Ein geschmückter Christbaum vor einem weihnachtlichem Altar in einer Kirche (Foto: SWR)

Predigten am ersten Weihnachtsfeiertag

Trotz Krise: Bischöfe in BW fordern zu Mut und Verständigung auf

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Auch in Krisenzeiten hoffnungsvoll bleiben: In ihren Weihnachtspredigten haben die Bischöfe und die Bischöfin in BW an die Menschen appelliert, den Mut und das Vertrauen nicht zu verlieren.

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Der katholische Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg hat die Menschen dazu aufgerufen, trotz der aktuellen Krisen den Mut nicht zu verlieren. Burger sagte in seiner Predigt laut Redemanuskript am Sonntag anlässlich des ersten Weihnachtsfeiertags, in der Weihnachtsgeschichte liege eine zentrale Botschaft der Hoffnung. So sei das "Geheimnis der unschuldigen Liebe, wie sie uns nur ein neugeborenes Menschenkind entgegenbringt" der Augenblick, in dem man selber erfahren dürfe, was es heiße, Kind Gottes zu sein.

"Es wird möglich, denen Vergebung zu gewähren, die an uns schuldig geworden sind. Es wird möglich, andere um Verzeihung zu bitten."

Vergebung gewähren und um Verzeihung bitten

In seiner Predigt im Freiburger Münster sagte Burger weiter, diese Einsicht berge die Chance, das Leben neu zu gestalten. Getragen in dieser Liebe werde es möglich, selbst Misstrauen und Argwohn hinter sich zu lassen, verstörende und verletzende Erfahrungen hintenanzustellen. "Es wird möglich, denen Vergebung zu gewähren, die an uns schuldig geworden sind. Es wird möglich, andere um Verzeihung zu bitten."

Erzbischof Stephan Burger (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa/Pressebildagentur ULMER)
Der katholische Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg hat die Menschen dazu aufgerufen, trotz der aktuellen Krisen den Mut nicht zu verlieren.

Wenn sich überzeugte Christinnen und Christen in Caritas und den Kirchengemeinden für das Gemeinwohl engagierten, könne die Welt ein Stück besser werden. Burger nannte Beratungsstellen, Hospizdienste, Krankenpflege oder Engagement für Kinder und Jugendliche. "All diese Dienste und Aufgaben tragen dazu bei, wenn auch oftmals in kleinen Schritten, der Glaubwürdigkeit aufzuhelfen, etwas von der Liebe aufscheinen zu lassen, die im göttlichen Kind in der Krippe liegt."

Gohl: Mächtige sollen ihre Rolle überdenken

Der Evangelische Landesbischof von Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, forderte die Mächtigen dieser Welt auf, ihre Rolle zu überdenken. Gohl sagte laut vorab verbreitetem Redemanuskript in der Stuttgarter Stiftskirche: "Denn damals wie heute erscheinen uns die Mächtigen doch als die, die Panzer besitzen oder über ein Vermögen von hunderten von Milliarden Dollar verfügen - oder beides."

"Für die Milliardäre gilt, was für jeden von uns gilt: Das letzte Hemd hat keine Taschen."

Der Kolosserbrief rufe nicht zum Umsturz auf. Er ordne die Mächtigen einfach einen Stock tiefer ein. "Warum? Weil auch die Herrscher, die scheinbar ungehindert ihre Gewalttaten verüben, einmal sterben werden. Und für die Milliardäre gilt, was für jeden von uns gilt: Das letzte Hemd hat keine Taschen."

Ernst-Wilhelm Gohl (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Der Evangelische Landesbischof von Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, appellierte an die Mächtigen dieser Welt, ihre Rolle zu überdenken.

Gohl sagte weiter, Jesus herrsche "nicht mit erhobener Faust, sondern mit ausgestreckter Hand"; diese Herrschaft setze auf Vertrauen und darauf, "dass sich Christus und das neue Leben durchsetzen werden: inmitten von Gewalt, inmitten von Krieg, Hunger, Flucht und Elend". Das Vertrauen auf diese Macht lasse sich nicht beweisen, "wie sich Liebe auch nicht beweisen lässt".

Springhart: Menschen erleben dramatische Zeiten

Nach Ansicht der badischen evangelischen Landesbischöfin Heike Springhart erleben die Menschen dieser Tage dramatische Zeiten. "Die Welt ächzt unter Krieg, Menschen auf der Flucht und der Suche nach einer sicheren Herberge", sagte sie in ihrer Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Karlsruher Stadtkirche laut Redemanuskript. Aber es gebe Hoffnung, betonte sie. Denn Weihnachten beraube die dunklen Mächte und Gewalten ihrer Kraft. "Das Kind in der Krippe weist sie mit der Macht der Liebe in ihre Grenzen", sagte die Landesbischöfin. Gottes Mitleid sei kein betroffener Blick auf das Leid der Welt herab. "Keine 'Wird-schon-wieder'-Floskel. Kein Blick aus der Ferne und den Höhen des Himmels. Gottes Mitleid ist sein Mitleiden", erläuterte Springhart.

Heike Springhart ist zur ersten Bischöfin der Landeskirche Baden gewählt worden. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart sagte, Trost und Zuwendung finde sich auch in kleinen Zeichen.

Große Sehnsucht nach Trost und Erbarmen

Die Sehnsucht nach Trost und Erbarmen sei groß, beispielsweise in den Kinderkliniken oder in den Aufnahmestellen für Ukraine-Geflüchtete, sagte die Landesbischöfin. Für das Wesentliche brauche es keinen Hochglanz. Trost und Zuwendung könne sich auch in kleinen Zeichen realisieren, wie sie es dieses Jahr häufig erlebt habe. "Dann, wenn ich spüre: Ich bin gesehen. Ich bin nicht allein mit meinen Fragen, meiner Sehnsucht, meiner Verzweiflung", sagte Springhart.

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