Die Energiekrise macht der Wirtschaft in Baden-Württemberg zu schaffen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte)

Unternehmerverband legt Forderungen vor

BW-Wirtschaft: "Energiekosten für viele Unternehmen nicht mehr zu verkraften"

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Simone Polier

Die steigenden Energiekosten machen den Unternehmen in Baden-Württemberg zu schaffen. Der Unternehmerverband UBW fordert von der Politik mehr Unterstützung um durch den Winter zu kommen.

Mit großer Sorge schauen viele Unternehmen auf die steigenden Stromkosten. Die Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) haben der Politik ein Forderungspapier vorgelegt um auf die Lage der Wirtschaft aufmerksam zu machen. In einer Mitteilung spricht der Verband von einer "existenziellen Bedrohung der Wirtschaft". Er fordert von Bund und Land ein "durchgreifendes Entlastungsprogramm für die Firmen". Alleine durch entsprechende Preise sei "diese Kostenexplosion" nicht zu kompensieren, so der UBW-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick am Donnerstag in Stuttgart.

UBW fordert etwas Laufzeitverlängerung von AKWs

Konkret fordern die UBW etwa, dass Gaskraftwerke nicht mehr preisbestimmend im Strommarkt sein dürften. Als weitere Maßnahme solle "alles, was geht, schnell wieder Strom produzieren", so Dick. Damit meint er etwa den Hochlauf aller Stein- und Braunkohlekraftwerke und die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke, aber auch die Nutzung von erneuerbaren Energien. Des Weiteren fordert der Verband die deutliche Absenkung der Stromsteuer.

Strompreise in BW besonders hoch

Baden-Württemberg hat, anders als vornehmlich landwirtschaftlich geprägte Länder, einen hohen Anteil an Industrieunternehmen und damit einen hohen Energiebedarf. Steigende Preise für Energie belasten die Wirtschaft im Land demnach besonders. Laut dem Volkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Guido Zimmermann sind die Strompreise in Baden-Württemberg im Ländervergleich darüber hinaus besonders hoch.

Unternehmen in BW haben seit der Pandemie diverse Probleme

Das Unternehmen STIHL aus Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) sieht sich wegen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine mit "starken Preissteigerungen auf der Beschaffungsseite konfrontiert", weshalb das Unternehmen bereits mit "Preisanpassungen reagiert" habe, sagte eine Unternehmenssprecherin dem SWR. STIHL machen "gestörte Lieferketten, Materialengpässe und gestiegene Rohstoff- und Materialpreise" bereits zu schaffen, die steigenden Energiepreise würden die ohnehin angespannte Situation verschärfen. "Bereits heute können wir aufgrund dieser Rahmenbedingungen die hohe Nachfrage nach unseren Produkten nicht vollumfänglich befriedigen." Störungen in der Lieferkette würden nicht nur STIHL, sondern auch die Lieferanten vor große Herausforderungen stellen. Als Maßnahme gegen die steigenden Energiepreise nennt STIHL etwa die "Eigenerzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen", die das Unternehmen an seinen Standorten ausbaue.

STIHL fordert "in dieser Sondersituation eine politische Lösung auf EU-Ebene". Es brauche eine Entkoppelung des Strompreises vom Erdgaspreis, einen Gaspreisdeckel sowie rasche Entlastungen für Unternehmen.

Baden-Württemberg von Rezession besonders betroffen

Aber nicht nur die steigenden Strom- und Gaspreise sind eine Belastung für die Unternehmen. Viele sind von Exportgütern abhängig. Eine drohende Rezession wird nach Einschätzung der Landesbank LBBW in Baden-Württemberg besonders hart durchschlagen.

LBBW-Volkswirt Zimmermann geht für das nächste Jahr von einem Rückgang des baden-württembergischen Bruttoinlandsproduktes von zwei Prozent aus. Grund für die schlechte Prognose sei vor allem die hohe Exportquote Baden-Württembergs: Der Wohlstand im Land hängt im Vergleich zu den meisten anderen Bundesländern in hohem Maße von Exportgütern wie Kraftfahrzeugen und Maschinen ab.

Reduzierte Gaslieferungen verschlechtern Konjunktur

Führende deutsche Wirtschaftsinstitute hatten am Donnerstag in ihrem Herbstgutachten für das kommende Jahr eine Rezession vorhergesagt: Der Einschätzung nach könnte die deutsche Wirtschaftsleistung 2023 um 0,4 Prozent sinken. Der Grund für die Verschlechterung der konjunkturellen Aussichten sind vor allem die reduzierten Gaslieferungen aus Russland.

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