"Ich wünsche mir von der neuen Bundesregierung, dass sie einfach guckt, dass sie hier in Europa und in Deutschland auch Spitzentechnologie haben, die wir produzieren können. Sodass hier die Arbeitsplätze erhalten bleiben und die Wirtschaftspolitik passt."
Michael Fiedler ist 42 Jahre alt. Er kümmert sich beim Technologiekonzern Bosch in Stuttgart-Feuerbach ums Thema Abgassteuerung. Ein System, das in Millionen Autos weltweit verbaut ist und mit dem Bosch in der Vergangenheit gutes Geld verdient hat. Aber E-Autos brauchen keine Abgassteuerung und Bosch deshalb auch immer weniger Software-Entwickler wie ihn.
Keine neuen Projekte - keine Perspektive bei Bosch?
"Ich sehe gerade keine große Perspektive, wenn wir keine neuen Projekte bekommen", so der Software-Entwickler. "Gerade für Leute in meinem Alter, mit so Anfang 40, wäre es schon schön, wenn ich in Zukunft auch noch weiter neue Sachen entwickeln könnte."
Seit zwölf Jahren arbeitet Michael Fiedler bei Bosch in Stuttgart. Er glaubte anfangs fest daran, damit das große Los gezogen zu haben. Jetzt allerdings wachsen die Zweifel, ob dies für ihn - mitten im Leben - tatsächlich eine Anstellung fürs Leben sein wird.
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Autoindustrie in der Krise: Schwacher Absatz und Stellenabbau
In den Medien ist überall von der "Krise in der Autoindustrie" zu lesen. In Baden-Württemberg sind rund eine Million Menschen direkt oder indirekt in der Automobilbranche beschäftigt, bei Herstellern und Zulieferern. Mit Blick auf die Bundestagswahl wächst die Sorge der Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze. Viele Firmen kämpfen mit einbrechenden Gewinnen und sinkenden Absatzzahlen - und bauen Stellen ab. Einfach zu einem anderen Unternehmen zu wechseln, ist in der gegenwärtigen Situation schwierig.
Geraten Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten, wird oft von einem sozialverträglichen Stellenabbau gesprochen. Was das heißt, haben wir hier erklärt:
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Wenn Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten kommen, werden häufig Stellen gestrichen. Dann ist oft von einem sozialverträglichen Stellenabbau die Rede. Was heißt das?
Familie macht Michael Fiedler Mut
Michael Fiedler versucht trotzdem den Mut nicht zu verlieren - auch mit Blick auf seine Familie: "Solange die Familie da ist, die Frau, die Kinder - das ist das Wichtigste im Leben", sagt er. Darauf komme es an.
Das Lachen der Kinder ist, was am meisten auflädt.
Und so macht sich Michael Fiedler auf, seine zwei kleinen Kinder aus der Kita abzuholen. Doch seine Gedanken kreisen: "Vorher war halt klar, man ist 'Boschler' auf Lebenszeit. Und jetzt ist es nicht mehr ganz so klar", sagt er. "Es ist nicht gesagt, dass ich in fünf Jahren noch dort arbeite."
Die Sicherheiten in der Autoindustrie werden weniger. Michael Fiedler hofft nun, dass eine neue Bundesregierung die Lage wieder ändern kann.
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