Ein Biosiegel auf einer Packung Kresse (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Timm Schamberger)

Lebensmittelüberwachung in BW

Ökomonitoring: 98 Prozent der ökologisch erzeugten Lebensmittel sind wirklich Bio

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Bio-Lebensmittel werden immer beliebter. Um zu prüfen, ob Bio-Produkte halten, was sie versprechen, hat das Land ein Ökomonitoring durchgeführt. Nun wurden die Ergebnisse vorgestellt.

Der Anteil von Bioprodukten im baden-württembergischen Lebensmittel-Einzelhandel ist in den letzten Jahren kontinuierlich auf mehr als sechs Prozent gestiegen. Doch ist auch überall Bio drin, wo Bio draufsteht? Das wird in Baden-Württemberg im Rahmen der Lebensmittelüberwachung beim sogenannten Ökomonitoring getestet. Nun hat Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) die Ergebnisse für das Jahr 2021 vorgestellt - und eine positive Bilanz gezogen: Bio-Lebensmittel sind deutlich weniger mit Rückständen belastet als konventionell erzeugte Waren.

550 Öko-Produkte wurden gestetest

Rund 550 Öko-Produkte haben die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württemberg (CVUAs) im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen und nur in Einzelfällen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln festgestellt. Auf Bio sei Verlass, sagte Hauk. 98 Prozent aller ökologisch erzeugten Lebensmittel würden das Bio-Siegel zu Recht tragen.

"Wie in den Vorjahren gab es lediglich Einzelfälle, in welchen weitere Recherchen und Maßnahmen erforderlich waren."

Auch bei Bio-Eiern und Bio-Milch habe es keine Beanstandungen gegeben, erklärte der Landwirtschaftsminister. Besonders erfreulich sei, dass keines der auffälligen Produkte aus Baden-Württemberg stamme. Verbraucher könnten sich bei regionalen Ökoprodukten auf die Qualität verlassen, versicherte Hauk.

Nach Angaben des Agrarministeriums werden in Baden-Württemberg 14,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet. Ziel der Landesregierung ist es, den Anteil bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Mehr als jeder zehnte landwirtschaftliche Betrieb im Land ist ein Bio-Betrieb (13,5 Prozent). Das Monitoring ist dem Ministerium zufolge bundesweit einzigartig.

Angaben stimmten in den meisten Fällen

Wo Bio draufstand, war in den letzten Jahren meist auch Bio drin. Das Ökomonitoring wurde in Baden-Württemberg parallel zum wachsenden Anteil von Bio-Lebensmitteln und der ökologischen Landwirtschaft eingeführt. Vor allem während der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach ökologisch produzierter Ware, weil viele Menschen auch in Baden-Württemberg im Homeoffice waren und zu Hause kochten. Laut Baden-Württembergs Ökomonitoring 2020 kam es dabei aber zu keinem Qualitätsverlust bei den Lebensmitteln.

Auch im Jahr 2021 habe die Bio-Ernährung deutlich an Popularität gewonnen, erklärte Hauk. "Der Trend der letzten Jahre war auch 2021 zu erkennen", sagte er. "Bio-Lebensmittel boomen." So seien die bundesweiten Verkaufsmengen von Bio-Produkten um fünf Prozent gestiegen.

Steigende Preise dämpfen Nachfrage nach Bio-Produkten

Aktuell zeichnet sich allerdings angesichts des Krieges in der Ukraine eine Trendumkehr ab. Wegen steigender Preise und der hohen Inflation hielten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Kauf von Bio-Lebensmitteln im Augenblick zurück, erklärte der Landesbauernverband Baden-Württemberg dem SWR.

"Wir können feststellen, dass die Verbraucher in diesen Krisen- und Kriegszeiten ihr Geld stärker zusammenhalten. Momentan ist es so, dass die Bio-Branche dadurch stärker unter Druck gerät."

Dabei könnte die Preisschere zwischen Bio und konventionellen Lebensmitteln noch weiter auseinandergehen. Die Bodenbearbeitung ohne chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel ist aufwendiger, deshalb müssen Bio-Bäuerinnen und -Bauern mehr Maschinen einsetzen. Dennoch sieht Hauk weiter gute Perspektiven für die Branche.

Hauk: Deutsche müssen bereit sein, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben

"Der Wind wird unter den Vorzeichen der Ukraine und nach Corona etwas rauer. Ich sehe wohl gewisse Kaufzurückhaltung, aber keinen Einbruch. Deshalb sehe ich auch nicht, dass Bio-Landwirte perspektivlos werden", sagt Hauk. Ohnehin ist er der Meinung, dass sich auch Menschen mit kleineren Einkommen gute Produkte leisten können. Zudem müssten die Deutschen lernen, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben.

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