Nach mehr als einem Jahr Corona-Zwangspause ist in der Nacht auf Samstag in Clubs in Baden-Württemberg erstmals wieder ohne Maske und Abstand getanzt worden. Im Rahmen eines vom Sozialministerium genehmigten Modellprojekts haben dafür zwei Diskotheken in Ravensburg ihre Türen geöffnet - das "Douala" und die "Kantine".
Insgesamt 700 Gäste waren in beiden Clubs zugelassen - davon 450 allein in der "Kantine". Dort waren die Besucherinnen und Besucher anfangs ein bisschen verunsichert und blieben zunächst mehr im Außenbereich des Clubs, statt auf die Tanzfläche zu stürmen. "Man weiß gar nicht, wie man sich da am besten verhalten soll", sagt eine Besucherin. Club-Betreiber René Minner versteht die Zurückhaltung. Da müsse man sich erst wieder rantasten, so der 38-Jährige.
Großen Andrang gab es auch im zweiten Club des Ravensburger Modellprojekts - dem Rave-Club "Douala". Dort hatte sich schon gegen 22 Uhr eine lange Schlange vor dem Einlass gebildet. Auch hier wurden alle Online-Tickets verkauft. Die Begeisterung war groß. "Wir haben gar nicht geschaut, welche Musik läuft", sagt eine Besucherin. Hauptsache man könne mal wieder feiern. Das habe ihr die ganzen Monate gefehlt.
Ergebnisse werden wissenschaftlich ausgewertet
Das Modellprojekt mit den beiden Clubs wird von der Hochschule Ravensburg-Weingarten wissenschaftlich begleitet. Unter anderem wird die Verbreitung von Aerosolen beim abstandslosen Feiern gemessen. Die Ergebnisse könnten nach Angaben des Sozialministeriums Grundlage für weitere Lockerungen in der Clubszene sein - "sofern die Ergebnisse vielversprechend und weitere Öffnungen verantwortbar sind".

Konkrete Zielvorgaben gab es dabei zunächst nicht. Nach Angaben der Stadt Ravensburg soll das Projekt bis zum 24. Juli laufen. Sorgen macht den Club-Betreibern die Nachtest-Pflicht für Gäste. Wenn sich nicht mindestens 80 Prozent von ihnen daran hielten, werde das Projekt vorzeitig abgebrochen.
Geplanter Modellversuch in Mannheim abgesagt
Am Sonntag hätte auch in Mannheim wieder getanzt werden dürfen - ohne Maske und Abstand, ebenfalls im Rahmen eines Modellprojekts. Die Veranstaltung wurde jedoch am Samstag abgesagt, Grund dafür seien unsichere Wetterprognosen. Wann und wie die Veranstaltung nachgeholt wird, war zuletzt unklar.
Der ursprüngliche Plan: Eine Freiluft-Party für 500 angemeldete Gäste, die sich jeweils drei Tage vor und nach dem Event testen müssen, in der Club-Disko "Hafen 49". Auch dort sollte die Verbreitung von Aerosolen gemessen und später ausgewertet werden. Mit den Erkenntnissen daraus will die Stadt dann Konzepte für weitere Club-Veranstaltungen im Freien entwickeln.
Seit Montag dürfen Diskotheken im Land zwar auch unabhängig von Modellprojekten wieder öffnen, aber nur bei Inzidenzwerten bis zehn sowie unter strengen Auflagen: Zum Beispiel dürfen Clubs nur einen Gast pro zehn Quadratmeter Fläche einlassen. Zudem müssen die Feiernden Mindestabstände und Maskenpflicht einhalten und geimpft, genesen oder getestet sein.