Bischöfe, Priester, Nonnen und Laien der katholischen Kirche in Deutschland haben das Reformprojekt synodaler Weg abgeschlossen. Zum Ende am Samstag forderten die Delegierten in Frankfurt am Main mit klarer Mehrheit die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Außerdem sollen Frauen in Zukunft auch in katholischen Messen predigen dürfen. Auch ein Vorschlag zur Einführung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche und wieder-verheiratete Paare bekam eine Mehrheit.
Ist der synodale Weg ein Erfolg?
Der Stadtdekan der katholischen Kirche in Stuttgart, Christian Hermes, zeigte sich am Samstagabend im SWR sehr erleichtert über die Beschlüsse. "Ich bin sehr zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass wir soweit kommen." Hermes nahm selbst an dem letzten großen Treffen auf dem synodalen Weg in Frankfurt teil. Seit Donnerstag diskutierten rund 230 Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Kirche Reformen.
Der größte Erfolg sei, dass die Bischöfe verstanden hätten, auf welcher Seite sie stünden. Hermes betonte im SWR, es habe bereits massive Einschüchterungsversuche gegen Bischöfe gegeben, unter anderem mit Demonstrationen vor dem Tagungszentrum in Frankfurt.
Hermes: "Bischöfe trotzen Einschüchterungsversuchen"
Die Bischöfe hätten den Einschüchterungsversuchen stand gehalten, so Stadtdekan Hermes. "Die Bischöfe haben sich mit Mehrheiten von 80 oder 90 Prozent auf die Seite der Menschen gestellt, für die sie da sind. Das heißt für die Frauen, dass ihre Rechte geachtet werden - auch in der Kirche. Die Beteiligung von Laien, für die LGBTIQ-Menschen, die homosexuelle Menschen."
"Die Kirche gehört an die Seite der Schwachen. Das ist ihr Auftrag. Das haben die Bischöfe verstanden. Das ist ein starkes Zeugnis."
Kritik: Synodaler Weg sei im Kern gescheitert
Der katholische Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) äußerte sich dagegen zurückhaltend. Die Schritte in Richtung einer Reform der katholischen Kirche seien "sehr klein". Bei der fünften Synodalversammlung seien teils "schmerzhafte Kompromisse" nötig gewesen, um überhaupt in Bewegung zu kommen, erklärten die Synodalinnen der kfd am Samstag. So sei auch der Beschluss, Frauen als Diakoninnen zuzulassen, hart erkämpft.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDJK) zieht in einer Pressemitteilung am Samstag ein gemischtes Fazit. Die Beschlüsse zu den Segensfeiern, zur geschlechtlichen Vielfalt und zur Stärkung von Frauen in sakramentalen Ämtern seien wichtig: "Denn das Evangelium sagt uns: Alle Menschen sind gleich", sagte der Bundesvorsitzende des BDJK, Gregor Podschun.
Gleichzeitig sei der Synodale Weg in seinem Kern gescheitert: "Es fehlte der Mut für den nächsten Schritt." Diskriminierende Strukturen würden gewollt aufrechterhalten. Auf seinem Twitter-Account kommentierte Podschun: "Die systemischen Risikofaktoren sexualisierter Gewalt wurden nicht ausreichend bearbeitet. Es gibt zu viele Kompromisse, zu viel Verbleiben im Kirchenrecht, zu wenig Mut, zu viele Vorbehalte."
Endgültige Entscheidung trifft der Papst
In dem beschlossenen Text geht es um eine Öffnung des Diakonats für Frauen. Aber die endgültige Entscheidung hierzu kann nur der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche treffen.
Katholischer Synodaler Weg Schwer errungene Reformen
Nach dreieinhalb Jahren Synodalen Weges in der katholischen Kirche sind folgenreiche Reformentscheidungen gefallen. Die Laien mussten dafür eine Reihe Kompromisse machen. Viele ha…
Die Synodalversammlung formulierte unter anderem auch eine Bitte an den Papst, den Pflichtzölibat für Priester erneut zu prüfen. Die Synodalversammlung ist das zentrale Gremium des Reformprozesses Synodaler Weg, der Ende 2019 begonnen worden war. Der Reformprozess begreift sich als Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Papst Franziskus und die römische Kurie - die Zentralverwaltung im Vatikan - hatten zuletzt jedoch deutlich gegen die geplanten Veränderungen Stellung bezogen. Insbesondere wandten sie sich gegen alles, worin sie eine Gleichstellung von Geistlichen und Laien sahen.