Warnstreikende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG gehen zum Bahnhofsplatz.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Jörg Halisch)

Massive Verkehrseinschränkungen

Das war der Streik-Montag in BW

Stand

Am Montag hat ein gemeinsamer Warnstreik von ver.di und EVG deutschlandweit große Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. Informationen dazu gibt es hier.

Karlsruhe: Kundgebung auf dem Marktplatz

In Karlsruhe haben sich Streikende auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung versammelt. Fast alle Stadtbahnlinien der Albtal-Verkehrsgesellschaft fahren heute nicht, nur die Linien S1, S11 und S12 sind laut Online-Fahrplan regulär unterwegs. Auch Tram- und Buslinien der Verkehrsbetriebe Karlsruhe fallen heute aus. Auf der Anzeige im Karlsruher Hauptbahnhof heißt es bei nahezu allen Verbindungen "Dieser Zug fällt heute aus". Bereits gestern waren am späten Abend einzelne Bahnen aus dem Betrieb genommen worden, um zu vermeiden, dass zu Streikbeginn um Mitternacht Fahrgäste nicht mehr weiterkommen. Unter anderem werden heute auch die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Baden-Baden ganztägig bestreikt.

In Karlsruhe auf dem Markplatz stehen Streikende in Warnwesten bei einer Kundgebung. (Foto: SWR)
In Karlsruhe haben sich am Vormittag Streikende auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung getroffen.

ver.di verhandelt in Potsdam

Parallel zum Großstreiktag beginnen gerade in Potsam weitere Verhandlungen zwischen ver.di und dem Beamtenbund dbb mit dem Bund und den Kommunen. Die Gewerkschaften fordern nach wie vor 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft und der Deutschen Bahn soll erst nach Ostern wieder verhandelt werden.

Bahn rechnet mit Streikauswirkungen bis morgen

Der bundesweite Verkehrsstreik könnte auch morgen noch zu Zugausfällen und Verspätungen führen. Das sagte der Sprecher der Deutschen Bahn Achim Stauß in Berlin. Dies betreffe zumindest den Fernverkehr. Das liege an den sich überlappenden Schichten der Streikenden. Diese würden teilweise noch bis in den nächsten Tag gehen. Bei S-Bahnen, Bussen und Regionalbahnen zeigte Stauß sich aber optimistisch, dass diese morgen wieder planmäßig fahren könnten.

"Letzte Generation" stört den Verkehr in Stuttgart

Mindestens sieben Aktivisten der Klimaschutzbewegung "Letzte Generation" waren am Morgen mit Holzgestellen in der Größe eines Autos auf den Stuttgarter Durchgangsstraßen unterwegs und störten den Verkehr. Das berichtete ein Sprecher der Gruppe. Über mögliche Vorfälle bei der Aktion - beispielsweise Auseinandersetzungen mit Autofahrern - habe er keine Informationen.

Zwei Mitglieder der "Letzten Generation" stören den Verkehr in Stuttgart. Vor ihnen stehen drei Polizisten. (Foto: Andreas Rosar)
Zwei Mitglieder der "Letzten Generation" haben am Morgen den Verkehr in Stuttgart gestört.

Staus in Stuttgart im üblichen Bereich

In Stuttgart haben sich am Morgen Autos im Berufsverkehr gestaut. Betroffen waren unter anderem die B27 in Zuffenhausen und die Heilbronner Straße in Richtung Innenstadt. "Wir haben die üblichen Verkehrsbehinderungen", sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Zunächst gebe es "nichts Besonderes", fügte er mit Blick auf die ganztägigen Warnstreiks hinzu.

Region Mannheim: Streiks und Kundgebungen geplant

Vor dem Mannheimer Hauptbahnhof haben sich schon am frühen Morgen rund 50 Streikende zu einer Kundgebung versammelt. Von dort sind sie zum Ludwigshafener Hauptbahnhof weitergezogen. In Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen wird der Öffentliche Nahverkehr heute bestreikt. Auch der Schiffsverkehr ist betroffen, weil das Personal der Schleusen streikt. In Heidelberg wollen rund 100 Beschäftigte der Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter von der Neckarschleuse zum Marktplatz ziehen. Dort rechnet die Gewerkschaft ver.di außerdem mit 500 Demonstrierenden des Verkehrsunternehmens Rhein-Neckar-Verkehr.

Demonstrierende streiken vor dem Mannheimer Hauptbahnhof. (Foto: SWR)
In Mannheim wurde schon am frühen Morgen vor dem Hauptbahnhof demonstriert.

Keine Züge am Stuttgarter Hauptbahnhof

Der große Warnstreik der Bahngewerkschaft EVG hat auch den Betrieb auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof zum Erliegen gebracht. An den Bahnsteigen waren am Morgen keine Züge zu sehen. Auch S-Bahnen fuhren nicht. Es waren nur sehr wenige Menschen in dem Bahnhofsgebäude unterwegs, Bäckereien waren geöffnet, Kunden kamen aber nur spärlich.

