Symbolbild zu steigenden Heizkosten und Kosten für Heizung, Wärme, Öl, Gas und Energie durch die aktuelle Krise und Krieg zwischen Russland und der Ukraine. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / pressefoto_korb | Micha Korb)

Steigende Energiepreise für Baden-Württemberger

BW-Stadtwerke befürchten, dass Kunden nicht mehr zahlen

Stand

Die Preise für Strom und Gas steigen kräftig. Das wird auch für Stadtwerke in Baden-Württemberg zum Problem. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher könnten bald nicht mehr zahlen.

Die etwa 100 Stadtwerke in Baden-Württemberg stellen sich angesichts der hohen Belastungen durch die Energiepreise auf steigende Zahlungsausfälle bei Kunden ein. "Es gibt Schätzungen, dass bei den Stadtwerken fünf bis zehn Prozent der Kundenzahlungen ausfallen könnten", sagte Klaus Eder, Vorsitzender der Landesgruppe des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Ulm. Normalweise liege die Ausfallquote unter einem Prozent. Ein Ausfall von fünf Prozent der Einnahmen bedeute etwa bei den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm einen Verlust von 17 Millionen Euro.

Versorgungsunternehmen droht Insolvenz

Eder, der zugleich Chef der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm ist, sagte, die Energieversorger erlebten eine noch nie dagewesene Situation.

"Die Preise für Strom und Gas sind von März 2020 bis heute um den Faktor zehn bis 15 gestiegen."

Man müsse die Kosten an die Kunden weitergeben. Es könne sein, dass das ein oder andere Unternehmen im Land die Krise nicht überstehe und in Insolvenz gehen müsse, so Eder weiter. "Es gibt schon einzelne Stadtwerke, bei denen die Kommunen ihre Einlagen erhöhen mussten."

Baden-Württemberg

Hohe Gas- und Energiepreise Droht Stadtwerken in Baden-Württemberg bald die Insolvenz?

Städtetag und Gemeindetag in Baden-Württemberg warnen wegen der hohen Gaspreise vor Insolvenzen bei den Stadtwerken. Viele seien bereits jetzt in bedrohlicher Schieflage.

SWR2 Aktuell SWR2

Regierungskoalition plant Strompreisbremse

Nach den Vorstellungen der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP sollen Privathaushalte sowie kleinere Unternehmen unter anderem mithilfe von abgeschöpften "Zufallsgewinnen" von Versorgern die Strommenge für einen "Basisverbrauch" zu einem vergünstigten Preis erhalten. Für diese Strommenge gilt die sogenannte Strompreisbremse.

Pauschale Entlastung "sinnlos"

Diesen Vorschlag bewertete der VKU-Vertreter als besonders kritisch. Eder sagte: "Es ist nicht sinnvoll, in den bestehenden Markt einzugreifen und eine Strompreisbremse einzuführen." Besser wäre es laut dem VKU-Chef, die Steuern auf Gas und Strom zu senken. Dies würde für dauerhafte Entlastung führen. Und es mache keinen Sinn, 300 Euro Energiegeld pauschal über die Bevölkerung zu verteilen.

Kommunen warnen vor Strom- und Gasausfällen

Während die Stadtwerke Zahlungsausfälle befürchten, warnt der Städte- und Gemeindebund vor flächendeckenden Stromausfällen im Winter. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte in einem Interview mit der "Welt am Sonntag", die Gefahr eines Blackouts sei gegeben. Sowohl feindliche Hackerangriffe als auch "eine Überlastung des Stromnetzes - etwa wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen", seien "realistische Szenarien".

Deutschland nicht ausreichend vorbereitet

"Wir können flächendeckende Stromausfälle nicht ausschließen", betonte Landsberg. Für diesen Fall sei Deutschland nicht ausreichend gerüstet. Die Bundesregierung habe die Lage zwar erkannt, handle aber nicht ausreichend.

"Die Vorbereitung auf echte Krisensituationen muss viel intensiver behandelt werden."

Deutschland müsse den zivilen Katastrophenschutz viel intensiver ausbauen, so Landsberg weiter. Jeder Bürger müsse sich vor Augen führen, was passiert, wenn kein Strom mehr fließt. "Dann läuft kein Wasser, man kann nicht tanken, nach zwei Tagen kann man sein Handy nicht mehr laden", führte Landsberg aus. "Wir sind in keiner Weise auf so ein Szenario vorbereitet."

Mehr zur Energieversorgung in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Wohlfahrtsverbände warnen vor Folgen Warum Strom bei der EnBW teurer wird und was das bedeutet

Der Strompreis für EnBW-Kundinnen und -Kunden steigt ab Oktober um rund ein Drittel.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Stand
AUTOR/IN
SWR