Die Bundesregierung hat ehrgeizige Ziele beim Ausbau von Erneuerbaren Energien. Das grün-geführte Baden-Württemberg muss vor allem bei der Windenergie deutlich zulegen. Die notwendigen Flächen fehlen aber noch. Dazu sollen jetzt die planerischen Voraussetzungen geschaffen werden.

Razavi: "Klimaschutz geht nur mit raschem Ausbau"
Die grün-schwarze Landesregierung will schnell zusätzliche Flächen für den Ausbau der Windenergie und Photovoltaik ausweisen. Erstmals werden dafür alle zwölf Regionalverbände gemeinsam mit dem Land in eine Planungsoffensive gehen, wie die für die Landesentwicklung zuständige Ministerin Nicole Razavi (CDU) mitteilte.
"Ziel ist es, in den Regionalplänen zwei Prozent der Regionsflächen für Windkraft und Freiflächenphotovoltaik planerisch zu sichern", betonte Razavi. Ein wesentlicher Schlüssel für mehr Klimaschutz und mehr Versorgungssicherheit in Deutschland liege im raschen Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Krieg in der Ukraine zeigt Abhängigkeit von Russland
Hierfür seien im ganzen Land ausreichend geeignete Flächen vor allem für Windkraft- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen notwendig. Regionalverbände und Kommunen hätten hier schon Vorarbeit geleistet. Razavi sagte: "Die Regionalverbände werden in den nächsten Wochen auf einer landesweiten Hinweiskarte jene Gebiete zusammenführen und veröffentlichen, auf denen bereits jetzt losgelegt werden kann."
Nach Angaben des Ministeriums sollen die Planungen bis zum Jahr 2025 abgeschlossen sein. Razavi betonte: "Auch der Ukraine-Krieg führt uns nochmals in aller Deutlichkeit die Notwendigkeit der Abkehr von fossilen Energien vor Augen: Wir müssen unabhängiger werden, und zwar nicht nur von Energielieferungen aus Russland, sondern von Gas, Erdöl und Kohle allgemein."
Diskussion um russische Energielieferungen Hohe Energiepreise: Was kann die Politik tun und was sind die Optionen der Verbraucher?
Wegen des Russland-Ukraine-Krieges schnellen auch in Baden-Württemberg die Energiepreise in die Höhe - ein Ende der Fahnenstange scheint nicht in Sicht. Eine Lösung wäre mehr Energieeffizienz.
Mindestens zwei Prozent der Landesfläche für Erneuerbare Energien
Am 17. März ist in Stuttgart ein Treffen mit Vertretern der zwölf Regionalverbände geplant. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Regionalverbände, Matthias Proske, sagte, die Verbände leisteten gern ihren Beitrag. "Wir sagen zu, schnellstmöglich und mit höchster Priorität die Planungen für Standorte Erneuerbarer-Energien-Anlagen voranzutreiben und mindestens zwei Prozent der Landesfläche dafür planungsrechtlich zu reservieren."
Razavi fügte hinzu, der Klimaschutz zwinge die Politik zum Handeln: "Auf der Grundlage des Koalitionsvertrages und des Klimaschutzgesetzes hat sich das Land zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 die Klimaneutralität bei den Treibhausgasen zu erreichen."
Sorge um Energieversorgung bei Menschen in BW groß
Viele Menschen in Deutschland machen sich Sorgen um ihre Energieversorgung. 71 Prozent der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger halten es für möglich, dass es deutschlandweit zu Engpässen in der Gas- und Energieversorgung kommen könnte, wie eine am Donnerstag veröffentlichte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag von SWR und "Stuttgarter Zeitung" ergab.
Angesichts der Krisensituation wegen des Krieges in der Ukraine wurde auch im baden-württembergischen Landtag über eine Verlängerung der Laufzeit des Atomkraftwerks Neckarwestheim 2 diskutiert. Das Kraftwerk soll Ende des Jahres abgeschaltet werden.
Atomkraft-Verlängerung keine Option für Grüne im Land
Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) lehnte eine Verlängerung allerdings ab. Sie könne die Debatte um kurzfristige Verlängerungen verstehen, und die Grünen seien auch bereit gewesen über ihren Schatten zu springen, so die Ministerin. Laut Walker zeigen die Bilder aus der Ukraine aber erneut, dass die Nutzung der Atomenergie zu risikoreich für die ganze Welt sei. Die Energiesicherheit im Land sei auch ohne Neckarwestheim 2 gewährleistet.