Ein leeres Gleis am Stuttgarter Hauptbahnhof. Auf der Anzeigetafel wird auf den Streik hingewiesen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Julian Rettig)
Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist am frühen Morgen menschenleer.

Mehr als 30.000 Beschäftige haben mit dem Streik begonnen

Nach Angaben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sind heute Morgen deutschlandweit bereits mehr als 30.000 Beschäftige an rund 350 Standorten an den Streiks beteiligt. "Die Republik steht, weil die Arbeitgeber sich verweigern", erklärte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch. "Wir streiken heute, weil uns in den Tarifverhandlungen trotz der für viele Beschäftigten angespannten finanziellen Situation nichts vorgelegt wurde, über das wir ernsthaft verhandeln könnten." Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert warf der Deutschen Bahn vor, sich unsozial zu verhalten. "Was die Bahn bisher auf den Tisch gelegt hat, ist gar nichts", sagte Burkert der "Augsburger Allgemeinen" (Montagsausgabe). Stattdessen arbeite sie sogar mit "unsozialen Gegenforderungen" wie etwa Urlaubskürzungen. Die EVG befindet sich in Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn und rund 50 weiteren Unternehmen.

Kein Flugbetrieb am Stuttgarter Flughafen

Der reguläre Flugbetrieb am Flughafen Stuttgart ist heute zum dritten Mal binnen weniger Wochen lahmgelegt. Alle 170 geplanten Ankünfte und Abflüge entfallen, betroffen sind laut Airport rund 20.000 Menschen. Der Flughafen empfiehlt, sich bei den Airlines zu informieren und nicht zum Flughafen zu kommen. Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden geht von längeren Wartezeiten aus, da das Personal an den Sicherheitskontrollen streiken soll. Mit Flugausfällen rechnete der Baden-Airport aber nicht.

Wegen Streik: Staus auf den Straßen?

Auf den Straßen dürfte es sehr voll werden - gerade in Städten, in denen auch der Nahverkehr und das S-Bahn-Netz bestreikt werden. Wie viele Menschen am Montag aufs Auto umsteigen und inwiefern das zu mehr Staus führt, ist aber noch nicht absehbar. Weder das Verkehrs- noch das Innenministerium haben dazu verlässliche Prognosen. Eine erste Befürchtung hat sich aber zumindest nicht bestätigt: ver.di hatte zunächst wegen des Ausstands eine Sperrung von Autobahntunnels ins Spiel gebracht. Die Autobahn GmbH geht laut einer Sprecherin aber davon aus, dass wie bei vorangegangenen Ausständen keine streikbedingten Einschränkungen im Autobahnnetz zu erwarten sind. Der Betrieb auf den Bundesfernstraßen sei aufrechtzuerhalten.

ÖPNV in größeren BW-Städten betroffen

In etlichen Städten in Baden-Württemberg bleiben heute U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse im Depot. Betroffen ist nach Angaben von ver.di der kommunale Nahverkehr in Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden, Freiburg, Mannheim, Esslingen, Heilbronn und Ulm. Allein diese Auswirkung des 24-stündigen Ausstands dürfte für Hunderttausende Menschen im Land zu spüren sein. Allerdings fällt in den Städten nicht alles aus. In Stuttgart sollen etwa die Linien bedient werden, die von regionalen Busunternehmen gefahren werden. In Karlsruhe fahren die Stadtbahnen der Linien S1, S11 und S12. Auch in Ulm, Baden-Baden oder Freiburg werden einzelne Linien weiter bedient. Einige Städte wie etwa Tübingen sind hingegen nicht direkt vom Warnstreik betroffen, dort fahren fast alle Busse wie gehabt. Allerdings werde es voraussichtlich Einschränkungen auf der Ammertalbahn zwischen Tübingen und Herrenberg geben, hieß es.

Auswirkungen im Regional- und Fernverkehr

Die Eisenbahn-und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat heute rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Eisenbahnunternehmen zum Arbeitskampf aufgerufen. Daher stehen im Fernverkehr der Deutschen Bahn am Montag alle Züge still. Gebuchte Tickets können bis zum 4. April genutzt werden. Auswirkungen sollten bereits seit Sonntagabend und noch am Dienstag zu spüren sein, hieß es. Auch Regional- und S-Bahn-Bahnen der Deutschen Bahn in Baden-Württemberg werden zu Beginn des Streiks nicht fahren, teilte eine Sprecherin mit. Die Strecken der SWEG sind dagegen teilweise betroffen. Wegen der indirekten Auswirkungen des Streiks fallen zwar auch hier die meisten Züge aus. Auf einzelnen Strecken der Ortenau-S-Bahn und der Breisgau-S-Bahn sowie auf der Zollern-Alb-Bahn soll der Betrieb jedoch aufrechterhalten werden. Auch alle SWEG-Busse sollen demnach planmäßig fahren. Das Eisenbahn-Unternehmen Go-Ahead wird ebenfalls nicht direkt bestreikt, geht aber davon aus, dass kein Bahnbetrieb möglich sein wird.

