Das baden-württembergische Sozial- und Gesundheitsministerium rechnet schon in Kürze mit der Ausrufung der Corona-Alarmstufe, die drastische Einschränkungen für viele ungeimpfte Menschen im Land nach sich ziehen würde. Mit Blick auf aktuelle Prognosen und Modellrechnungen der Universität Freiburg gehe man davon aus, dass möglicherweise schon Ende der Woche, "in jedem Fall" aber Mitte November die Alarmstufe ausgerufen werden könnte, teilte eine Ministeriumssprecherin am Sonntag in Stuttgart auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Alarmstufe bei mehr als 390 Corona-Intensivpatienten
Derzeit gilt in Baden-Württemberg die sogenannte Corona-Warnstufe, die für viele Ungeimpfte bereits zahlreiche Beschränkungen mit sich bringt. Sollte die Zahl der Corona-Intensivpatientinnen und -patienten im Land nun sogar an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen auf über 390 steigen, wäre die Alarmstufe erreicht - dann würden noch härtere Maßnahmen ergriffen. Aktuell werden laut Landesgesundheitsamt (Stand: Montag, 16 Uhr) 347 Menschen auf der Intensivstation behandelt, 24 mehr als am Vortag.
Drastische Einschränkungen für Ungeimpfte
Die Corona-Verordnung sieht im Fall der Alarmstufe die 2G-Regel etwa in Restaurants, Museen, bei Ausstellungen oder den meisten öffentlichen Veranstaltungen vor. Viele ungeimpfte Menschen hätten dann in vielen Bereichen keine Möglichkeit mehr, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Ein negativer PCR- oder Antigentest reicht in der Alarmstufe in vielen Bereichen nicht mehr aus - etwa auf Weihnachtsmärkten. Ausnahmen würden unter anderem für Kinder und Schwangere sowie Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, gelten.
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Lucha: Vierte Corona-Welle trifft "mit voller Wucht"
Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) sagte, auch in Baden-Württemberg rolle die vierte Welle "mit voller Wucht", die Intensivstationen in den Krankenhäusern füllten sich rasant - "in aller erster Linie mit ungeimpften Patientinnen und Patienten, aber auch immer mehr Menschen über 60 Jahren mit Impfdurchbrüchen kommen ins Krankenhaus". Man sei "hochgradig alarmiert". Lucha erneuerte seine Forderung nach einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, allen voran im Pflegebereich. "Ich werde nicht müde werden, mich weiterhin bundesweit dafür stark zu machen."
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FDP schlägt "intelligentes Corona-Test-Management" vor
Kritik kam von der FDP. "Minister Lucha sollte endlich damit aufhören, ständig mit einer Impfpflicht zu drohen. Wenn man weiß, dass es zu immer mehr Impfdurchbrüchen mit Krankenhauseinweisungen kommt und auch geimpfte Menschen das Virus übertragen können, dann ist es höchste Zeit, in ein intelligentes Corona-Test-Management einzusteigen", sagte Landtags-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Nach über eineinhalb Jahren Pandemie mute es "hilf- und einfallslos an, wenn nichts weiter als eine Impfpflichtdebatte" komme. "Will Lucha etwa die Menschen unter Polizeizwang zur Nadel führen?", sagte Rülke.