Mehr Elektroautos auf den Straßen, mehr Ladesäulen neben den Parkplätzen: Die baden-württembergische Landesregierung will auf klimaschonende Antriebsformen setzen und die E-Mobilität weiter fördern.
Ein neues Initiativprogramm zur Elektromobilität werde aufgelegt und dem Ministerrat bis zum Sommer vorgelegt, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) auf der Regierungspressekonferenz am Dienstag. "Wir müssen uns auf Veränderungen einstellen", erklärte Hermann. Man werde nicht mehr so billig tanken können wie bisher. Den Vorschlag von Bundesfinanzminister Christian Lindern (FDP) zu Tankgutscheinen nannte er "Staatskapitalismus".
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Förderung von Elektromobilität laut Regierung erfolgreich
Die Landesförderung für Elektromobilität in Baden-Württemberg läuft nach Einschätzung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erfolgreich. Baden-Württemberg liege im Vergleich zu anderen Bundesländern sowohl bei der Zahl der Elektrofahrzeuge als auch bei der Ladeinfrastruktur mit an der Spitze, erklärte Kretschmann am Dienstag.
Laut Verkehrsministerium hat man mit dem sogenannten BW-e-Gutschein und einer Summe von 38 Millionen Euro in den vergangenen Jahren 14.357 Fahrzeuge mit einem Gesamtwert von rund 533 Millionen Euro gefördert. Zudem habe man knapp 16.000 Ladepunkte installiert. Darüber hinaus will die Landesregierung bis 2030 rund zwei Millionen öffentlich und nicht öffentlich zugängliche Ladepunkte bauen. Zu künftigen Projekten gehören auch sogenannte E-Hubs, also Parkhäuser und Tiefgaragen in Stadtquartieren mit Ladesäulen. Es soll auch mehr Ladestationen für Lastwagen geben. Das Land wolle bei der E-Mobilität insbesondere Bereiche fördern, wo der Bund nicht einsteige.
Kritik kam aus den Reihen der Opposition. Ein weiteres Förderprogramm für E-Autos löse das Problem des Treibhausgases CO2 nicht. Denn der steigende Strombedarf für die E-Mobilität müsse mit Kohlestrom gedeckt werden, erklärte der FDP-Abgeordnete Friedrich Haag laut einer Mitteilung.
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BW mit höchstem Anteil an E-Auto-Zulassungen
Baden-Württemberg hatte 2021 den höchsten Anteil bei reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden aller Bundesländer bei den Pkw-Neuzulassungen. Mit 31,7 Prozent hatte fast ein Drittel der Neuwagen eine der beiden Antriebsarten, wie Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg zeigen. Bei Plug-in-Hybriden belegt Baden-Württemberg mit 15,6 Prozent den ersten Platz unter den Bundesländern. Bei reinen Elektroautos steht das Land mit 16,1 Prozent auf Platz drei hinter Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz.
Benzin- und Dieselmotoren immer noch in der Mehrzahl
Auch wenn die Zahl der Elektroautos in Baden-Württemberg weiter zunimmt, bleiben Benzin- und Dieselmotoren die wichtigsten Antriebsarten: 32,8 Prozent der Pkw-Neuzulassungen waren Benziner, 20 Prozent Diesel.
Kretschmann sagte, das Umstellen auf klimaneutrale Antriebe führe auch dazu, von fossilen Energieträgern wie Erdöl unabhängiger zu werden. "Wie wichtig das ist, erleben wir in diesen Tagen in besonders drastischer Form durch den Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf die Versorgung Deutschlands und Europas mit Öl und Gas."
Verkehrsminister Hermann sagte zur Debatte um hohe Benzinpreise und eine mögliche Energiekrise: "Man muss nicht warten, bis die Bundesregierung ein Embargo oder (Russlands Präsident Wladimir) Putin ein Embargo beschließt. Man kann auch selber durch spritsparendes Fahren dazu beitragen, dass man weniger Mittel an die russische Regierung abführt."
Ukraine-Krieg hat Folgen für E-Mobilität
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet mit einer Knappheit und einem Preisanstieg bei Rohmaterialien für Elektro-Autos. Dies betreffe vor allem die Rohstoffe Neongas, Palladium und Nickel. Bei Neongas sei die Ukraine einer der wichtigsten Lieferanten. Russland sei ein wichtiges Förderland für Palladium für Katalysatoren und Nickel für Lithium-Ionen-Batterien. Diese Rohstoffe seien "unersetzbar für den Hochlauf der Elektromobilität", so der VDA.