Zweifache Impfung reicht für 3G-Regel aus
Sollte jemand auf die dritte Impfung freiwillig verzichten, spielt das für die 3G-Regel keine Rolle. Die 3G-Regel besagt, dass man geimpft, genesen oder getestet sein muss, wenn man beispielsweise zum Friseur, ins Restaurant, ins Fitnessstudio oder ins Kino gehen möchte. Vollständig geimpft bedeutet zweimal geimpft. Die dritte Impfung ist laut Ministerium als zusätzlicher Schutz gedacht, für besonders vulnerable Gruppen. Deshalb werde sie in Baden-Württemberg auch nur diesem Personenkreis angeboten.
Noch keine Stiko-Empfehlung für Booster-Impfung
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat noch keine Empfehlung für die Drittimpfung gegen das Coronavirus ausgesprochen. Bislang liegen der Stiko nach eigener Einschätzung nicht die Daten vor, um die Auffrischimpfung zu empfehlen.
Intensivmediziner Christian Karagiannidis im Interview Corona-Impfdurchbrüche: Warum sie passieren und welche Rolle die dritte Impfung spielt
Baden-Württemberg startet im September die sogenannten Booster-Impfungen. Warum vereinzelt auch Geimpfte im Krankenhaus landen und welche Rolle eine Drittimpfung spielt, erklärt Intensivmediziner Christian Karagiannidis.
Unter Forschenden und Fachleuten ist die Frage, ob eine dritte Impfung wirklich notwendig ist, umstritten. Beispielsweise hält der Berliner Virologe Christian Drosten die Auffrischimpfung für überflüssig, weil die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen das Coronavirus sehr hoch ist. Er betont aber auch, dass bei alten Menschen und Risikopatientinnen und -patienten eine dritte Impfung sinnvoll sein kann, da die Zahl der Antikörper sich bei Älteren nach einem halben Jahr verringert.
Kritik von Patientenschützern zu Drittimpfung
Patientenschützer kritisierten erst kürzlich den nach ihrer Einschätzung späten Start in die Planungen für die neue Kampagne. Die Politik müsse vorbereitet sein, wenn die Ständige Impfkommission grünes Licht gebe. Viele politische Entscheidungen könnten vorbereitet werden, "ohne dass die Stiko sagt, wo es langgeht", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.