Die Deutsche Bahn (DB) will im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vorerst kein neues Angebot vorlegen. "Die GDL versucht, den Charakter von Tarifverhandlungen zu verändern. Tarifverhandlungen führt man am Verhandlungstisch. Das gilt grundsätzlich in Deutschland, und es galt bislang auch bei der Bahn", sagte DB-Chef Richard Lutz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Bahnchef Lutz: Beide Streiks waren völlig unnötig
Er forderte den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky auf, vor einer möglichen neuen Streikrunde zu verhandeln. "Wir sitzen am Verhandlungstisch, unsere Hand ist ausgestreckt, die Tür ist weit offen. Es liegt an Herrn Weselsky, jetzt einfach an den Tisch zu kommen und nicht draußen stehen zu bleiben und das gesamte Land lahmzulegen. Beide Streiks waren völlig unnötig."
Streit um die Laufzeit des Vertrags
Der Bahnchef drängt auf eine schnelle Lösung des seit 2020 schwelenden Tarifstreits. "Die Unterschiede in den Vorstellungen von Bahn und GDL sind überhaupt nicht so groß, als dass sie diese gravierenden Auswirkungen für die Mobilität der Menschen und die Versorgung der Wirtschaft rechtfertigen würden", sagte DB-Chef Lutz. Die GDL fordere 3,2 Prozent mehr Lohn und eine Corona-Prämie, die Bahn biete 3,2 Prozent mehr Lohn und eine Corona-Prämie. Lediglich bei der Laufzeit liege man noch auseinander.
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Das Tarifeinheitsgesetz sollte eigentlich Ruhe in Verhandlungen um Löhne und Gehälter bringen. Die größte Gewerkschaft im Betrieb bestimmt für alle. Bei der Bahn klappt es nicht.
Streik vorerst zu Ende
GDL-Chef Weselsky hatte am Mittwoch weitere Arbeitskämpfe in Aussicht gestellt, sollte die Bahn kein verbessertes Tarifangebot vorlegen. Vorerst aber fährt die Bahn wieder nach Plan. Der zweite Streik in diesem Monat ging in der Nacht zum Mittwoch zu Ende. Nach Zahlen der Bahn hatten sich insgesamt knapp 8.500 Beschäftigte an dem Streik beteiligt. Die GDL sprach am Mittwoch von mehr als 10.000 Streikenden.
Fahrgastverband kritisiert Deutsche Bahn
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert, dass die Bahn kein neues Angebot vorlegen will. "Es ist nachvollziehbar, wenn die GDL dann fragt, worüber sie eigentlich verhandeln solle", sagte der Bundesvorsitzende Detlef Neuß. Dass die GDL die geforderte Prämie von 600 Euro nicht bekommen werde, sei allen klar. "Aber es wäre hilfreich, wenn die DB endlich selbst einen Vorschlag machen würde."