Joachim Rukwied, Präsident des baden-württembergischen Landesbauernverbandes, hält bei der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes (LBV) in der Schwabenlandhalle eine Rede. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christoph Schmidt)

Landesbauernpräsident wiedergewählt

Rukwied sieht Landwirtschaft doppelt belastet - gestiegene Kosten und Kaufzurückhaltung

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Mit großer Mehrheit ist Landesbauernpräsident Joachim Rukwied am Mittwoch wiedergewählt worden. Er beklagt die Kaufzurückhaltung bei regionalen Produkten in BW.

Landesbauernpräsident Joachim Rukwied bleibt für weitere vier Jahre im Amt. Die Mitgliederversammlung des Landesbauernverbands in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) wählte den 60-Jährigen mit 97 von 106 gültigen Stimmen.

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Die derzeitige Weltlage rund um den Krieg in der Ukraine beeinflusst auch die Landwirtschaft in Baden-Württemberg. Die Preise für Dünger haben sich vervierfacht, die Energiepreise mehr als verdoppelt. Auch die Futterpreise sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Joachim Rukwied, der auch Präsident des Deutschen Bauernverbands ist, sieht die Bäuerinnen und Bauern im Land deshalb vor großen Herausforderungen: "Das belastet unsere Betriebe sehr stark", so Rukwied im Gespräch mit dem SWR. Neben gestiegenen Preisen bereitet ihm aber auch eine andere Beobachtung Sorgen.

Kaufzurückhaltung bei heimischen Lebensmitteln

Der Präsident des Landesbauernverbands sieht die Landwirtschaft in Baden-Württemberg "doppelt" unter Druck. Eine weitere Belastung sei die Kaufzurückhaltung der Menschen in Baden-Württemberg bei heimischen Lebensmitteln. Der Landwirt aus Heilbronn appelliert an die Konsumenten, heimische Bauernfamilien zu unterstützen.

"Greifen Sie auf heimische Produkte zurück. Die schmecken, haben eine hohe Qualität und kurze Transportwege."

Auch Ministerpräsident Kretschmann sieht "Missverhältnis"

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht im Kaufverhalten der Bürgerinnen und Bürger ebenfalls ein Problem. Es gebe "ein Missverhältnis zwischen den Anforderungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft einerseits und dem Kaufverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher andererseits", kritisierte der Ministerpräsident am Mittwoch bei der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbands.

Das Land werde daher die seit langem diskutierte Idee eines sogenannten Gesellschaftsvertrags angehen und bis zum Sommer 2024 abschließen. Ziel sei es, in einem "Strategiedialog" mit Gesprächen und in Arbeitsgruppen einen breiten Konsens darüber zu erzielen, "wie wir gemeinsam das Beste rausholen für alle", so Kretschmann.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) begrüßte Kretschmanns Äußerungen. "Die Landwirtschaft und die Natur brauchen eine neue Perspektive", sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle.

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) sieht den Absatz regionaler Produkte nicht gefährdet. "Ich bin überzeugt davon, dass wir in Baden-Württemberg das Potenzial der Verbraucher haben, die auch die teureren Produkte im Zweifelsfall erwerben werden, weil sie wissen, sie stammen aus nachhaltiger Produktion", sagte Hauk im SWR-Interview.

Joachim Rukwied, Präsident des baden-württembergischen Landesbauernverbandes, bedankt sich bei der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbands in Fellbach bei Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christoph Schmidt)
Handschlag auf der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbands: Bauernpräsident Rukwied und BW-Ministerpräsident Kretschmann.

Zukunft der Landwirtschaft in BW laut Rukwied nicht in Gefahr

Trotz aller negativen Entwicklungen, die die Landwirtschaft in den letzten Monaten hinnehmen musste, sieht der Präsident des Landesbauernverbands keine existenzielle Bedrohung für seinen Wirtschaftszweig. "Natürlich hat Landwirtschaft in Baden-Württemberg eine Zukunft", so Rukwied. Bäuerinnen und Bauern im Land seien "topausgebildet" und der baden-württembergische Markt für Landwirtschaftsprodukte "kaufkräftig".

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