Bei einem möglichen Verkauf der Stuttgarter Warenhauskette Breuninger müssen Kundinnen und Kunden aus Sicht von Experten künftig wohl mit Abstrichen bei Serviceleistungen rechnen, etwa bei der Beratung. Um die Rendite im operativen Geschäft zu steigern, dürften laut Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein die Kosten bei Breuninger in den Fokus rücken. "Das heißt: Serviceleistungen werden abgebaut, Mitarbeiter abgebaut, Flächen verkleinert", sagte Heinemann. "Da Breuninger über einen guten Online-Shop verfügt, ist davon auszugehen, dass der stationäre Bereich Federn lässt." Für die bisherigen Leistungen für die Kundinnen und Kunden vor Ort hieße das: "Wahrscheinlich wird vieles schlechter als besser."
"Letztlich stellt sich die Frage, wer bei einem möglichen Verkauf zum Zuge kommt", sagte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU. Bei einem Käufer mit einem ähnlichen Geschäftsmodell dürfte sich laut dem Experten nicht so viel verändern. Bei einem Finanzinvestor gebe es aber normalerweise mehr Druck auf die Kosten. So könnte es sein, dass gewisse Serviceleistungen wegfielen oder es weniger Verkäufer in den Häusern gebe.
Berichte über Breuninger-Verkauf: Unruhe in der Belegschaft möglichst vermeiden
Laut Fassnacht ist es jetzt am wichtigsten, Unruhe innerhalb der Belegschaft möglichst zu vermeiden. Die Nachricht über den möglichen Verkauf sei für die meisten Mitarbeiter wahrscheinlich überraschend gewesen. "So etwas löst natürlich erst mal Unruhe aus", sagte Fassnacht. "Das Management muss jetzt intern ruhig, klar und transparent mit den Mitarbeitern kommunizieren, damit die Unruhe nicht zu groß wird", so seine Einschätzung. "Die Leute mögen Klarheit". Demnach sei es wichtig, dass schnell eine Entscheidung über den möglichen Verkauf getroffen werde. Schließlich merkten sonst auch die Kundinnen und Kunden vor Ort den Verkäuferinnen und Verkäufern die Unruhe an. Diese seien auch "Markenbotschafter" des Unternehmens.
Die "Wirtschaftswoche" hatte zuletzt über einen möglichen Verkauf des Stuttgarter Traditionshauses berichtet. Demnach wollen sich die hinter der Breuninger-Gruppe stehenden Eigentümerfamilien vom Handelsgeschäft und den zugehörigen Immobilien trennen. Sowohl Finanzinvestoren als auch Handelsunternehmen hätten Interesse angemeldet. Ein Sprecher teilte mit, dass Breuninger generell keine Marktgerüchte kommentiere. In Verhandlungskreisen wird dem Bericht zufolge spekuliert, dass die gesamte Breuninger-Gruppe auf Basis eines Unternehmenswerts von 2,5 Milliarden Euro verkauft werden könnte. Abzüglich Schulden könnte der Kaufpreis rund zwei Milliarden Euro betragen, wobei rund 1,8 Milliarden Euro allein auf die Immobilien entfallen dürften.
Dem Sprecher zufolge betreibt Breuninger 13 Häuser: In Baden-Württemberg sind das Stuttgart, Ludwigsburg, Sindelfingen (Kreis Böblingen), Reutlingen, Karlsruhe und Freiburg. Außerdem gibt es weitere auf Deutschland und Luxemburg verteilte sieben Standorte. 2023 habe das Unternehmen einen Umsatz von etwa 1,5 Milliarden Euro erzielt. Breuninger sei sowohl im stationären als auch im Online-Handel profitabel, teilte der Sprecher mit, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Nach Angaben des Unternehmens arbeiten 6.500 Menschen für Breuninger.