Auf einer Tafel in der Innenstadt wird auf die Probewarnung im Rahmen vom Warntag hingewiesen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg)

Zweiter Probelauf nach 2020

Warntag in BW: Um 11 Uhr schrillten Smartphones und Sirenen

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Am zweiten bundesweiten Warntag ist erneut das Warnsystem auf die Probe gestellt worden. Einiges hat dabei besser funktioniert als beim ersten Versuch vor zwei Jahren.

Nach Pannen beim ersten bundesweiten Warntag 2020 ist in Baden-Württemberg erneut unter anderem mit Sirenen der Ernstfall geprobt worden. Probewarnmeldungen wurden auch auf Smartphones geschickt - das hat dieses Mal zumindest besser funktioniert als vor zwei Jahren. Zum ersten Mal wurde dabei auch auf eine neue Technologie gesetzt.

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Erstmals Handy-Warnungen über Cell Broadcast

Vielleicht sind einige kurz erschrocken: Um 11 Uhr war von vielen Smartphones ein lautes Signal zu hören, dazu wurde eine Probewarnmeldung angezeigt. In Deutschland wurde erstmals das sogenannte Cell-Broadcast-Verfahren getestet, mit dem im Gefahrenfall schnell informiert werden kann - ohne, dass der Nutzer dazu eine spezielle App installieren muss. Dabei geht eine Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt Empfang hat. Unter anderem in Japan und den USA versenden die Netzbetreiber schon seit Jahren Nachrichten über Cell Broadcast. In Deutschland war die Flut in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 Anlass für die Einführung.

Verspätung im Radio

Die Warnmeldung im Radio ließ allerdings auf sich warten. Den SWR-Hörfunkwellen lag sie erst gegen 11:16 Uhr vor.

Pünktlich kam dagegen die Benachrichtigung über die Warn-App "NINA", über die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bereits seit einigen Jahren warnt. Die Entwarnung kam ebenfalls fast überall pünktlich - und zwar um 11:45 Uhr, zum Teil auch etwas später. BBK-Präsident Ralph Tiesler sagte danach, das System habe gut funktioniert. Am frühen Nachmittag zog er eine erste positive Bilanz, räumte jedoch ein, dass es womöglich "an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf" geben könne.

Innenminister Strobl zieht positive Zwischenbilanz

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte nach der Übung, die dafür zuständigen Fachleute müssten den Warntag nun sorgfältig bewerten. Man könne aber jetzt schon sagen, dass die großen technischen Probleme des ersten Warntags 2020 Vergangenheit seien. "Die WarnApp NINA und der neue Warnkanal Cell Broadcast haben pünktlich auf meinem Mobiltelefon angeschlagen - die Systeme funktionieren. Ein schöner Erfolg für einen zukünftigen Ernstfall", teilte Strobl mit.

Vodafone nennt Test vollen Erfolg

Aus Sicht des Netzbetreibers Vodafone war der erste Test des neuen Katastrophen-Warnsystems in Deutschland "ein voller Erfolg". Das Unternehmen teilte mit: "Wir werden nun alle Erkenntnisse aus dem Warntag auswerten und für die weitere Optimierung des neuen Warnsystems bis zum Start des Regelbetriebs in 2023 nutzen. Dann sollen auch mehr ältere Endgeräte in das Warnsystem einbezogen werden als heute bei der ersten Testwarnung."

Warnung per Handy: Mit dieser Probemeldung des BBK-Präsidenten wurde am Warntag 2022 das Cell-Broadcast-Verfahren getestet (Foto: SWR)
Warnung per Handy: Mit dieser Probemeldung wurde am Warntag 2022 das Cell-Broadcast-Verfahren getestet

Sirenen waren nicht überall zu hören

Bereits im Vorfeld hatten mehrere Gemeinden angekündigt, nicht am Warntag teilzunehmen. In anderen gibt es flächendeckend keine Sirenen mehr, wie beispielsweise in Göppingen. Viele wurden nach dem Kalten Krieg abgebaut oder nicht mehr gewartet. So muss beispielsweise in Stuttgart erst wieder ein System aufgebaut werden, was laut einem Sprecher einige Jahre dauern kann. Andere Städte wie Karlsruhe, Mannheim, Heilbronn und Tübingen machten dagegen mit.

Wie wichtig die Warnung im Ernstfall sein kann, hatte sich etwa während der Flut-Katastrophe im Sommer 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf tragische Weise gezeigt. Damals waren viele Menschen nicht rechtzeitig vor den herannahenden Fluten gewarnt worden. Teilweise wurde zu spät evakuiert, teils weigerten sich Bewohner, ihre Häuser zu verlassen, da sie das Ausmaß der Katastrophe unterschätzten.

Mit dem bundesweiten Warntag wollte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe testen, wie gut die technische Infrastruktur der Warnsysteme funktioniert - und wo Nachbesserungen nötig sind. Erfahrungen können Bürgerinnen und Bürger in einer Umfrage auf der Seite der Behörde teilen.

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