Letzter Ausweg für verzweifelte Mütter

Wieso das Modell der Babyklappen in BW so selten genutzt wird

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Für verzweifelte Mütter können Babyklappen die letzte Rettung sein. Wieso das Modell der Babyklappen in Baden-Württemberg dennoch so selten genutzt wird und was die Alternative ist.

Sie sind eine Notlösung für Mütter in verzweifelter Lage: In Baden-Württemberg werden immer wieder Neugeborene anonym in Babyklappen abgegeben. Doch einige bleiben auch über Jahre leer. Machen andere Angebote Babyklappen überflüssig?

Deutschlands erste Babyklappe öffnete 2000 in Hamburg. Mittlerweile gibt es Schätzungen nach bundesweit rund 100 solcher Hilfsangebote. In Baden-Württemberg neben Stuttgart und Karlsruhe auch in kleineren Städten wie Villingen-Schwenningen, Singen und Lörrach. Dabei sind die Einrichtungen nicht unumstritten: Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass Babyklappen erst einen Bedarf schaffen und es Frauen erleichtern, sich von ihren ungewollten Kindern zu trennen.

Erste Babyklappe in Baden-Württemberg in Karlsruhe

Die erste Babyklappe Baden-Württembergs wurde vom Diakonischen Werk in Karlsruhe gemeinsam mit der Hardtstiftung 2001 ins Leben gerufen. Laut einer Sprecherin wurden dort seither 31 Kinder abgegeben. 2024 sei ein Junge aufgenommen worden. Die Zahl der anonymen Übergaben sei in den vergangenen Jahren sehr konstant geblieben, bei einem bis zwei Kindern pro Jahr.

"Die Kinder befinden sich nur eine sehr kurze Zeit bei uns", sagte die Schwangerschafts- und Familienberaterin vom Diakonischen Werk Karlsruhe, Ursula Kunz. "Unmittelbar nach der Übergabe werden sie in die Kinderklinik gebracht und das Jugendamt, das sofort über die Übergabe informiert wird, nimmt das Kind in Obhut."

Zwischen 2016 und 2020 habe es keine Übergaben gegeben, so Kunz weiter. Sie vermutet, dass dies auch mit dem Verfahren der "vertraulichen Geburt" zu tun hat.

Löst "vertrauliche Geburt" Babyklappen ab?

Bei einer "vertraulichen Geburt" werden Frauen laut dem Familienministerium während der Schwangerschaft anonym beraten. Bei der Geburt wird ihnen eine geschützte Entbindung in einer Klinik oder bei einer Hebamme gewährt. Schwangerschaftsberatungsstellen begleiten die Frauen auch nach der Geburt, "um ihnen bei Konflikten zur Seite zu stehen und Wege für ein Leben mit Kind aufzuzeigen", so das Ministerium.

Entscheidet sich die Mutter, ihr Kind dauerhaft abzugeben, wird das Baby zur Adoption freigegeben. Die Frauen können dann für 16 Jahre anonym bleiben. Danach können die Kinder die Identität ihrer Mutter erfragen. "Unsere Beratungsstelle hat zwischen 2016 und 2020 drei Frauen im Kontext vertrauliche Geburt begleitet", sagt Kunz. Aktuell gebe es im Stadtgebiet Karlsruhe neben der anonymen Übergabe in die Babyklappe eine vertrauliche Geburt pro Jahr.

Jüngste Babyklappe mit rückläufigen Zahlen - anonyme Geburt als Alternative

In der 2012 eröffneten Babyklappe am Medizin-Campus-Bodensee in Friedrichshafen gehen die Zahlen zurück, berichtete eine Sprecherin. 2024 und 2023 seien keine Babys abgegeben worden. Dort liefere die anonyme Geburt eventuell die Erklärung, so die Sprecherin. "Dabei muss die Frau keine Angaben zu ihrer Person machen und in der Patientenakte wird ein Pseudonym eingetragen." Bei der anonymen Geburt bleiben die Frauen laut Familienministerium komplett anonym.

Die anonyme Geburt sei ein Angebot an schwangere Frauen, ihnen in ihrer scheinbar ausweglosen Situation zu helfen und das Leben von Findelkindern zu retten. "In den Jahren 2023 und 2024 hat eine Frau diese Option im Klinikum Friedrichshafen genutzt." Das Klinikum habe sich im Sommer 2012 ganz bewusst für die Babyklappe entschieden, als Möglichkeit junges Leben zu retten.

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