Warnstreik: Beginn um Mitternacht

Der 24-stündige Verkehrswarnstreik der Gewerkschaften ver.di und EVG hat um Mitternacht begonnen. In ganz Deutschland stehen damit an diesem Montag Züge, Busse und Flugzeuge still. Auf der Schiene wird der Fernverkehr komplett und der Regionalverkehr größtenteils eingestellt. Bestreikt werden nahezu sämtliche deutsche Flughäfen, nicht aber der Berliner Airport. Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft sind ebenfalls betroffen. Volle Straßen sind auch deshalb zu erwarten, weil in sieben Bundesländern der öffentliche Personennahverkehr bestreikt werden soll und viele Menschen dann aufs Auto ausweichen dürften. Betroffen sind neben Baden-Württemberg auch Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und weite Teile Bayerns.

Züge sind deutlich voller

Deutlich mehr Menschen als sonst fahren heute mit der Bahn, um noch vor Mitternacht ihr Ziel zu erreichen. Der Andrang an den Bahnhöfen sei groß, Züge seien voller als gewöhnlich, so ein Bahnsprecher. Viele Fahrgäste hätten wegen des Warnstreiks am Montag ihre Fahrt offensichtlich vorgezogen. Bereits am Sonntagabend könne es allerdings zu ersten Zugausfällen kommen, da einige Schichten vor dem Tageswechsel beginnen. Die Deutsche Bahn muss ihren Nah- und Fernverkehr wegen der Warnstreiks morgen komplett einstellen. Auch der Güterverkehr steht still.

Eine Straßenbahnfahrerin erklärt, warum sie streikt

Sie liebt ihren Job und ist trotzdem unzufrieden - Beate Johnson ist Straßenbahnfahrerin in Karlsruhe und erzählt dem SWR, warum der Streik für ihre Kollegen und sie so wichtig ist.

Karlsruhe

Warnstreiks am Montag in ganz Deutschland "Darum streike ich!" Eine Karlsruher Straßenbahnfahrerin berichtet

Sie liebt ihren Job und ist trotzdem unzufrieden - Beate Johnson ist Straßenbahnfahrerin in Karlsruhe und erzählt, warum der Streik am Montag für ihre Kollegen und sie so wichtig ist.

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Streiks über Ostern doch möglich?

Die Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG) schließt offenbar auch Streiks in den Osterferien nicht mehr aus. "Der Streik ist das letzte Mittel für uns", sagte die Verhandlungsführerin der EVG, Cosima Ingenschay, den Partnerzeitungen der "Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft" (Montagsausgaben). Am Sonntagmorgen hieß es noch in Medienberichten, die Gewerkschaft wolle über Ostern auf Streiks verzichten.

Keine Staus trotz Lkw-Verkehr am Sonntag

Das gelockerte Sonntagsfahrverbot für Lastwagen hat den Verkehr in Baden-Württemberg bisher nicht besonders beeinträchtigt. "Es gibt deshalb keine Staus", sagte ein Sprecher des Lagezentrums im Stuttgarter Innenministerium. "Wir haben ganz normalen Sonntagsnachmittagsverkehr", sagte ein Sprecher auf dpa-Anfrage. Auch beim Autobahnpolizeirevier Stuttgart und der Karlsruher Polizei wurden keine Auffälligkeiten registriert.

Politikwissenschaftler: Streiks verhältnismäßig

Der gemeinsame Warnstreik von ver.di und EVG ist nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Wolfgang Schroeder vertretbar. "Die Gewerkschaften arbeiten, soweit dies erkennbar ist, mit Augenmaß", sagte der Kasseler Professor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Streik sei auch zielführend im Hinblick auf einen erfolgreichen Lohnabschluss. Er dürfe auch auf Verständnis bei der Bevölkerung stoßen, weil er früh angekündigt worden sei.

EVG schließt Streiks über Ostern aus

Vor dem Großstreik hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG einem Medienbericht zufolge weitere Warnstreiks während der bevorstehenden Osterferien ausgeschlossen. "Da wir mit Streiks die Arbeitgeber und nicht die Reisenden treffen wollen, werden wir rund um die Osterfeiertage nicht verhandeln", teilte die Gewerkschaft der Zeitung "Bild am Sonntag" mit. Streiks um die Feiertage könnten für alle Reisenden ausgeschlossen werden.

ver.di-Chef Werneke verteidigt Arbeitsniederlegungen - und droht

ver.di-Chef Frank Werneke hat den Warnstreik vertreidigt. "Lieber ein Tag, an dem sich in Deutschland nichts bewegt, und dann ein für die Beschäftigten akzeptables Tarifergebnis als ein Scheitern und in der Folge wochenlange Auseinandersetzungen, von denen die Bevölkerung am Ende viel stärker betroffen ist", sagte er der "Bild am Sonntag". Keiner wünsche sich einen unbefristeten Streik im öffentlichen Dienst. Werneke sagte aber auch: "Wir sind zu einem umfassenden Arbeitskampf in der Lage, wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden."

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