SWR Aktuell-Redakteur Arne Wiechern: Auch wenn es keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission Stiko gibt, sind Booster-Impfungen für unter 18-Jährige grundsätzlich möglich. Warum zögern manche Impfzentren, wenn es laut Bundesgesundheitsministerium doch rechtssicher ist?
Ingeborg Krägeloh-Mann: Die STIKO (Ständige Impfkommission, Anm. der Redaktion) wird nächstens mit einer Empfehlung zu dieser Frage kommen. Das steht auf ihrer Agenda auf Platz eins. Das heißt, diese Problematik wird sich auch klären. Wichtiger ist noch: Die Kinder und Jugendlichen sind nicht so dringlich dran mit dem Boostern wie Erwachsene. Es ist ja schon länger klar, dass die Infektion bei Kindern und Jugendlichen schwächer verläuft. Und es gibt inzwischen auch gute Erkenntnisse, die zeigen, dass Kinder und Jugendliche eine robustere und längere Immunantwort aufbauen, wenn sie sich mit dem Coronavirus auseinandergesetzt haben - und das kann man auch für die Impfung annehmen. Das heißt, die Booster-Impfung ist nach bestem Wissen und Gewissen für die Kinder und Jugendlichen auch nicht so dringlich wie für Erwachsene.
Es sind ja auch sehr wenige Kinder und Jugendliche bislang erst- und zweitgeimpft. Müssten wir daran erst mal was ändern, bevor wir überhaupt übers Boostern nachdenken?
Da haben Sie völlig recht. Wichtig ist eigentlich eher die erste und zweite Impfung. Diejenigen, deren zweite Impfung schon länger als sechs Monate zurückliegt, die können auch übers Boostern nachdenken. Die werden nächstens eine Empfehlung vorliegen haben. Und wie schon gesagt: Wahrscheinlich ist das auch erst deutlich später als sechs Monate notwendig, weil die Immunität länger anhält. Aber die Immunität sollte man erst einmal aufbauen. Das heißt, man sollte erst mal Jugendliche impfen. Das ist zumindest die aktuelle Empfehlung. Und das erleichtert in vielen Bereichen auch den Alltag.
Vor dem Hintergrund der Omikron-Variante muss man aber fragen, wie lange die aktuellen Impfstoffe noch wirken. Sobald vielleicht eine neue Variante des Impfstoffs rauskommt, sollte man schon über das Boostern nachdenken, oder?
Auch bei Omikron ist es wieder so, dass Kinder und Jugendliche weniger schwer durch die Infektion betroffen sind. Omikron wird wahrscheinlich keine schwere Infektion bei Kindern und Jugendlichen verursachen. Die Daten sind da inzwischen relativ klar.
Für wie wichtig halten Sie die Impfung in der Altersgruppe unter zwölf Jahren?
Also da ist die Empfehlung der STIKO relativ klar: Für Risikogruppen, das heißt für Kinder, die chronische Erkrankungen haben, die in ihrer Abwehr gestört sind, ist es empfohlen. Und für Kinder, die gesund sind, ist die Impfung nach Aufklärung möglich, wenn sie das möchten.
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